Nahaufnahme:Schnelles Netz für alle

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Devendra Fadnavis, indischer Minister, will in einem ganzen Bundesstaat allen Bürgern schnelles Internet zur Verfügung stellen und so die Armut bekämpfen.

Von Helmut Martin-Jung

Wenn Devendra Fadnavis turnusmäßig den Haushalt von Maharashtra erläutert, ist das kein langweiliger Pflichttermin, für den sich bloß die üblichen Verdächtigen interessieren. Fadnavis, der 2014 mit nur 44 Jahren zum Chief Minister des westindischen Bundesstaates gewählt wurde, ist zumindest in seiner Heimatstadt Nagpur ein Star. Einer, der nahe an Indiens Premierminister Narendra Modi dran ist und der trotzdem als volksnah gilt. Vor allem aber ist Fadnavis einer, der eine Vision und einen Plan dafür hat.

"50 Prozent der 113 Millionen Einwohner Maharashtras sind unter 25 Jahre alt", sagt er als Gast einer IT-Konferenz in San Francisco. Ein gewaltiges Kapital sei das, doch was nützt es, wenn diese vielen Millionen junger Menschen in der Mehrheit bloß einfache Arbeiten verrichten können? Das hat er sich gefragt und eine Lösung gefunden. In jedes der 29 000 Dörfer Maharashtras soll bis 2018 eine Glasfaserleitung gelegt werden. "Jeder Bewohner des Landes, und wenn er noch so weit draußen wohnt, soll Zugang zum Internet haben", sagt Fadnavis, "nur Technologie wird uns weiterbringen."

Schon bis 2020 will er es geschafft haben, dass in seinem Bundesland sämtliche Behörden-Dienstleistungen online zur Verfügung gestellt werden - abrufbar auch auf einem günstigen Mobiltelefon. Auch die Systeme für Bildung und für Gesundheit sollen von der Digitalisierung des Landes profitieren. Diese werde sich nicht in Leitungen und Netzanbindung erschöpfen, gibt sich Devendra Fadnavis zuversichtlich: "Wir schaffen die digitale Transformation, weil es uns Cloud-Technologie und Analyse großer Datenmengen erlauben werden, die Ressourcen vernünftig zu verteilen."

Denn wenn ein Land Wachstum anstrebe, sei das Wichtigste, dass dabei auf Gleichheit geachtet werde. "Wachstum nur für einige wenige ist kein Wachstum", sagt Fadnavis kategorisch.

Fadnavis ist der zweitjüngste Chief Minister, den es in Maharashtra je gab. Früh dran war er schon immer. Mit 21 gehörte er bereits dem Stadtrat von Nagpur an. In der Millionenstadt am Fluss Nag hat er auch studiert. Zuerst Jura, dann Betriebswirtschaft und - mithilfe der Förderung von der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung - in Berlin auch noch Projektmanagement. Bereits mit 27 wurde Fadnavis, der sich selbst als "Chief Political Officer" bezeichnet, eine Art oberster Manager für Politik also, zum Bürgermeister von Nagpur gewählt. Er war damit der jüngste Bürgermeister, den es dort jemals gegeben hat und der zweitjüngste in ganz Indien.

Nur zwei Jahre später zog er auch ins Landesparlament ein. Auch dort setzte sich sein Aufstieg fort. 2013 übernahm er den Landesvorsitz seiner Partei, der BJP, ein Jahr später gewann er die Wahl zum Chief Minister. Dass man ihn heute trotzdem noch des Öfteren in Nahverkehrszügen von Mumbai, der Hauptstadt Maharashtras, sehen kann und dass er sich für Tickets genauso anstellt wie die Nichtprivilegierten, trägt zu seiner Popularität bei.

Und nun will er also sein Bundesland mit einem Digitalisierungsprogramm in die Zukunft katapultieren. Glasfaser in jedem Dorf gibt es nicht einmal im reichen Deutschland. Fadnavis ist sich durchaus dessen bewusst, dass er nichts Geringeres versucht, als eine Menge an Entwicklungsstufen einfach zu überspringen. Und er weiß, dass es schnell gehen muss.

Wohl auch deshalb setzt er auf etablierte Partner wie den US-IT-Konzern Oracle, mit dem er eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit geschlossen hat. "Wir brauchen eine hohe Geschwindigkeit und müssen schnell wachsen können", sagt er. "Unsere Bevölkerung wird nicht auf ewig so jung sein wie heute."

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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