Konjunktur:Wenig Wasser im Rhein gefährdet die Wirtschaft

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Der Rhein hat wegen ausbleibendem Regen derzeit einen niedrigen Wasserpegel. Das bedeutet, dass große Containerschiffe ihre Ladung reduzieren müssen. (Foto: Peter Henrich /IMAGO/HEN-FOTO)

Wegen des geringen Pengelstands müssen Containerschiffe ihre Ladung reduzieren. Das macht den Transport von Waren teurer - das hat Folgen.

Das Niedrigwasser an Deutschlands wichtigster Wasserstraße Rhein erschwert Ökonomen zufolge die Erholung der heimischen Wirtschaft von der Rezession und den erwarteten Inflationsrückgang. Der Pegel an der wichtigen Engstelle Kaub bei Koblenz liegt derzeit bei nur 126 Zentimetern, nach 350 Zentimetern im Mai, wie am Dienstag aus Daten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes hervorgeht. Hier bedeuten Wasserstände von unter 135 Zentimeter, dass große Containerschiffe ihr Ladung spürbar reduzieren müssen - teils um die Hälfte, so Analysten. "Sollten die Pegelstände im Jahresverlauf ähnlich niedrig ausfallen wie 2018 oder 2022, würde das die Konjunkturerholung beeinträchtigen", sagte Ökonom Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research der Nachrichtenagentur Reuters. "Das wäre Gegenwind für die erwartete Erholung nach der technischen Rezession."

Viele Vorleistungsgüter und Rohstoffe - von Öl- und Chemieprodukten bis hin zu Baustoffen - werden über Binnenwasserstraßen transportiert. Fehlen sie, gerät die Produktion ins Stocken. Für das zu Ende gehende zweite Quartal erwarten die Ökonomen von Deutsche Bank Research ohnehin nur ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,2 Prozent, das sich im dritten Vierteljahr auf 0,4 Prozent erhöhen soll. Für 2023 insgesamt wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent vorausgesagt.

Flaches Wasser führt zu Zuschlägen bei Frachtraten

Der Rhein ist ein wichtiger Transportweg für Güter wie Getreide, Kohle, Benzin und Heizöl. Flaches Wasser führt zu Zuschlägen auf die Frachtraten und damit zu höheren Kosten. Der Chemiekonzern BASF - dessen größtes Werk am Stammsitz in Ludwigshafen rund 40 Prozent der Rohstoffe über den Fluss erhält und der das Rheinwasser auch zur Kühlung nutzt - hat sich deshalb nach den Belastungen 2018 mit speziellen Niedrigwasser-Schiffen gewappnet. Kommt es ähnlich wie im Vorjahr zu länger anhaltenden Störungen in der Binnenschifffahrt, dürfte das die Transportkosten erhöhen. "Niedrigwasser macht den Transport teuer", sagte Schattenberg mit Blick auf große Containerschiffe, die ihre Last dann verringern müssten. "Die Fracht muss dann auf mehrere Schiffe verteilt werden." Die allgemeine erwartete Entspannung bei der Inflation könnte dadurch in vielen Bereichen etwas gebremst werden. Die Binnenschifffahrt hat im vergangenen Jahr auch wegen der Beeinträchtigung durch das Niedrigwasser auf dem Rhein so wenig wie noch nie seit der Wiedervereinigung transportiert.

182 Millionen Tonnen an Gütern wurden auf den Wasserstraßen befördert und damit 6,4 Prozent weniger als 2021, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Ausbleibende Regenfälle sorgten am Rhein und anderen Flüssen in Deutschland im vergangenen Sommer wochenlang für Niedrigwasser, das zeitweise zu Pegelständen unter null führte. Der unterdurchschnittliche Schneefall im Winter, besonders in der Schweiz, trägt Schattenberg zufolge zu den aktuell niedrigen Rheinpegeln bei. "Die geringen Niederschläge der vergangenen Wochen kommen hinzu", sagte er.

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