Opel am Abgrund:Willkommen, Finanzinvestoren!

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Opel in akuter Finanznot: Auf der Suche nach frischem Kapital ist der angeschlagene Autohersteller bereit, Finanzinvestoren zu akzeptieren. Außerdem soll die bald fällige Lohnerhöhung verschoben werden.

"Derzeit können wir nicht wählerisch sein" sagte der Opel-Gesamtbetriebschef und Vorsitzende des Europäischen Arbeitnehmerforums, Klaus Franz, der Tageszeitung Die Welt.

Reif für die Presse: Ein Opel auf dem Schrottplatz. (Foto: Foto: AP)

Zwar wäre ein Partner aus der Automobilindustrie am besten, aber vorstellbar sei "auch ein Finanzinvestor, so lang der die Mitbestimmungsrechte garantiert". Die Wunschkandidaten von Opel, Daimler und BMW, haben bereits erklärt, sich nicht beteiligen zu wollen.

Franz stimmte die Belegschaft auf schwierige Zeiten ein. "Wir werden zwei harte Jahre mit Verlust vor uns haben", sagte er und fügte jedoch hinzu: "Ab 2012 können wir daran gehen, die Staatshilfen zurück zu zahlen." Opel will von den europäischen Regierungen, in denen das Unternehmen Standorte hat, Bürgschaften oder Darlehen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Bis 2012 müsse die Marke wieder aufgebaut werden und die Managementstruktur verändert werden.

Überkapazitäten in Höhe von 20 Prozent

Die Mitarbeiter müssten sich auf Stellenstreichungen, Gehaltsseinbußen und den Verkauf eines Werkes in Deutschland einstellen. Zu Spekulationen, Opel können das Werk Eisenach abstoßen, sagte Franz: "Wenn wir Überkapazitäten haben und dieses Werk verkauft werden könnte, wäre das sozialpolitisch die eleganteste Art." Die personalbezogenen Überkapazitäten bei dem Autohersteller bezifferte Franz mit derzeit 20 Prozent. Das heiße aber nicht, dass ein Fünftel der Belegschaft abgebaut werden müsse.

Streichungen hingen auch von der künftigen Auslastung und Auftragslage ab. Im Werk Bochum sollen nach bestehenden Plänen in den kommenden drei Jahren 2500 Stellen über Altersteilzeitmaßnahmen abgebaut werden.

Der Betriebsratsvorsitzende sprach sich erneut gegen eine Insolvenz von Opel aus. "Das wäre tödlich. Es mag juristisch interessant sein zu spekulieren, aber verantwortungslos gegenüber den Mitarbeitern, Händlern und Kunden", sagte Franz. Zugleich betonte er, dass Opel liquide sei und alle Rechnungen begleichen sowie die Löhne bezahlen könne.

Gleichzeitig verschärft der Autohersteller seinen Sparkurs und stellt die geplante Lohnerhöhung im Unternehmen in Frage. "Das Unternehmen hat bei uns schriftlich einen Antrag gestellt, die 2,1 Prozent Lohnerhöhung, die zum 1. Februar fällig gewesen wäre, nicht zahlen zu müssen", sagte Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat und Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter, dem Handelsblatt.

Die Betriebsräte wollen dazu auf europäischer Ebene in den kommenden Tagen Position beziehen. Schild zufolge wird die IG Metall aber auf keinen Fall einen einfachen Verzicht der Arbeitnehmer akzeptieren. Wenn überhaupt, müsse es ein innovatives Modell mit Mitsprache und Beteiligung geben.

Nach Informationen der Zeitung aus Arbeitnehmerkreisen ist bereits am Donnerstag ein Treffen des Europäischen Betriebsrates des US-Mutterkonzerns General Motors (GM) im Opel-Stammwerk Rüsselsheim geplant.

Der im November ausgehandelte Metalltarifvertrag sieht eine Lohnerhöhung in zwei Stufen um jeweils 2,1 Prozent vor. Die erste Lohnerhöhung sollte bereits Anfang Februar in Kraft treten, die zweite Stufe war für Anfang Mai geplant.

Notfalls wollen die Opel-Beschäftigten auch mit Arbeitsniederlegungen für den Erhalt der Werke kämpfen. Die Bundesregierung müsse rasch über mögliche Hilfen für den Autobauer verhandeln. "Anderenfalls werden wir kreative Lösungen finden, die Arbeitsplätze zu retten", sagte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel der Berliner Zeitung. Denkbar seien Demonstrationen und Informationsveranstaltungen, womit Gewerkschaften oft Arbeitsniederlegungen innerhalb der Friedenspflicht bezeichnen. Von solchen Aktionen seien alle deutschen Werke betroffen, sagte Einenkel.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/Reuters/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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