Quelle: Übernahmekonzept vorgelegt:Retter in Kleinformat

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Zwei Investorengruppen wollen Quelle in abgespeckter Form weiterführen. Gleichzeitig wachsen die Zweifel, ob der staatliche Notkredit von 50 Millionen Euro zurückgezahlt werden kann.

Uwe Ritzer und Mike Szymanski

Quelle könnte womöglich doch noch eine Zukunft haben. Die Quelle Deutschland GmbH war bis zuletzt der Kern des Versandimperiums und beschäftigte 1500 Mitarbeiter. Nun haben nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zwei Investorengruppen Übernahmekonzepte vorgelegt. Beide bieten an, das Versandhaus mit den Sortimenten Möbel, Küchen, Haus- und Heimtextilien sowie Küchengeräte in abgespeckter Form fortzuführen. Im Zuge dessen sollen sowohl der Name Quelle, als auch die Untermarken Webschatz für Heimtextilien und Privileg (Küchengeräte) erhalten werden. Der Vertrieb der Ware soll, wie bisher, über Katalogversand, Internet und stationäre Läden stattfinden. Dem Vernehmen nach sieht das Konzept der Investoren vor, allein im Raum Nürnberg/Fürth 400 Quelle-Beschäftigte zu übernehmen.

Alles muss raus: Bei Quelle sind schon die Schnäppchenjäger unterwegs. (Foto: Foto: dpa)

Der Nürnberger Wirtschaftsreferent Roland Fleck bestätigte die Existenz eines entsprechenden Investoren-Angebots. Fleck sprach von einem "betriebswirtschaftlich hinreichend profitablen Konzept, das ohne große Anlaufschwierigkeiten umgesetzt werden könnte". Fleck appellierte daher an den Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, "diesem Vorhaben eine faire Chance zu geben".

Sorgfältige Prüfung

Görgs Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu dem Konzept ab. "Ich kenne es nicht", sagt er. Er erklärte lediglich, dass die Insolvenzverwaltung derzeit zahlreiche Angebote für alle möglichen Firmen aus der Primondo-Gruppe erhalte. Sie würden jetzt "jeweils einzeln und mit aller Sorgfalt" geprüft. Der Interessenverband der Quelle-Shop-Inhaber etwa bemüht sich um einen Fortbestand der Läden in Eigenregie.

In Nürnberg wächst die Sorge, dass Görg mit Blick auf die Primondo-Gläubigerversammlung am 11. November in Essen die zuletzt als nicht überlebensfähig eingestufte Quelle Deutschland GmbH vorschnell zerschlägt.Mit dem Investorenkonzept hätte das Unternehmen nun vermutlich "eine reelle Chance", erklärte Wirtschaftsreferent Fleck.

In der Region Nürnberg und Fürth verlieren 4000 Quelle-Mitarbeiter voraussichtlich bereits zum 1. November ihren Arbeitsplatz. Quelle-Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel sieht weitere 3000 Jobs an anderen Standorten gefährdet, etwa in Callcentern in Berlin, Magdeburg, Cottbus und Görlitz sowie im Logistikzentrum in Leipzig.

Unabhängig davon verdichten sich die Hinweise, dass Görg Probleme bekommen könnte, den von der Bundesregierung und den Ländern Sachsen und Bayern gewährten Notkredit in Höhe von 50 Millionen Euro vollständig zurückzuzahlen. Das Geld war als sogenannter Massekredit gewährt worden, das heißt, das Geld muss Görg vor allen anderen Forderungen zurückgeben. Das hat Görg zwar auch vor. "Der Massekredit wird in jedem Fall bedient werden", versichert sein Sprecher. Wie aus Kreisen der bayerischen Staatsregierung verlautet, wachsen jedoch in der Politik die Zweifel: "Es sieht danach aus, dass am Ende das Geld nicht ausreicht", sagte eine mit dem Verfahren befasste Person.

Dafür spricht, dass der Insolvenzverwalter mit dem Gedanken spielt, bei Gericht die sogenannte "Masseunzulänglichkeit" zu beantragen. Das Verfahren wird notwendig, wenn die Insolvenzmasse nicht oder nicht mehr ausreicht, um neben den Verfahrenskosten auch die fälligen sonstigen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Letzteres würde bedeuten, dass auch Bestellungen, die die Insolvenzverwaltung in den vergangenen Monaten bei Lieferanten und Dienstleistern vorgenommen hat, schlimmstenfalls nicht oder nur zu einem Teil bezahlt werden können.

Görgs Sprecher bestätigte, dass ein entsprechender Antrag derzeit intern geprüft werde. Man könne "nicht ausschließen", dass er in der kommenden Woche gestellt werden müsse, sagte er. Der Massekredit ist mit Waren abgesichert, deren Wert in den Büchern noch mit mehr als 150 Millionen Euro angegeben ist. Die tatsächlichen Erlöse dürften dem Vernehmen nach nur bei etwa der Hälfte der Summe liegen. Görg muss die Waren günstig abgegeben, um nicht drauf sitzenzubleiben. Der Abverkauf kostet zudem jede Menge Geld.

© SZ vom 24/25.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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