New Space:Dranbleiben im All

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Nicht nur große Behörden mischen heute im Weltraum mit - auch neue Länder und Firmen. Doch die USA und China liegen eindeutig vorn. Die europäische Raumfahrt soll sich ändern. Vielleicht sogar mit einer Frau.

Von Kathrin Werner, Berlin

"Wir haben elf Männer steuerlich finanziert ins All geflogen, da sollte es doch kein Problem sein, auch eine Frau ins All zu fliegen", sagt Claudia Kessler von der Initiative Die Astronautin. 2021 will sie die erste Deutsche zur Internationalen Raumstation ISS schicken, rund 45 Millionen Euro wird der Flug an Bord einer Rakete der Firma Space-X kosten. Das Geld sammelt Kessler bei Unternehmen ein, die hoffen, dass die deutsche Astronautin für sie im All forscht, bei Spendern - und vielleicht auch bei der Bundesregierung, hofft sie.

Dass nun eine Frau wie Kessler mitmischt im All, dass ihr Plan zwar ehrgeizig, aber nicht unmöglich ist, hat einen Grund: Die Machtverhältnisse im Weltraum ändern sich. Früher verteilten die milliardenschweren Raumfahrtbehörden einiger weniger Länder das All unter sich, allen voran natürlich die USA und die Sowjetunion, später Russland. Heute sind nicht nur mehr Länder aktiv, sondern auch Privatpersonen mit ihren Privatvermögen, darunter die Milliardäre Elon Musk, Jeff Bezos und Richard Branson. Das All hat sich geöffnet. Und es ist zu einem Raum geworden, in dem immer mehr Firmen hoffen, Geld zu verdienen. "Es gibt einen Goldrausch", sagt Bulent Altan, Vorstand bei Mynaric, ein auf Laserkommunikation im All spezialisiertes Start-up im bayerischen Gilching. "Der Goldrausch spielt besonders in den USA und China, aber auch in Europa gibt es zunehmend Mitspieler, die eher die Schaufeln verkaufen, als selbst Gold zu schürfen." Lange galt Weltraumforschung und die damit verbundenen Unternehmen als Nische, sagt Marco Fuchs, Vorstandschef des Bremer Satellitenbauers OHB und Vizechef des Branchenverbands BDLI, dessen Firma gerade auch in den Raketenbau einsteigt. "Wir sind auf dem Weg zu einer ganz normalen Industrie."

Die Industrie kritisiert, dass Berlin der Raumfahrtagentur Esa die Gelder kürzen könnte

Das heißt jedoch nicht, dass der Staat sich komplett aus der Branche zurückziehen kann. Die deutsche Weltall-Industrie kritisiert heftig, dass die Bundesregierung der europäischen Raumfahrtagentur Esa die Gelder kürzen will, was diese teilweise dementiert. Die Pläne seien nicht angemessen - vor allem wenn man die Budgets anderer Länder betrachtet, nicht nur in den USA, sondern sogar in Frankreich. "Wir liegen extrem zurück", sagt Kessler. "Wenn man sich anschaut, was sich in den USA derzeit entwickelt mit Space-Hotels, suborbitalen Flügen und so weiter, ist Deutschland von den Entwicklungen komplett abgekoppelt."

Die europäischen Raumfahrt-Firmen beschäftigen sich intensiv mit Plänen, hier einen Weltraumbahnhof zu bauen. Auch Norddeutschland ist im Gespräch. "Das ist nicht ganz aus der Luft gegriffen", sagt OHB-Chef Fuchs. Schließlich seien Flugplätze in Deutschland bereits als Ausweich-Landeplätze etwa für das amerikanische Spaceshuttle eingeplant gewesen. Es sei nicht klar, ob Europa einen Startplatz brauche. "Aber man sollte die Firmen machen lassen und sehen, ob es sich ergibt", sagt Fuchs. Generell sei es eine gute Idee, Alternativen zum Startplatz in Kourou in Französisch-Guayana zu haben. "Monopole sind nie gut."

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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