Pro Sieben Sat 1:Immer auf der Suche

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Partnervermittlung im Internet - gerade in Corona-Zeiten hat das Konjunktur. Mit Parship ist Pro Sieben Sat 1 einer der Größten in diesem Markt. Nach einem Zukauf in den USA soll das Dating-Geschäft nun an die Börse gehen - es geht um sehr viel Geld.

Von Caspar Busse, München

Es ist wahrlich keine leichte Zeit für das Fernsehunternehmen Pro Sieben Sat 1: Die Werbeeinnahmen sind in der Corona-Krise deutlich zurückgegangen, Investoren sind eingestiegen und sorgen für Unruhe. Dazu kam im Frühjahr eine Führungskrise: Unternehmenschef Max Conze ging, Finanzvorstand Rainer Beaujean ist seit März diesen Jahres neuer Vorstandssprecher und setzt nun eine neue Strategie um: Er will zurück zum Kerngeschäft, also Unterhaltung und Fernsehen, von anderen Aktivitäten im Internetbereich will er sich trennen.

Wie das aussehen könnten, hat Beaujean am Montag erklärt. Das Geschäft mit der Online-Partnervermittlung soll 2022 an die Börse gebracht werden, kündigte er an. Es wäre wohl ein Milliarden-Börsengang, denn Pro Sieben Sat 1 arbeitet derzeit daran, einen der weltweit größten Anbieter im Online-Dating aufzubauen.

Erst Ende vergangener Woche hatte der Fernsehkonzern die endgültige Zustimmen der Kartellbehörden für die 500 Millionen Dollar teure Übernahme der amerikanischen Meet Group erhalten. Im März wurde der Kauf des US-App-Entwicklers angekündigt. Nun wird die bisherige Parship Group mit den Marken Parship, ElitePartner und Eharmony mit dem US-Unternehmen zur neuen Parship-Meet Group zusammengelegt und zum vierten Bereich des Konzerns gemacht. Pro Sieben Sat 1 gehören 53 Prozent, dem Finanzinvestor und Partner General Atlantic, der die Übernahme mitfinanziert hat, 43 Prozent. Den Rest hält das Management.

"Das Geschäft ist nicht nur robust, sondern auch sehr margenstark, gerade in der Krise", sagte Beaujean. Online-Dating, also das Finden eines Partners im Internet, sei immer stärker akzeptiert. "Für viele ist das letztlich die einzige Option", so Beaujean. "Wir haben Kunden, die ernsthaft nach einem Partner suchen", sagte Tim Schiffers, der Chef der Parship-Meet Group. Bei Tinder, dem bekanntesten Online-Dating-Anbieter aus den USA, geht es oft nur um Treffen und vorübergehende Bekanntschaften. Die Parship-Meet Group konzentriert sich auf längerfristige Beziehungen.

Die Corona-Krise mit ihren vorübergehenden Ausgangsbeschränkungen hatte dem Geschäft einen weiteren Schub verliehen. Zusammen kommt die neue Gruppe rechnerisch auf einen Jahresumsatz von 451 Millionen Euro, etwa je die Hälfte in den USA und in Europa, sowie einen operativen Gewinn von etwa 95 Millionen Euro. Der Markt sei attraktiv, es werde mit deutlichem Wachstum gerechnet, so Beaujean. Die Umsätze im Online-Dating werden nach Analysen um etwa acht Prozent im Jahr zulegen. Der Weltmarkt werde auf etwa neun Milliarden Dollar geschätzt, davon entfallen 2,3 Milliarden Dollar allein auf die USA und Deutschland, die wichtigsten Märkte für die Parship-Meet Group.

Beaujean betonte, dass Pro Sieben Sat 1 bei einem Börsengang zunächst die Mehrheit behalten wolle. Im Frühjahr war der Wert des Geschäfts auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt worden, dieser könnte nun noch gestiegen sein. In der bisherigen Gesellschaft Nucom, aus der die Parship-Meet Group ausgegliedert wurde, sind noch das Geschäft mit Preisvergleichsportalen (Verivox), mit Beauty und Lifestyle sowie mit Erlebnisgutscheinen (Jochen Schweizer) gebündelt. Daran hält General Atlantic 28 Prozent.

© SZ vom 08.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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