Nora Tschirner spricht Lara Croft:"Christian Ulmen ist viel lustiger"

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Für das neue Spiel "Tomb Raider", das heute erscheint, wurde Protagonistin Lara Croft deutlich verjüngt. Nora Tschirner leiht der runderneuerten Actionheldin ihre Stimme. Im Interview erklärt die Schauspielerin, was Lara Croft von ihr lernen kann, was sie von der Sexismus-Debatte hält - und warum sie fürs TV lieber mit anderen Figuren spielt.

Von Mirjam Hauck

"Tomb Raider" war zum Start im Jahr 1996 Jahre das erste 3-D-Spiel mit einer weiblichen Hauptfigur - mit Lara Croft. Dem damaligen Chefgrafiker Toby Gard schwebte ein Action-Adventure-Spiel mit einem weiblichen Indiana Jones vor. 17 Jahre und neun Folgen später erscheint ein neues Spiel: Es heißt schlicht wieder "Tomb Raider" und soll die Geschichte von Lara Crofts erstem Abenteuer und ihrer Wandlung von einer ängstlichen jungen Frau zu einer knallharten Überlebenskünstlerin erzählen. Vor allem äußerlich hat sich die Figur verändert. Das Spiel kommt am 5. März auf den Markt.

Nora Tschirner wurde 1981 in Berlin geboren. Zunächst Moderatorin bei MTV, ist sie seit 2001 als Schauspielerin in Kino und TV zu sehen. 2007 war sie Til Schweigers Widersacherin in "Keinohrhasen", 2009 folgte "Zweiohrküken". Im Kino spielte sie zuletzt in "Offroad" und im Disneyfilm "Mérida" lieh sie der Titelheldin ihre Stimme. Demnächst geht sie mit ihrer Band "Prag" auf Tour, die im Januar ihr erstes Album veröffentlichte.

SZ.de: Was gefällt Ihnen an Lara Croft?

Nora Tschirner: Sehr viel. Sie ist eine Tolle. Lara ist mit Anfang 20 schon mit dem Studium fertig und kennt sich archäologisch richtig gut aus. So weiß sie immer irgendetwas zu irgendeiner Ming-Vase, die irgendwo im Regal steht. Und sie kann Besteck von links nach rechts legen, schließlich ist sie Aristokratin. Sie ist einfach ein angenehmes Mädel. Ich würde sofort mit ihr einen Abend verbringen.

Was könnte sie von Nora Tschirner lernen?

Style. Diese Cargohosen, die sie immer trägt, gehen echt nicht mehr. Aber sie sind halt super praktisch. Sie hat eben angezogen, was sauber und trocken war.

Lara Croft galt immer als die Abenteuer-Heldin mit übergroßer Oberweite mit der eindeutigen Zielgruppe: junge, gerade der Pubertät entwachsene Männer.

Ich habe sie mir auch gerne angeguckt. Aber normalerweise haben Frauen meist was Besseres zu tun, als am Computer zu spielen. Sie lesen ein Buch oder so. Obwohl, Tomb Raider spielen sogar verhältnismäßig viele Frauen. Ich habe die Filme gesehen und fand es immer cool, wenn Angelina Jolie diesen Frauentyp gespielt hat.

Sehen wir Sie demnächst in einer deutschen Lara-Croft-Verfilmung?

Das fände ich aus diversen Gründen wirklich eine sehr überraschende Anfrage. Das Action-Genre ist hier ja auch nicht gerade etabliert. In Deutschland macht das am ehesten noch Til Schweiger. Aber wenn ein Angebot wie Tomb Raider kommen würde, fände ich das schon spannend. Ich bin ein Fan von Unterhaltung, sowohl als Macher als auch als Zuschauer, ich fiebere da gerne mit. Und wenn wir hier einen ähnlich coole Figur wie James Bond hinbekommen würde, nur weiblich, dann wäre ich sofort am Start. Der Charakter müsste lässig sein, mehr als eine Gehirnzelle haben und darf zum Lachen nicht in den Keller gehen. Der Nachteil ist nur, dass man für eine Action-Rolle viel trainieren muss.

Tomb Raider hat keine Jugendfreigabe erhalten, das Spiel enthält viel Gewalt. Ist das ein Problem für Sie?

Nun ja, ich bin schon über 18. Und ich finde es gut, wenn solche Computerspiele ab 18 sind. Aber ich finde nicht, dass das so ein brutales Gemetzel ist. Gut, man kann schon einiges wegmähen, wenn man es beherrscht. Ich bin aber über Minute fünf noch nicht hinausgekommen, ich sterbe dann immer selber.

In der Diskussion um das Spiel hat eine Szene für besondere Aufregung gesorgt. Darin soll die Heldin vergewaltigt werden und daraus geht sie gestärkt hervor. Der Vorwurf: Hier werde Vergewaltigung verharmlost.

Es geht mir dabei ein bisschen wie mit der Sexismus-Debatte: Ich bin nicht direkt betroffen. Es gibt aber keine Vergewaltigungsszene im eigentlichen Sinne. Es gibt eine Szene, in der sie sehr stark bedrängt wird und sich wehrt. Diese Szene ist ziemlich brutal und endet auch dramatisch. Aber ich sehe das Problem nicht ganz. Die Diskussion fand hier, wie so oft, vermehrt im Vorfeld statt, als die Szene vollständig noch gar nicht bekannt war. Ich will es nicht verharmlosen, es ist immer möglich, dass eine solche Szene bei Vergewaltigungsopfern eine Triggerwirkung hat. Aber als normaler Zuschauer sehe ich lediglich, dass sie da als eine wahnsinnig starke Figur rüberkommt.

Sie haben die Sexismus-Debatte angesprochen. Ist das für Sie alles kein Problem?

Ich bin kein Experte dafür, einfach weil ich nicht damit konfrontiert werde oder einfach zu doof bin, es zu merken. Es gibt Leute, die da ein reales Problem mit haben und dann gibt es Leute, die einfach grundsätzlich gern das Maul aufreißen, zu allen Themen. Ich persönlich habe bis auf eine Ausnahme, als ich in Äthiopien einen Film gedreht habe und Chefin eines Männerteams war, keine Erfahrung mit Sexismus gemacht. Allerdings heißt das natürlich nicht, dass Frauen in bestimmten Bereichen nicht benachteiligt oder gar bedrängt werden.

In Spieleforen wird kritisiert, dass neuerdings Promis Spiele synchronisieren und nicht professionelle Sprecher. Da gehe die Atmosphäre verloren. Trifft Sie der Vorwurf?

Ich kann verstehen, dass es diesen Verdacht gibt. Wenn wir jetzt die Chefs von Square Enix ( der Hersteller; Anm. d. Red) hier hätten, könnten sie bestätigen, dass ich das Problem gesehen und von vorneherein angesprochen habe. Ich bin ja auch nicht bescheuert. Dass sie mich auch wegen meines Promi-Status nehmen, finde ich völlig legitim. Aber am Ende muss trotz allem die Qualität des Produkts stimmen. Und da müssen sich weder die Geschichte noch meine Stimme verstecken, finde ich. Ich weiß zum Beispiel auch, dass es ein anonymisiertes Casting gab, bei dem die Macher verschiedene Stimmen ausprobiert und nicht gewusst haben, wer wer ist. Die Leute, die Games entwickeln und vertreiben, hängen sehr an ihren Figuren. Sie wollen selber nicht, dass das nicht passt. Wenn es tatsächlich jemand stört beim Spielen, täte mir das leid. Aber Aufregung ohne Sachkenntnis im Vorfeld ist immer etwas schwer ernst zunehmen.

Demnächst sind Sie neben Christian Ulmen im "Tatort" zu sehen. Wäre Lara nicht die passendere Partnerin für Sie und das deutsche Fernsehen gewesen?

Nein, Christian ist einfach sehr, sehr viel lustiger.

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