Nahaufnahme:Wieder ein gutes Geschäft

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Len Blavatnik: „Ich sehe Gelegenheiten, keine Risiken.“ (Foto: N/A)

Len Blavatnik will Warner Music an die Börse bringen.

Von Caspar Busse

Er ist einer der reichsten, aber auch der geheimnisvollen Investoren weltweit: Leonard Valentinowitsch - kurz: Len - Blavatnik, Jahrgang 1957, aufgewachsen in Odessa und Moskau, amerikanischer und britischer Staatsangehöriger. Er lebt in New York und in London und besitzt dort prächtige Immobilien. Sein Vermögen wird auf 23 Milliarden Dollar geschätzt, Interviews führt er nicht. "Ich sehe Gelegenheiten, keine Risiken", soll er mal gesagt haben. Mit dieser Devise ist er reich geworden. Jetzt erwartet ihn wieder ein gutes Geschäft.

Blavatnik will die Plattenfirma Warner Music an die Börse in New York bringen, mitten in der Corona-Pandemie. Bei Warner sind weltbekannte Künstler unter Vertrag, der Brite Ed Sheeran zum Beispiel, die Rapperin Cardi B, Led Zeppelin und Coldplay, auch Bruno Mars, der bei der Party zu Blavatniks 60. Geburtstag aufgetreten sein soll. Ziel sei es, bis zu 1,8 Milliarden Dollar einzusammeln, kündigte das Unternehmen gerade an. Damit könnte der gesamte Firmenwert zum Debüt bei etwa 13 Milliarden Dollar liegen.

Das wäre ein ziemlich guter Deal für Blavatnik. Warner Music wurde 2011 von seiner Beteiligungsfirma Access Industries gekauft. Der Kaufpreis lag damals bei lediglich 3,3 Milliarden Dollar. Damals war der Musikmarkt am Boden, das Geschäft mit CDs verschwand mehr und mehr, illegale Musik-Downloads im Internet nahmen zu. Eigentlich investierte niemand mehr in eine Musikfirma, Blavatnik tat es trotzdem. Und plötzlich erholte sich der Markt wieder, das Geschäft mit digitaler Musik entwickelte sich. Streamingdienste wie Spotify und andere wurden erfolgreich, die Kunden waren bereit zu zahlen, die Umsätze der Musikbranche stiegen.

Auf dem weltweiten Musikmarkt gibt es drei Große: Universal Music, Sony Music und eben Warner. Bertelsmann mit BMG folgt auf die drei sogenannten Majors mit einigem Abstand (und mit einem etwas anderen Geschäftsmodell). Es ist viel Geld im Spiel. Konkurrent Universal Music etwa, das Unternehmen gehört zum französischen Vivendi-Konzern, wurde im vergangenen Jahr mit mehr als 30 Milliarden Dollar bewertet, als der chinesische Investor Tencent einstieg. Die Aussichten sind also nicht schlecht. Beim geplanten Börsengang von Warner Music will Blavatnik Aktien verkaufen, die Stimmrechte aber behalten.

Blavatnik zog 1978 mit 21 Jahren in die USA, nachdem die Sowjetunion Menschen jüdischen Glaubens die Ausreise gestattet hatte. Er studierte an der Spitzen-Universität Harvard im amerikanischen Cambridge. Der gelernte Computeringenieur wurde US-Bürger, arbeitete für das bekannte Kaufhaus Macy's und die Beratungsfirma Andersen, heiratete eine Amerikanerin und gründete 1986 schließlich die Beteiligungsgesellschaft Access Industries mit Sitz in New York, mit der er groß und reich wurde. Er investierte unter anderem in die privatisierte russische Industrie, als Oligarch möchte Blavatnik, der auch mal bei Air Berlin investiert war, aber keinesfalls bezeichnet werden. Der Vater von vier Kindern sammelt auch moderne Kunst und spendet Millionen für kulturelle und soziale Zwecke.

Und er ist gerne im Medien- und Musikgeschäft unterwegs. Zu Access Industries gehört nicht nur Warner Music, sondern auch der Musikstreaming-Anbieter Deezer. Außerdem gehört ihm die Perform Group mit dem Sportstreaming-Portal Dazn. Das will - mit der Hilfe Blavatniks - zum "Netflix des Sports" werden und kauft in aller Welt Sportrechte. In Deutschland zeigt Dazn unter anderem die Fußball-Champions-League und Bundesligaspiele. Gewinne machte Dazn nicht. Aber vor zehn Jahren hat auch kaum jemand an Warner Music geglaubt.

© SZ vom 28.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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