Eigentlich gehört es nicht zu den Aufgaben von Wirtschaftslobbyisten, über ihre privaten Steuerzahlungen zu sprechen. Der schwedische Arbeitgeberpräsident Leif Östling konnte das in den vergangenen Tagen allerdings nicht mehr abwenden. Seine Steuerzahlungen standen im Zentrum der öffentlichen Debatte. Nun ist er zurückgetreten.
Die Paradise Papers enthüllen die umstrittenen Offshore-Geschäfte von Östling. Er besaß gemeinsam mit seiner Frau eine maltesische Firma namens Hertsoe Ltd, die über Tochtergesellschaften in Luxemburg Aktien im Wert von etwa 3,6 Millionen Dollar hielt. Die Steueroase Malta erlaubt es solchen Firmen, sechs Siebtel der bezahlten Steuern wieder zurückfordern. Danach liegt der Steuersatz nur noch bei fünf Prozent und damit viel niedriger als in Schweden. Östling ist in Deutschland bekannt, weil er der Ex-Chef des Lkw-Herstellers Scania war - und damit auch zeitweise Vorstandsmitglied beim Mutterkonzern VW.
Im schwedischen Fernsehen hatte sich Östling über die aus seiner Sicht zu hohen Steuern beklagt: "Du fragst dich, wenn du 20 bis 30 Millionen Kronen pro Jahr zahlst: Was zur Hölle bekomme ich für mein Geld? Nicht viel", sagte er. 20 bis 30 Millionen Kronen sind rund zwei bis drei Millionen Euro. "Die Steuern sind in diesem Land irrsinnig hoch", sagte Östling. Er habe so viel bezahlt, wie es tausend gewöhnliche Steuerzahler getan hätten. Seine Geschäfte seien legal gewesen.
Östling begründete seinen Abtritt mit der Aufregung über ihn. Der Verband müsse sich in die gesellschaftliche Diskussion über Steuern und Abgaben einbringen, "ohne durch mögliche Debatten über meine Person beeinflusst zu werden", sagte er in seiner Rücktrittserklärung.