Nestlé:Nahrhaftes

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Im Geschäft mit Wasser läuft es für Nestlé nicht so gut. Zum Konzern gehört unter anderem die Marke Perrier. (Foto: Robert Haas)

Der Schweizer Konzern schüttet 20 Milliarden Franken an die Aktionäre aus.

Von Isabel Pfaff, Bern/Zürich

Sie gelten als defensive Titel, also als sichere Anlagemöglichkeit, weil sie relativ konjunktur-unabhängig sind: Nestlé-Aktien. Während andere Branchen stärkeren Schwankungen unterliegen, gehen Analysten bei einem Konsumgüterunternehmen wie Nestlé davon aus, dass Kunden auch in schlechten Zeiten Tierfutter, Babynahrung oder Kaffee kaufen. Und tatsächlich war die Nestlé-Aktie lange eine gute, wenn auch nicht besonders ertragreiche Wahl an der Börse.

Vor knapp zwei Jahren hat sich das Bild jedoch gedreht: Die Aktie setzte zum Höhenflug an. Hintergrund ist wohl der Amtsantritt des neuen Firmenchefs Mark Schneider Anfang 2017. Seither ist der Kurs um 44 Prozent gestiegen und steht heute bei rund 104 Franken (knapp 95 Euro). Schneider ist angetreten, um den weltgrößten Nahrungsmittelkonzern mit Sitz im schweizerischen Vevey umzubauen: Konzentration auf die Kernbereiche Kaffee, Tierfutter, Babynahrung und Wasser - und alles andere genau unter die Lupe nehmen. Inzwischen hat Schneider das US-Süßigkeitengeschäft, das Lebensversicherungsgeschäft Gerber Life und jüngst die Hautpflegesparte Skin Health verkauft. Übernommen wurden unter anderem das Kaffeevermarktungsrecht von Starbucks sowie Sweet Earth, das unter anderem fleischlose Burger herstellt.

Am Donnerstag verkündete Nestlé nun die Umsatzzahlen der ersten neun Monate des Jahres und weitere Schritte in punkto Umbau. Das Unternehmen ist demnach im Sommerquartal etwas langsamer gewachsen als zuletzt. Das um Sondereffekte bereinigte organische Umsatzwachstum lag im dritten Quartal bei 3,7 Prozent, nach 3,9 Prozent im Quartal davor. Insgesamt legte der Umsatz um 2,9 Prozent auf 68,4 Milliarden Franken zu. Dennoch bestätigte Nestlé die Ziele für das laufende Jahr: ein organisches Plus von rund 3,5 Prozent und eine bereinigte operative Gewinnmarge von rund 17,5 Prozent oder mehr.

Nestlé Waters, der angeschlagene Wasser-Bereich mit Marken wie S. Pellegrino und Perrier, soll künftig keine eigene Sparte mehr sein, sondern in die drei geografischen Zonen der Gruppe integriert werden. Maurizio Patarnelle, bisheriger Leiter von Nestlé Waters, wird das Unternehmen zum Ende des Jahres verlassen. Ein Verkauf der gesamten Sparte, so die Nachrichtenagentur Bloomberg, erscheint angesichts der neuen Aufteilung auf die Regionen unwahrscheinlich.

Die Umwälzungen im Konzern haben für Aktionäre auch ihr Gutes: Nestlé will bis 2022 bis zu 20 Milliarden Franken an seine Aktionäre ausschütten, hauptsächlich in Form von Aktienrückkäufen. An der Börse gab die Nestlé-Aktie am Donnerstag leicht nach - trotz der eigentlich erfreulichen Neuigkeiten.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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