Pharma:US-Konzern McKesson schluckt Pharmagroßhändler Celesio

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Stuttgart (dpa) - Der US-Konzern McKesson mischt den deutschen Pharma-Großhandel auf. Für umgerechnet 6,1 Milliarden Euro wollen die Amerikaner die Stuttgarter Celesio AG übernehmen, wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten.

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Stuttgart (dpa) - Der US-Konzern McKesson mischt den deutschen Pharma-Großhandel auf. Für umgerechnet 6,1 Milliarden Euro wollen die Amerikaner die Stuttgarter Celesio AG übernehmen, wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten.

Der Duisburger Mischkonzern Haniel gibt zunächst seinen 50,01-Prozent-Anteil für 23 Euro je Aktie ab. Für die verbleibenden börsengehandelten Celesio-Aktien will McKesson ein Angebot vorlegen. Insgesamt will McKesson mindestens 75 Prozent der Anteile einsammeln, sonst platzt der Deal.

Der Pharmagroßhändler Celesio beugt sich damit dem wachsenden Wettbewerbsdruck in der Branche. Zusammen werden die beiden Firmen den Angaben zufolge mit 81 500 Mitarbeiter weltweit und einen Jahresumsatz von mehr als 150 Milliarden US-Dollar (111 Mrd Euro) einen der größten Pharmagroßhändler weltweit bilden.

Celesio soll zunächst als eigenständige Tochter weiter geführt werden. „So wird unser Unternehmen wesentlich konkurrenzfähiger“, sagte Celesio-Chefin Marion Helmes am Donnerstag.

Die im MDAX notierten Celesio-Aktien sprangen im Handelsverlauf um 5,50 Prozent auf 22,92 Euro hoch. Analysten nannten das Angebot attraktiv. Der Vorstand werde das Angebot sorgfältig prüfen und anschließend eine Empfehlung ausgeben, sagte Celesio-Chefin Helmes.

Der Haniel-Konzern erzielt nach eigenen Angaben einen Verkaufserlös von knapp zwei Milliarden Euro. Mit einem Teil des Geldes will Haniel seine Schulden abbauen.

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Gerüchte über einen Ausstieg von Haniel gegeben. Zuletzt fiel auch der Namen McKesson. Celesio litt wie seine Konkurrenten zuletzt unter dem durch staatliche Gesundheitsreformen angetriebenen Preisdruck.

Zusätzlich lieferten sich die deutschen Pharmahändler zuletzt eine gnadenlose Rabattschlacht. 2012 machte Celesio gut 150 Millionen Euro Verlust bei 22,3 Milliarden Euro Umsatz. Dieses Jahr sollen unterm Strich wieder schwarze Zahlen stehen.

Celesio und McKesson ergänzten sich perfekt, sagte Helmes. McKesson sei vor allem in den USA und Kanada aktiv. Celesio in Europa und Brasilien. Die Amerikaner unterstützten die bisherige Strategie der Deutschen. Celesio baut derzeit den Großhandel aus und betreibt nach dem Verkauf der Versandapotheke DocMorris noch knapp 2200 Apotheken in sechs europäischen Ländern. Außerdem hat Celesio ein Partner-Netzwerk von 4000 Apotheken, die Marken- und Vertriebskonzepte der Stuttgarter umsetzen.

„Die Art und Weise, wie sie den Markt bearbeiten, ist sehr ähnlich zu dem, was wir in Kanada oder den USA tun“, sagte McKesson-Chef John H. Hammergren. McKesson beliefert wie Celesio Apotheken und Arztpraxen mit Medikamenten und steht hinter einem Franchise-Netz von Apotheken in den USA. Zusätzlich bieten die Amerikaner verschiedene Dienstleistungen für die Branche an.

Der US-Konzern verspricht sich ab dem vierten Jahr nach der Übernahme Synergien von 275 bis 325 Millionen US-Dollar - unter anderem beim Einkauf von Generika. Spätestens bis März 2014 soll die Übernahme unter Dach und Fach sein.

Das Celesio-Management werde bleiben, sagte Hammergren. Helmes hatte auf Druck von Haniel im Sommer den Vorstandsvorsitz von ihrem Vorgänger Markus Pinger übernommen und ist nun Finanz- und Firmenchefin in einer Person. Helmes war während ihrer Zeit bei ThyssenKrupp AG unter anderem auch für Firmenkäufe zuständig.

Über mögliche Stellenstreichungen sagte Helmes: „Die Frage stellt sich nicht.“ Es gehe nicht um Konsolidierung, sondern um Wachstum, betonte McKesson-Chef Hammergren. Gerd Herzberg, Vertreter der Gewerkschaft Verdi im Haniel-Aufsichtsrat, sagte, die Arbeitnehmervertreter würden die neuen Eigentümer an ihrer Zusage messen, wonach nicht nur alle Arbeitsplätze erhalten, sondern auch weitere geschaffen werden.

Auch die bisherigen Marken Gehe für den Großhandel und Lloyds für das Apothekennetzwerk sollen die Übernahme überstehen. Nur Celesio könnte verschwinden: „Inwieweit der Name Celesio erhalten bleibt, wird man sehen müssen“, sagte Helmes.

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