Opel und GM:Wo, bitte, liegt die Zukunft?

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Verkaufen oder behalten? GM will Opel offenbar doch loswerden - allerdings nicht an den Wunschkäufer der Bundesregierung. Ein Gespräch in Berlin brachte kein Ergebnis.

Seit Monaten quält sich General Motors mit der Suche nach einem Käufer für Opel. Es wurde viel geredet und getagt - doch eine definitive Lösung gibt es immer noch nicht. Jetzt sickert durch, dass GM nach der Gesundung durch das schnelle Insolvenzverfahren Opel einfach behalten könnte.

Das große Buhlen um Opel: Die Bundesregierung favorisiert Magna, GM die Ripplewood-Tochter RHJ. (Foto: Foto: AP)

In Berlin sollte darum ein Spitzentreffen von Bund und Ländern mit GM für Klarheit sorgen - doch das Treffen blieb ergebnislos. Wieder.

Nach dem Spitzentreffen zeigten sich Verhandlungsteilnehmer skeptisch, noch vor den Bundestagswahlen ein Ergebnis erzielen zu können. Gewählt wird am 27. September.

Die Amerikaner seien weiter erstaunt, dass die Bundesregierung so stark den Zulieferer Magna favorisiere, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen. Die GM-Spitze wolle erneut beraten.

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) forderte von GM eine klare Aussage zu den Opel-Plänen. Zu Medienberichten, wonach der US-Autokonzern Opel möglicherweise behalten wolle, sagte Guttenberg, ob an der Geschichte etwas dran sei, wolle man von dem Konzern nun selbst hören. Er bekräftigte zugleich die Absicht der Regierung, die Verhandlungen mit aller Klarheit fortführen zu wollen.

Guttenberg sagte, an manche Nachricht müsse man mit einer gewissen Vorsicht herangehen. Er verwies darauf, dass ein solcher Schritt für den Konzern, der gerade selbst aus dem Insolvenzverfahren gekommen sei, eine erhebliche finanzielle Belastung bedeuten würde. Es sei aber auch kein Geheimnis, dass General Motors ein Unternehmen sei, "dass uns in den letzten Monaten gelegentlich überrascht hat". Dies sei noch eine milde und diplomatische Formulierung, sagte der Minister.

"Erheblicher Informationsbedarf"

Aus Regierungskreisen hieß es, in den Gesprächen sei deutlich geworden, dass der GM-Aufsichtsrat noch "erheblichen Informationsbedarf" habe. Dies hänge damit zusammen, dass das Gremium jüngst teilweise neu zusammengesetzt worden sei.

"Das Management von GM bemüht sich jetzt, die gewünschten Informationen den neuen Aufsichtsratsmitgliedern möglichst schnell zur Verfügung zu stellen", hieß es. Das GM-Management habe deutlich gemacht, dass "man weiterhin an einer Investorenlösung interessiert sei".

Nach Informationen aus Verhandlungskreisen hält GM an seinen Plänen zum Opel-Verkauf fest. Ziel des Gesprächs mit der Bundesregierung sollte sein, sich auf einen Investor zu einigen.

"Wir wollen Opel verkaufen", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Das Wall Street Journal hatte berichtet, dass der amerikanische Autokonzern prüft, ob er seine bisherige Tochter nicht lieber doch behalten sollte.

Einfach mal einen Finanzplan aufstellen

Der GM-Verwaltungsrat habe das Management zwar beauftragt, Alternativen zu einem Opel-Verkauf zu prüfen. Dazu gehöre ein Finanzierungsplan im Volumen von rund drei Milliarden Euro, um Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall wieder auf Trab zu bringen. Das werde aber nur als absolute Notlösung betrachtet, hieß es aus den USA.

GM-Verhandlungsführer John Smith habe als oberstes Ziel, in Berlin die Bundesregierung vom Konzept des belgischen Finanzinvestors RHJI zu überzeugen, hieß es in den Kreisen weiter. Nach den ergebnislosen Opel-Gesprächen in Berlin plant GM nun ein Treffen mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna - und zwar rasch.

GM-Vize Smith wolle sich am Mittwoch mit Magna-Managern treffen, hieß es am Dienstag. Magna ist Wunschkandidat von Bund und Ländern, GM hingegen favorisiert den Finanzinvestor RHJ International.

Angst vor dem Job-Kahlschlag

Der Eisenacher Opel-Betriebsrat unterdessen befürchtet das Aus für den Thüringer Standort, falls GM Opel doch nicht verkaufen sollte. Betriebsratschef Harald Lieske sagte bei MDR Info: "Wir befürchten, wenn es tatsächlich so wäre, dass alles beim Alten bliebe, dann würde GM sicher auf die alten Sanierungspläne zurückgreifen, die ja schon mal dem europäischen Betriebsrat vorgestellt worden waren."

Lieske betonte, dies würde für den Standort in Thüringen mindestens zwei Jahre Kurzarbeit bedeuten und wäre am Ende "tödlich für Eisenach". Der Betriebsratschef verwies zugleich darauf, dass Opel Deutschland und Opel Europa "mit sehr tollen spritsparenden Motoren und neuen Modellen" technologisch sehr gut aufgestellt seien. Es gebe genügend Gründe, warum sich GM am Ende fragen sollte, warum man das teilen solle.

Lieske sagte, auch GM werde nicht anders können, als irgendwann in den USA spritsparende Fahrzeuge, kleinere Motoren sowie Dieselmotoren-Technologie anzubieten. Dieses Know How liege in Deutschland besonders im Entwicklungszentrum in Rüsselsheim und sei natürlich schon von Bedeutung für den Mutterkonzern.

© sueddeutsche./dpa/AP/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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