Nahaufnahme:Stresstest bestanden

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Die Staatsanwaltschaft entlastet die Berenberg Bank unter Chef Hans-Walter Peters von Geldwäsche-Vorwürfen. In einem anderen Fall zahlt das Institut eine Geldbuße.

Von Klaus Ott

Als Deutschlands Banken-Präsident Hans-Walter Peters kürzlich das Jahr bilanzierte, sagte er über seine Branche vieles, das wohl auch für ihn und sein eigenes Institut gilt. Der 61-jährige Finanzstratege, er leitet die Hamburger Privatbank Berenberg, redete über schmerzvolle Auflagen und Stresstests. Das fühle sich so an, als wolle man einen Berg mit wenig Proviant und 40 Kilo Gepäck besteigen. Und das bei schlechten Wettervorhersagen. So ähnlich dürfte sich Peters auch bei Berenberg vorgekommen sein, einem der ältesten Geldinstitute im Lande. Die hanseatische Bank tauchte in den im April veröffentlichen Panama Papers auf, in denen es um Briefkastenfirmen und zwielichtige Geschäfte ging.

Zuvor schon, im Jahr 2015, hatte die Staatsanwaltschaft Köln gegen unbekannte Verantwortliche der Bank Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung eingeleitet. Alles sehr unschön. Doch jetzt, nach einem für Berenberg und Peters sehr turbulentem Jahr, lässt sich sagen: Stresstest weitgehend bestanden. Die rheinischen Strafverfolger haben das eine Verfahren, das die Berenberg-Tochter in Luxemburg betrifft, jetzt eingestellt. Mit der klaren Aussage, die Bank sei "vollständig entlastet", so ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft. Das andere Verfahren, das den Ableger von Berenberg in der Schweiz betrifft, soll mit knapp vier Millionen Euro Bußgeld enden. Andere Institute, die für deutsche Kunden Schwarzgeldkonten im Ausland geführt hatten, müssen oft deutlich mehr zahlen. Berenberg kommt glimpflich davon.

Dem Diplom-Volkswirt und Diplom-Statistiker Peters, der nach Stationen bei drei anderen Banken 1994 zu Berenberg gegangen war, nützt das auch persönlich. Er muss keine Diskussionen mehr fürchten über seine Rolle als Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken (BdB), dem rund 200 kleine, mittlere und größere Geldhäuser angehören. Sein Amtsantritt beim Verband im April erfolgte nahezu gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Panama Papers. Auch Berenberg, so stellte sich heraus, hatte Konten für sogenannte Offshore-Gesellschaften bereitgestellt, also für Briefkastenfirmen. Und nicht nur das. Bei der Hamburger Bank, die Wert auf hanseatische Tugenden legt, hatten früher auch zwielichtige Geschäftsleute aus finsteren Milieus Konten gehabt.

Peters musste sich fragen lassen, ob er der richtige Repräsentant für seine Branche sei. Eine seiner Antworten lautete, dass es für eine Bank nicht mehr genüge, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. "Man muss sich ständig fragen, welches Geschäft zu einem passt." Berenberg mache heute mit manchen Kunden von früher keine Geschäfte mehr, sagte Peters. Das bestätigt ein Kenner der Kölner Verfahren. Die Hamburger Privatbank habe bereits im vergangenen Jahrzehnt und früher als viele andere Institute eine "Weißgeldstrategie" begonnen; habe Kunden nicht mehr behilflich sein wollen, Vermögen vor dem Fiskus zu verstecken.

Das erklärt das relativ niedrige Bußgeld für die Schweizer Schwarzgeldkonten. Nach Angaben der Bank geht es vor allem um Altfälle aus den Jahren 2004 bis 2011. Mitverantwortlich für die Weißgeldstrategie war sicher auch Peters. Er ist seit dem Jahr 2000 persönlich haftender Gesellschafter von Berenberg. Aus dem einst etwas verschlafen wirkenden Institut hat der Privatbankier ein Investmenthaus angelsächsischen Typs geformt, das es manchmal auch richtig krachen lässt. Zur 425-Jahr-Feier heuerte Berenberg für teures Geld den Popstar Robbie Williams an. Peters verteidigte die Sause gegen jedwede Kritik und sprach von einem "unvergesslichen Erlebnis". Manche Altkunden der Bank würde Peters dagegen bestimmt gerne vergessen.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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