Postchef Appel:Die Probezeit läuft

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Frank Appel bekam als Postchef zwei Aufgaben von seinem Vorgänger überlassen: Die Sanierung der US-Paketsparte läuft. Doch warum zögert er mit dem Verkauf der Postbank?

Caspar Dohmen

Gemessen an der Entwicklung der Aktie hat Frank Appel einen fulminanten Fehlstart als Postchef hingelegt. Seit dem wegen der Steueraffäre seines Vorgängers Klaus Zumwinkel notwendig gewordenen hastigen Führungswechsel kennt das Papier nur noch eine Richtung - nach unten.

Postchef Frank Appel verfolgt einen längerfristigen Ansatz. (Foto: Foto: dpa)

Allerdings sollten die Eigentümer der Post, der Bund und die anderen Aktionäre, froh sein, dass Appel es seit seinem Amtsantritt im Februar unterließ, den Kurs durch überstürzte Aktionen nach oben zu prügeln. Er verfolgt einen langfristigeren Ansatz, und das ist gut. Die Arbeit des Postchefs sollte man deshalb erst dann bewerten, wenn er zwei Vorgänge abschließt, die ihm sein Vorgänger auf dem Schreibtisch hinterlassen hat.

Zum einen geht es um die Sanierung der US-Expresssparte, die seit Jahren rote Zahlen schreibt. Hier räumt Appel endlich auf. Er setzt auf eine Partnerschaft mit dem Rivalen UPS. Allerdings hat Appel einen unnötigen Fehler gemacht. Er unterschätzte den Widerstand, der von der Schließung des Frachtflughafens in Wilmington ausgehen würde. In dieser strukturschwachen Gegend hängen zehntausend Arbeitsplätze an dem bisherigen DHL-Drehkreuz - sie fallen weg. Das Thema griffen prompt beide US-Präsidentschaftskandidaten auf. Appel reagierte und schnürte ein Sozialpaket in dreistelliger Millionenhöhe. Richtig und souverän wäre aber ein frühzeitigeres Handeln für die Beschäftigten gewesen.

Die Post braucht keine Bank

Entscheidend für den geschäftlichen Erfolg der Post ist indes, dass das Konzept aufgeht. Skeptiker sehen durch die Kooperation mit UPS eine "Todesspirale" in Gang gesetzt: auf Sparmaßnahmen folgt schlechterer Service, weswegen die Kunden unzufriedener werden und abwandern, was weiteres Sparen notwendig macht. Diese Gefahr besteht in der Tat. Hier muss Appel gegensteuern.

Der zweite Vorgang betrifft die Postbank, für die Appel seit Monaten einen Käufer sucht. Appel hat sich bislang nicht festgelegt, ob die Bank verkauft wird. Gleichwohl ist es ein offenes Geheimnis, dass er sich gerne auf das Kerngeschäft beschränken, also den Logistikbereich ausbauen würde. In der Tat kann er kaum alle fünf Konzernsparten gleichzeitig voranbringen.

Außerdem benötigt die Post sicher keine Bank. Doch sie hat den richtigen Verkaufszeitpunkt verpasst, auch durch den abrupten Führungswechsel. Jedenfalls ist seit dem Start der Verkaufsverhandlungen der Börsenwert der Postbank um ein Drittel gesunken. Ein Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt käme einer Verschleuderung von Vermögen gleich. Warum bläst Appel das Vorhaben nicht ab?

Unverständliche Hängepartie

Dummerweise kann er den Verkauf nicht einfach um ein Jahr vertagen, bis sich vielleicht die schlimmsten Wogen der Finanzmarktkrise geglättet haben. Verkauft die Post jetzt nicht, dann muss sie für ihre Bank eine mittelfristige Strategie entwerfen und kräftig investieren. Unabhängig davon, dass die Postbank wohl schon bald weitere Abschreibungen auf Finanzgeschäfte vornehmen dürfte, benötigt sie Eigenkapital. Das Geld fehlt der Post an anderer Stelle für Investitionen. Ohnehin bleibt ein Makel.

Ein Bekenntnis der Post für die Bank ist unglaubwürdig. Schließlich hatten sich die Herren aus dem Post-Tower Mitte des vergangenen Jahres noch als den besten Eigentümer der Postbank bezeichnet, wenige Monaten später das Institut dennoch auf die Verkaufsliste gesetzt. Die Postbank und deren Mitarbeiter sind eben das ungeliebte Stiefkind. Deren Verunsicherung schadet dem Geschäft.

Die Hängepartie bei der Postbank ist unverständlich, weil Appel seit einigen Tagen freier agieren kann als sein Vorgänger. Immer wieder galt die Postbank als Spielmasse für die politisch gewollte Bankenkonsolidierung in Deutschland. Doch damit ist es jetzt vorbei. Die Commerzbank hat die Dresdner Bank übernommen, neben der Deutschen Bank entsteht ein zweites großes deutsches Geldhaus. Ende Januar 2009 verliert der Bund auch noch sein Vetorecht für einen Verkauf der Postbank. Zu diesem Zeitpunkt sollte klar sein, wohin Appel die Post langfristig steuern will. Zumwinkels Hinterlassenschaft ist dann erledigt.

© SZ vom 05.09.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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