Opec:Wende am Ölmarkt

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Noch läuft die Ölproduktion in vielen Ländern auf Hochtouren. Ab April wollen die Produzenten ihre Förderung deutlich drosseln. (Foto: Essam Al Sudani/Reuters)

Die großen Produzenten wollen in den nächsten zwei Monaten weniger fördern. Die Kurse reagieren prompt.

Von Silvia Liebrich

Monatelang haben sich die mächtigen Rohölproduzenten trotz schwacher Nachfrage nicht auf ein Drosseln der Förderung einigen können. Autofahrern, Heizölkäufern, Speditionen und andere von dem Rohstoff abhängige Branchen konnte das nur recht sein. Sie profitierten von niedrigeren Preisen für Benzin, Diesel, Heizöl und andere Ölprodukte. Allein in den vergangenen sechs Monaten gaben die Ölnotierungen zeitweise um fast 50 Prozent nach. Doch damit dürfte nun erst einmal Schluss sein. Am Osterwochenende haben sich Russland, Saudi-Arabien und andere Mitglieder der Opec-Organisation auf eine Förderkürzung geeinigt.

Die Reaktion an den Rohstoffbörsen folgte prompt, der Markt reagierte mit Aufschlägen. In der Spitze stieg der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent um acht Prozent auf 34 Dollar. Der Preis der US-Sorte WTI erhöhte sich zeitweise um 8,7 Prozent auf 24,74 Dollar. Die Notierungen beider Sorten gaben später jedoch wieder nach. In der Opec hat sich ein großer Teil der wichtigen Rohölproduzenten der Welt zusammengeschlossen. Beschließen diese, weniger oder mehr zu fördern, dann hat dies entscheidenden Einfluss auf die Ölpreise. Am Sonntagabend einigten sich die Mitglieder in einer Sondersitzung auf eine Kürzung um 9,7 Millionen Barrel pro Tag für Mai und Juni. Das entspricht etwa zehn Prozent der täglichen weltweiten Ölförderung. Die nun beschlossene Menge liegt 300 000 Barrel pro Tag unter dem zuvor am Freitag genannten Ziel.

Mit der Verschärfung der Corona-Krise ist die Ölnachfrage weiter zurückgegangen, binnen weniger Wochen um etwa ein Drittel pro Tag. Die nun vereinbarte Kürzung ist die größte, die jemals vorgenommen wurde. Sie soll schrittweise innerhalb von zwei Jahren bis April 2022 wieder zurückgenommen werden. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt Druck auf Saudi-Arabien ausgeübt, das seine Produktion nicht senken wollte.

Die weitreichenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens in vielen Ländern schlagen derzeit hart auf die Wirtschaft durch. Durch die Vereinbarung der Opec-Länder könnten die weltweite Rohstoffindustrie, Volkswirtschaften und andere abhängige Industriezweige eine sehr tiefe Krise vermeiden, meint der Ölexperte Daniel Yergin. "Sie hält davon ab, Lagerbestände aufzubauen, was den Druck auf die Preise nimmt, wenn die Normalität zurückkehrt - wann immer das sein wird." Laut Goldman Sachs fallen die Kürzungen zu gering aus, und sie kommen zu spät, ihr Effekt sei begrenzt. Dem widerspricht Ölanalystin Amrita Sen: "Die Nachfrage ist um mehr als das Doppelte gesunken, was einer vereinbarten Kürzung von 9,7 Millionen Barrel pro Tag entspricht." Die Opec habe einen Treffer gelandet

© SZ vom 14.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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