Probefahrt:Leerer Castor-Behälter erreicht Ahaus ohne Probleme

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Einsatzkräfte der Polizei sichern die Probefahrt eines leeren Castor-Behälters. (Foto: David Young/dpa)

Demonstranten, Trecker und Banner - der Widerstand gegen jüngste Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus wächst. Dabei handelte es sich vorerst nur um Probefahrten mit einem leeren Behälter.

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Ahaus (dpa/lnw) - Ein leerer Castor-Behälter hat am frühen Mittwochmorgen nach einer gut 170 Kilometer langen und störungsfreien Fahrt das Zwischenlager Ahaus im Münsterland erreicht. Ziel der zweiten Probefahrt binnen zwei Wochen war es, den Ablauf möglicher Transporte mit radioaktivem Abfall zu testen. Der von einem massiven Polizeiaufgebot begleitete Schwertransport war am Dienstagabend von der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) gestartet. Der Castor-Behälter sei um 2.37 Uhr im Zwischenlager in Ahaus eingetroffen, sagte eine Polizeisprecherin in Münster.

Begleitet wurde der Transport von Protesten von Atomkraftgegnern. Zwei Personen hätten auf der Strecke auf einer Brücke über der Autobahn A2 bei Oberhausen-Königshardt ein Banner gehalten, sagte die Sprecherin. Sie hätten aber den Transport nicht gestört. Im Ankunftsort Ahaus protestierten nach Polizeiangaben gegen 2.00 Uhr nachts drei Traktorfahrer auf einem Wirtschaftsweg gegen Atomtransporte. Die Fahrer erwarte nun eine Strafanzeige, weil sie ihre Aktion vorab nicht angemeldet hätten.

Bereits am Dienstagabend hatten etwa 150 Menschen in Ahaus in der Nähe des Zwischenlagers für radioaktive Abfälle gegen die geplante Probefahrt demonstriert. Auch Landwirte mit mehr als 20 Traktoren beteiligten sich nach Angaben der Polizei an dem Protest und fuhren durch die Stadt im westlichen Münsterland. In Jülich gab es nach Angaben von Anti-Atomkraftinitiativen vor der Abfahrt der Behälter ebenfalls eine Demonstration. Die Polizei habe zudem eine spontane Mahnwache auf einer Autobahnbrücke verhindert.

In Jülich lagern aus einem früheren Versuchsreaktor rund 300.000 Brennelement-Kugeln in 152 Castor-Behältern. Über deren Verbleib ist nicht endgültig entschieden. Eine Möglichkeit ist der Transport zum Zwischenlager nach Ahaus. Diese Variante bevorzugen die Bundesministerien für Forschung, Umwelt und Finanzen. Die zweite Option ist der Verbleib des radioaktiven Abfalls in Jülich. Dieser Variante geben die NRW-Regierungsparteien CDU und Grüne den Vorzug. Sie haben in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, dass Atomtransporte in NRW möglichst vermieden werden sollen.

Die Probefahrt mit dem leeren Castor-Behälter sollte die Abläufe überprüfen. NRW-Atomaufsicht und Sachverständige begutachten den sachgerechten Umgang bei der Beladung in Jülich sowie die Entladung in Ahaus. Diese Überprüfung wird „Kalthandhabung“ genannt. Schon vor zwei Wochen war ein erster Probelauf erfolgt, der nach Angaben von Polizei und Organisatoren ohne Probleme verlief.

Die JEN in Jülich hat 400 Mitarbeiter und den Auftrag, an dem Ort stillgelegte nukleare Anlagen zurückzubauen. Dazu gehören beispielsweise ein Versuchs- und ein Forschungsreaktor der früheren Kernforschungsanlage Jülich.

Für das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen forderte ein Sprecher, dass „der Atommüll in Jülich bleibt“ und dort ein sicheres Zwischenlager gebaut werde. Allein der Transport des leeren Probe-Castors von Jülich nach Ahaus habe einen massiven Polizeieinsatz erfordert. „Dabei trägt die Atommüllverschiebung kein Stück zur Problemlösung in Hinblick auf eine Endlagerung bei“, kritisierten die Anti-Atomkraft-Initiativen.

© dpa-infocom, dpa:231122-99-36055/3

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