Pro Sieben Sat 1:Berlusconi im Blick

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"Zuerst muss ich wissen, was genau geplant ist": Rainer Beaujean, der neue Chef von Pro Sieben Sat 1, wartet auf die Vorschläge des ebenfalls neuen Großinvestors Mediaset aus Italien. Aber erst kommt noch die Hauptversammlung.

Von Caspar Busse, München

Betont vorsichtig äußert sich der neue Vorstandssprecher von Pro Sieben Sat 1, Rainer Beaujean, zu den Ambitionen des neuen Großaktionärs Mediaset. "Zuerst muss ich wissen, was genau geplant ist", sagte er, dann würden Pläne genau geprüft. Strategische Gespräche würden derzeit nicht geführt. Beaujean ist seit Ende März im Amt, sein Vorgänger Max Conze hat sich öffentlich eher ablehnend über Mediaset geäußert.

Die von der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset-Holding hatte zuletzt ihren Anteil auf rund 24,2 Prozent an dem bayerischen TV-Konzern erhöht. Investoren um den tschechischen Milliardär Daniel Křetínský halten weitere zehn Prozent an Pro Sieben Sat 1. Beaujean wies aber daraufhin, dass unklar sei, wie viele Aktien Mediaset derzeit genau besitze. Offiziell sei, dass die Italiener Zugriff auf knapp 25 Prozent hätten, sich also auch Kaufoptionen gesichert haben. Ob sie diese inzwischen ausgeübt haben und damit auch Stimmrechte auf der kommenden Hauptversammlung am 10. Juni haben, sei offen. Bis zum 3. Juni könnten stimmberechtige Aktien gemeldet werden. Möglicherweise könnte Mediaset einen Sitz im Aufsichtsrat beanspruchen, bisher gibt es dazu aber keinen Antrag. Die Italiener planen früheren Angaben zufolge eine europaweite Fernsehholding mit Sitz in den Niederlanden, zu der dann auch Pro Sieben Sat 1 gehören könnte.

Derzeit ist das Fernsehunternehmen stark von der Corona-Epidemie getroffen. Die Werbeumsätze seien im April um 40 Prozent zurückgegangen, sagte Beaujean, der zuvor Finanzvorstand war. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde bereits zurückgezogen, eine neue nicht gemacht. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass es bei einem Abflauen der Corona-Krise zu Nachholeffekten kommen könnte, so dass gegen Ende des Jahres die Werbebuchungen wieder deutlich anziehen. Derzeit verfüge Pro Sieben Sat 1 über genügend Liquidität und benötige auch keine Staatshilfe, betonte Beaujean.

© SZ vom 08.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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