Den Preisvergleichsportalen im Internet wird gerade einiges vorgeworfen. Verbraucherschützer beschuldigen sie der Manipulation, weil die angeblich günstigsten Preise nicht immer die günstigsten sind. Der zweite Vorwurf: Die Portale machen ihren Kunden nicht deutlich genug klar, dass sie von Provisionen leben, wenn Interessenten über ihre Seiten Verträge abschließen. Auch Versicherungsvermittler verlangen die Einhaltung der Verbraucherschutzregeln, die für alle gelten.
Keine 20 Jahre sind die Portale jetzt auf dem Markt. Versicherungen, Kredite, Energiepreise, Handytarife, Flüge - für alles lassen sich bequem Anbieter vergleichen. Der Markt ist heftig umkämpft, Check24, Verivox, Geld.de und andere Anbieter buhlen um Klicks und Provisionseinnahmen. Millionen Verbraucher besuchen regelmäßig die Portale - aus gutem Grund. Das Internet hat eine fundamentale Verbesserung mit sich gebracht. Das Informations-Ungleichgewicht zwischen Verkäufer und Käufer hat sich verschoben, zugunsten der Kunden.
Beispiel Versicherung: Wer vor 20 Jahren einen Vertrag abschloss, war dem Vertreter oder Makler mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Er hatte nur eine vage Ahnung, was ein Angebot kosten sollte, konnte nur dann vergleichen, wenn er die mühselige Prozedur des Vermittlerbesuchs gleich mehrmals über sich ergehen ließ, und war selbst nach Gesprächen mit mehreren Anbietern kaum in der Lage, die Angebote wirklich abzuwägen.
Warum bieten Verbraucherschützer nicht selbst ein Portal an?
Die digital zugänglichen Vergleichsportale ändern das radikal. Allerdings sind diese Vergleiche nicht immer sauber. Wie im persönlichen Vertrieb über Vertreter und Makler gibt es auch hier schwarze Schafe. Es stimmt: In manchen Fällen werden Verbraucher von Vergleichsportalen über den Tisch gezogen.
Damit haben die Kritiker recht. Aber die pauschale Verdammung der Internet-Vergleicher ist falsch und beruht auf leicht durchschaubaren Motiven. Viele Versicherungsvermittler hätten am liebsten die alten Zeiten zurück, in denen sie das Informationsmonopol hatten. Wer Vergleichsportalen vorwirft, nicht alle Anbieter aufzulisten, selbst aber als Versicherungsvertreter genau eine einzige Gesellschaft vertritt, wirkt unglaubwürdig.
Online-Portale:Der Preisvergleich im Internet hinkt
Onlineportale haben viel Transparenz bei Reisen, Energie oder Versicherungen geschaffen. Doch sie zeigen nicht immer das günstigste Angebot.
Auch die Verbraucherschützer müssen sich fragen lassen, warum sie so heftig reagieren. Offenbar sehen sie die Portale als Konkurrenz, wenn es um die Unterrichtung und Aufklärung der Verbraucher geht. Schließlich leben die Verbraucherzentralen von Gebühren für die Beratung, zusätzlich zu staatlichen Zuschüssen. Die Stiftung Warentest veröffentlicht Testmagazine, auch sie leidet unter den elektronischen Anbietern.
Die angeblich guten alten Zeiten kommen nicht zurück. Das Internet bleibt, die Online-Vergleiche werden eher wichtiger als unwichtiger. Wo die Kritik an ihnen berechtigt ist, müssen Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden sicherstellen, dass die geltenden Regeln von allen eingehalten werden. Dafür braucht vor allem die Finanzaufsicht mehr Möglichkeiten.
Die Verbraucherschützer ihrerseits müssen sich beeilen, die digitalen Möglichkeiten besser zu nutzen. Bisher haben sie es nicht fertig gebracht, ein zentrales, einfach zu bedienendes Verbraucherportal zu schaffen, wo jeder mit wenigen Klicks erfahren kann, wie gut oder schlecht ein Finanzprodukt oder ein Anbieter ist. Dafür könnten sie ihre bestehenden Mittel nutzen und möglicherweise sogar Gebühren verlangen. Das wäre eine praktische Kritik an dubiosen Praktiken mancher Portale. Damit würde die Revolution, die das Internet für Verbraucher bringt, wirklich vorankommen.