Polizeiliche Ermittlungen im Netz:Hannovers Facebook-Cops fahnden wieder

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Nach kurzer Unterbrechung will das Land Niedersachsen die Facebook-Fahndung wieder aufnehmen. Datenschutzbedenken räumt die Behörde mit einem einfachen Trick aus der Welt.

Thorsten Denkler

Nur mal angenommen: Ein Mord ist geschehen. Auf offener Straße. Ein Phantombild wird erstellt. Das landet bei Facebook. Dumm nur: Das Phantombild zeigt - wie sich später herausstellt - einen Zeugen, nicht den Täter. Der Zeuge erkennt sich wieder, andere erkennen ihn wieder, halten ihn für einen Mörder.

Facebook-Seite der Polizei Hannover (Symbolbild): Datenschutzprobleme gemeistert? (Foto: dpa)

Genau dies hätte geschehen können, wenn die Polizei Hannover mit ihrem Pilotprojekt "Fahndung via Facebook" einfach so weitergemacht hätte wie bisher.

Seit März 2011 bitte die Polizeidirektion Hannover die Facebook-Gemeinde gezielt um Mithilfe bei der Aufklärung von Straftaten. Dabei hat sie durchaus Erfolg. Sechs Fälle konnten gelöst werden, darunter auch Kapitalverbrechen.

Datenschützer kritisierten Vorgehen

Bald 100.000 Facebook-Nutzern gefallen die niedersächsischen Netz-Sheriffs. Andere Behörden zogen nach. Das Bundeskriminalamt fahndet jetzt auch via Facebook nach Unterstützern der rechten Terrorzelle NSU. Die Polizei Bremerhaven will per Internetfahndung einen Taxi-Mörder dingfest machen.

Datenschützern aber war diese Art der Fahndung von Beginn an nicht ganz geheuer. Nicht allein, weil es zu Verwechslungen kommen konnte, die für Einzelne extrem unangenehme Folgen haben können. Die Fahnder haben ihre Fall-Daten bisher bereitwillig Facebook anvertraut.

Die Unternehmensserver des Freundschaftsnetzwerks stehen jedoch in den USA. Und was dort mit diesen Daten geschieht, darauf haben die deutschen Sicherheitsbehörden keinen Einfluss mehr.

Details nur noch auf der Polizei-Homepage

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann hatte die Facebook-Fahndung deshalb am 20. Januar vorerst gestoppt. Er wollte prüfen, wie es weitergehen kann. Das ist nun geschehen. An diesem Montag hat die virtuelle Polizeidienstelle der Landeshauptstadt ihre Türen wieder geöffnet. "Hallo ihr da draußen", schreibt "Eure Polizei Hannover". Nach "ein paar Wochen Unterbrechung und inzwischen erfolgter rechtlicher Prüfung können wir ab sofort den Account 'Polizei Hannover' wieder für Fahndungen nutzen - wenn auch in veränderter Form".

Mit einem einfachen Trick hat die Polizei die Datenschutzbedenken aus dem Weg geräumt: Wer die Fahndung im Detail lesen will, wird per Link auf die Internetseiten der Polizei Niedersachen weitergeleitet. Dort finden sich sämtliche fahndungsrelevante Daten - auch mögliche Phantombilder.

Personenbezogene Daten können nun gelöscht werden

Die Daten auf einen Server in den USA zu übertragen, sei "rechtlich problematisch" gewesen, heißt es im aktuellen Facebook-Eintrag. "Dagegen steht der Server der Polizeidirektion Hannover in - na? - Hannover". Jetzt können sämtliche personenbezogene Daten problemlos wieder gelöscht werden.

Das Pilotprojekt in Hannover soll bald landesweit fortgesetzt werden: "Wir planen, zeitnah einen zentralen Auftritt für alle Polizeidirektionen im Land beim Landeskriminalamt aufzunehmen", sagte Schünemann am Montag bei einer Pressekonferenz.

Ein neuer Fahndungsfall ist bereits veröffentlicht. Es geht um einen Raubüberfall. Zwei junge Frauen haben offenbar einen Kiosk überfallen. Phantombilder gib es auch. Die Fahnder der Polizei Hannover "zählen auf Euch - wie immer".

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