Pläne der Gewerkschaften:Abwrackprämie für Kühlschränke

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IG Metall und Betriebsräte fordern 100 Euro vom Staat beim Kauf eines energiesparenden Geräts.

M. Bauchmüller u. S. Haas

Die Abwrackprämie für Altautos lockt Nachahmer, denn die staatliche Förderung beim Kauf eines Neuwagens hat einen Nachfrageschub ausgelöst. Allein im Februar stieg die Zahl der Neuzulassungen um 21 Prozent auf 278.000 Fahrzeuge, teilte der Automobilverband VDA in dieser Woche mit.

Arbeitnehmervertreter wollen den Kauf eines energiesparenden Kühlschranks subventionieren. (Foto: Foto: istock)

Einen ähnlichen Boom könnte die staatliche Förderung beim Kauf von Haushaltsgeräten auslösen, meinen jetzt Gewerkschafter und Betriebsräte der Branche. In einem Brief an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) fordern IG-Metall-Chef Berthold Huber und die Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der Hausgerätehersteller AEG, Bosch/Siemens, Bauknecht, Liebherr und Miele ein "staatliches Impulsprogramm" , das sich an der Abwrackprämie für Autos orientieren soll. Eine solches Programm sichere nicht nur 50.000 Arbeitsplätze, sondern habe auch ökologische Vorteile, da neue Geräte energiesparender seien als alte, heißt es in dem Brief. Er liegt der Süddeutschen Zeitung vor.

"Modernisierungsinitiative Weiße Ware"

Die Arbeitnehmervertreter schlagen vor, die Anschaffung eines neuen Kühlschranks mit 100 Euro zu unterstützen. Das Geld sollen Käufer von neuen Geräten bekommen, wenn sie ihre alten entsorgen lassen. Ziel sei es, den Marktanteil neuer, sparsamer Kühlschränke (sogenannte A++-Geräte) zu steigern. Deren Marktverbreitung liege derzeit nur bei fünf Prozent, weil die Billigkonkurrenz Kühlschränke für weniger als 100 Euro anbiete. In deutschen Haushalten würden noch etwa 50 Millionen Geräte genutzt, die älter als zehn Jahre seien, darunter 29 Millionen rund um die Uhr laufende Kühl- und Gefriergeräte, heißt es in dem Brief weiter. Würden die alten Geräte durch energiesparende ersetzt, könne der Stromverbrauch deutlich sinken. "Ein wichtiger Baustein" sei das, lobt auch das Umweltministerium. Ein ähnliches Konzept werde derzeit geprüft.

Ganz neu ist die Idee nicht, der frühere Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte den Kühlschrank-Bonus schon im vorigen Herbst in die Debatte gebracht. Statt 100 Euro sollte er sogar 150 Euro betragen. Abwrackprämie hieß das Projekt damals nicht, sondern "Modernisierungsinitiative Weiße Ware".

Gut für die Umwelt

Doch die Idee verlief im Sand. Die FDP hatte kühl hochgerechnet, wie viel die Prämie bei jährlich drei Millionen verkauften Kühlschränken und einer Million Gefriertruhen kosten würde. Die Summe von 600 Millionen Euro erschien damals exorbitant hoch; von Milliardenpaketen für die Konjunktur sprach seinerzeit noch niemand. Auch ließ sich nie klären, inwieweit die Prämie tatsächlich den Verbrauchern dient - oder letztlich in höheren Margen für die Hersteller mündet. Und die darben lange nicht so wie ihre Kollegen in der Autoindustrie.

Umweltpolitisch hätte die Abwrackprämie für Kühlschränke durchaus mehr Reiz als jene für Autos. Denn im Schnitt sind deutsche Haushaltsgeräte 15 Jahre alt, das Einsparpotential ist enorm: Der Energieverbrauch moderner Geräte des A++-Standards, so ermittelte im vorigen Jahr eine Arbeitsgruppe im Wirtschaftsministerium, liegt um bis zu 80 Prozent unter den Werten von 1990. Entsprechend klimafreundlich sind die neuen Geräte. Im Umkehrschluss heißt das auch: Wer seinen alten Kühlschrank nicht aus eigenem Antrieb ersetzt, ist selbst schuld. Denn die Mehrkosten amortisieren sich schon nach wenigen Jahren - auch ganz ohne Abwrackprämie.

Nur für bedürftige Haushalte ist das schwer, für sie gibt es daher schon seit Herbst einen Bonus. Lassen sie sich daheim vom Energiespar-Experten beraten, erhalten sie 100 Euro vom Staat extra, zumindest theoretisch: Noch stockt das Projekt - der Finanzierung wegen.

© SZ vom 07.03.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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