Paulaner-Eigner Schörghuber ist tot:Abschied eines Brauers

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Bestürzung in der Bierbranche: Der bayerische Unternehmer Stefan Schörghuber ist völlig unerwartet mit 47 Jahren gestorben - seine Firmengruppe steht vor einer ungewissen Zukunft.

Silvia Liebrich

Der unerwartete Tod des bayerischen Brauereiunternehmers und Paulaner-Chefs Stefan Schörghuber hat in der Bierbranche Bestürzung ausgelöst. Der 47-Jährige starb in der Nacht von Montag auf Dienstag in seinem Haus in München-Bogenhausen. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Schörghuber war Inhaber der Schörghuber Unternehmensgruppe, die Beteiligungen im Brauereisektor, Immobilien- und Hotelgewerbe sowie Flugzeugleasinggeschäft hält. Das Forbes Magazine schätzte Schörghubers Vermögen zuletzt auf 2,7 Milliarden Euro. Er erreichte damit Rang 307 auf der Liste der reichsten Menschen der Welt.

Stefan Schörghuber führte die Schörghuber-Gruppe seit 1995. (Foto: Foto: dpa)

Finanzvorstand Hans-Peter Hoh, der vorerst die Geschäfte leiten wird, informierte am Morgen die 6300 Mitarbeiter des Unternehmens: "Sein Tod ist für uns alle und für die gesamte Unternehmensgruppe ein unermesslicher Verlust", schrieb Hoh. "Mit Schörghuber verlieren wir einen ungewöhnlich verantwortungsbewussten Menschen, einen umsichtigen und visionären Unternehmer, der mit großem Pflichtgefühl die Geschicke seines Unternehmens lenkte." Mit Schörghuber verliere Bayern einen seiner wichtigsten Brauereichefs, hieß es beim Bayerischen Brauerbund.

Schörghuber gehörte zu der Spezies von Unternehmern, die nicht gern in der Öffentlichkeit auftreten. Interviews gab er nur selten. Den Ausbau der Brauholding International (BHI), in der das Biergeschäft gebündelt ist, trieb er gemeinsam mit dem niederländischen Heineken-Konzern voran, dem Minderheitseigner der BHI. Der Süddeutschen Zeitung sagte er vor drei Jahren: "Die Expansion über Süddeutschland hinaus ist der nächste Schritt. Wenn es nach meinen Wünschen ginge, am liebsten sofort".

Umbauen und Sanieren

Doch dieser Schritt blieb im verwehrt. Stattdessen geriet das Biergeschäft, zu dem auch die Marken Kulmbacher, Karlsberg, Fürstenberg und Hoepfner gehören, immer stärker unter Druck. Der nachlassende Bierdurst der Deutschen und die steigenden Produktionskosten setzten auch der BHI zu.

Schörghuber zog die Konsequenzen und versuchte es mit neuen Managern. Zunächst entließ er BHI-Geschäftsführer Friedrich Hoepfner nach nur wenigen Monaten im Amt. Offiziell hieß es, man habe sich wegen unterschiedlicher Ansichten über die Geschäftsführung getrennt. Der Nächste, der ging, war Kulmbacher-Chef Jürgen Brinkmann.Auch in anderen Firmenbereichen gab es einen regen Führungswechsel.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, wie Heineken als Minderheitseigner der Schörghuber-Gruppe auf den Tod Stefan Schörghubers reagieren könnte.

Dem Finanzvorstand der Unternehmensgruppe, Hans-Peter Hoh, ließ Schörghuber in den vergangenen Monaten zunehmend freie Hand. Ihm übertrug er im September schließlich auch die Geschäftsführung der drittgrößten Brauereigruppe Deutschlands. In der Branche haftet Hoh der Ruf des kompromisslosen Sanierers an. Er gilt auch als die Antriebskraft hinter den Umbauten in der Unternehmensgruppe.

Stefan Schörghuber führte die Unternehmensgruppe seit 1995 als Alleingesellschafter und Vorsitzender des Vorstandes. Als er die Nachfolge seines Vaters nach dessen Tod antrat, war er erst 34 Jahre alt. Josef Schörghuber hatte in vier Jahrzehnten aus der familieneigenen Schreinerei ein millionenschweres Firmenkonglomerat aufgebaut, zu dem auch die Arabella-Sheraton-Hotelkette gehört. Den Grundstein dafür legte er, als er 1954 im Münchner Osten eine Schafweide erwarb, auf der er später den Arabellapark errichten ließ, eine Parkstadt mit beispielhafter Siedlungsplanung. Stefan Schörghuber gelang es in seiner Zeit als Unternehmenschef nicht, aus dem Schatten seines charismatischen Vaters hervorzutreten; er pflegte einen eigenen, anderen Führungsstil.

Schörghuber starb nach unbestätigten Informationen an Herzversagen. Die Zukunft der Schörghuber-Unternehmensgruppe ist nach dem Tod des Firmenchefs noch offen. Schörghuber habe aber, so hieß es in Firmenkreisen, Vorsorge getroffen. Ein Nachfolger aus dem Kreis der Familie ist allerdings derzeit nicht in Sicht. Brancheninsider vermuten, dass Heineken nun versuchen könnte, sein Vorkaufsrecht auf die Mehrheitsanteile der BHI einzufordern. Dies wird den Niederländern schon seit längerem nachgesagt, auch wenn dies offiziell stets zurückgewiesen wird.

© SZ vom 26.11.2008/pak/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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