Parkplatz-Studie:Quo parkis?

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Weg da: Die Frankfurter Fahrradstaffel greift hart durch. (Foto: Polizei Frankfurt)

In Frankfurt ist das Parken am teuersten. Dabei sind die Autofahrer dort eh arm dran. Verkehrssünder müssen mit radelnden Beamten rechnen.

Glosse von Viktoria Spinrad

Der Frankfurter Autofahrer ist ein gebeuteltes Wesen. Auf dem ohnehin umkämpften Terrain der wachsenden Mainmetropole wird das Parken an immer mehr Spots kostenpflichtig. Schlupflöcher werden zugunsten der Konkurrenten, den Fahrradfahrern, eingestampft. Und wer denkt, er könne jetzt auf Mitleid hoffen und unbehelligt vor dem Main Tower oder der Alten Oper parken - irgendwo muss man ja stehen -, der hat die Rechnung ohne die Frankfurter Fahrradstaffel gemacht. Seit einem halben Jahr sind die radelnden Beamten Verkehrssündern auf der Spur. Und sie sind nicht die Einzigen: Unter dem Twitter-Namen @FalschparkenFFM feuern sich Falschparker-Denunzianten gegenseitig an und geben sich fachliche Tipps. Jedes Auto, das mittels Abschleppunternehmen über dem Radweg oder der Wendekehre in die Lüfte gehoben wird, feiern die Aktivisten mit einer Inbrunst, die man in der Stadt wohl sonst nur sehen würde, wenn die Eintracht nach 61 Jahren mal wieder die Bundesliga gewänne.

Mit dem ganz regulären Parken ist es aber eben auch ein Kreuz. Wer sein Fuhrwerk in Innenstadtnähe abstellen möchte, muss oft tief in die Tasche greifen - ein Strafzettel kommt dagegen vergleichsweise wie ein Schnäppchen daher. Am bundesweit teuersten ist es, na klar, in Frankfurt. Zu dem Ergebnis kommt nun eine Studie des britischen Auto-Reparatur-Dienstleisters Fixter. Dieser hat die Parkgebühren an Hotspots wie dem Flughafen, dem Stadtzentrum und dem örtlichen Stadion in 65 Städten aus 29 Ländern verglichen. Demnach liegt Frankfurt auf Platz 42 der Metropolen der Welt - hier muss man bis zu fünf Euro in der Stunde hinblättern. Ob da ein Zusammenhang mit dem kreativen Parken auf Radwegen besteht? Das meint zumindest ein Facebook-Kommentator. "Macht doch mal bezahlbare Parkplätze, selbst in München kostet es fast die Hälfte", poltert er. Ob das nun als Beleidigung oder Kompliment gen Isarmetropole gemeint ist, sei dahingestellt.

Viel interessanter ist ohnehin der Blick nach Westen über den Atlantik. Dort residieren nämlich die weltweiten Spitzenreiter im Teuerparken. Der Gewinner ist, na klar, New York. Hier kostet das Parken an zentralen Plätzen laut Studie im Durchschnitt stolze 18 Euro in der Stunde - mehr als viermal so viel wie das weltweite Mittel der Metropolen. Besonders teuer ist es am Rathaus. Wer den streitlustigen Bürgermeister Bill de Blasio beehren will, muss bis zu 22 Euro in der Stunde berappen. Auf einem ähnlich hohen Niveau bewegen sich die Preise in Boston, Sydney und London.

Ganz anders sieht es hingegen in Kapstadt, Buenos Aires und Delhi aus: Hier parkt es sich bis zu 80 Prozent günstiger als im weltweiten Mittel. Die indische Hauptstadt lässt ihre Bewohner und Besucher an zentralen Orten zum durchschnittlichen Preis von einem Euro parken - dafür gäb's am Frankfurter Opernplatz noch nicht einmal eine nach der Bankenstadt benannte Wurst.

Überhaupt, Frankfurt. Quo vadis? Beziehungsweise: Quo parkis? Die Situation scheint verfahren. In einem Antwortbrief an einen Radaktivisten schreibt die Stadt von einem "über Jahrzehnte gelebten Konsens" in den äußeren Bereichen, der durch eine strikte Ahndung "gestört" würde. Die Verkehrssicherheit würde unter Umständen "sogar noch weiter gefährdet". Wenn die Stadt schon in den Vororten kapituliert, bleibt offenbar nur noch ein letzter Ausweg: die Flucht ins Umland. Den Weg hat Berufskraftfahrer Sebastian eingeschlagen. Sein Fazit fällt durchweg positiv aus. Auf Facebook schreibt er: "Seitdem nehme ich den Lkw einfach mit nach Hause."

© SZ vom 27.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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