Nahaufnahme:Spielertyp

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Björn Werner war mal Football-Profi. Die Knie machen nicht mehr mit, aber das Spiel lässt ihn nicht los. Deshalb will er nun Jugendliche in die USA vermitteln.

Von Sebastian Fischer

Langes Sitzen schmerzt immer. Und an schlechten Tagen schwellen die Knie von Björn Werner an und werden steif, dann ist auch Laufen nicht so einfach. Nach drei Jahren in der nordamerikanischen Profiliga NFL wird er nie wieder seinen Beruf als Footballspieler ausüben können, seine Sportlerlaufbahn ist vorbei - mit 26 Jahren. Es war eine Karriere als "Stück Fleisch", so nennt Werner das, was Footballer in den USA seiner Meinung nach sind, eine Art Ware. Doch es war für ihn das Schönste, was er sich vorstellen kann. Und deshalb will er nun ein Geschäft daraus machen, so dass Jugendliche in Deutschland es ihm gleichtun können.

Werner, der in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana lebt, war kürzlich in Europa, um für das deutsche Fernsehen NFL-Spiele zu kommentieren, am Sonntag findet in Houston das Saisonfinale statt, der Super Bowl. Werner war auch deshalb zu Besuch, um an seiner neuen Karriere zu arbeiten. Er besuchte in Polen, Deutschland und Österreich Familien, deren Kinder Footballspieler werden wollen. Er empfahl ihnen, sich Gridiron Imports anzuschließen, seiner Spielervermittlungsagentur. Das Unternehmen soll schnell wachsen, im Sommer will er das erste Camp für Talente in Deutschland veranstalten.

Das Modell klingt simpel: Werner hat Kontakte zu Schulen und Universitäten und als früherer Profi Renommee bei den Trainern. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Agenturen in Deutschland darauf spezialisiert, jungen Sportlern Stipendien zu verschaffen. Collegesport ist ein Milliardengeschäft, die Unis schmücken sich mit erfolgreichen Mannschaften, Studenten sparen jährlich Studiengebühren in fünfstelliger Höhe. Die Agenturen in Europa verlangen für die Vermittlung etwa 3000 Euro Provision. Geld verdienen die Unternehmen, wenn sie irgendwann nicht mehr einzelne Spieler anbieten, sondern den Colleges ihre Datenbanken verkaufen. Neu an Werners Idee ist, dass er sich auf Football spezialisiert - die Konkurrenz in Deutschland wirbt vor allem Fußballer, Tennisspieler und Golfer an - und dass er keine Studenten, sondern Jugendliche an amerikanische Privatschulen bringen will, wie er eine besuchte. "Ich bin die Story, die wir verkaufen", sagt Werner.

Aufgewachsen in Berlin-Wedding, begann er als Kind mit dem Football. An der Highschool in Connecticut, wo er erstmals in seinem Leben Krawatten trug, ragte er auf dem Footballfeld heraus. 13 Unis boten ihm ein Stipendium an, er ging nach Florida - und wurde drei Jahre später, 2013, als erster Deutscher in der ersten Runde des Drafts, dem Auswahlverfahren für Talente, vom Profiklub Indianapolis Colts ausgewählt. Werner, 1,91 Meter groß und 120 Kilo schwer, spielte in der Verteidigungslinie, lebte seinen Traum und verdiente in drei Jahren geschätzt sechs Millionen Dollar. Eine prägende Erfahrung für sein Leben nach dem Sport, sagt er: "Wenn du 22 bist und verdienst ein paar Millionen, dann lernst du mit Geld umzugehen." Seine Laufbahn endete, als seinem Arbeitgeber Werners Knie zu ungesund aussahen.

In den USA hat es Football schwer. So manche Eltern lassen ihre Kinder ob der Gesundheitsrisiken beim liebsten Spiel der Amerikaner nicht mehr mitmachen. "Es ist ein brutaler Sport", sagt Werner. Genauso brutal ist das Geschäft, nicht alle Footballer werden Millionäre, "viele Leute werden übers Ohr gehauen", sagt er, "aber das gehört dazu". Garantieren wird Werner seinen Klienten nichts, er verspricht nur seine Unterstützung dabei, den Sport so kennen und vielleicht auch lieben zu lernen wie er. "Wer es will, der soll jetzt die Option haben", sagt er. Im vergangenen Jahr hat er bereits zwei Spieler vermittelt, damals noch nebenbei. Im nächsten Sommer könnten es 15 sein.

© SZ vom 05.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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