Nahaufnahme:Pionier mit Pumpgun

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John McAfee: „Wir sind jetzt auf dem Meer, bald mehr dazu. Werde die nächsten Tage auf Tauchstation bleiben.“ (Foto: N/A)

IT-Gründer John McAfee hat mal wieder Ärger mit der Polizei. Sein Leben ist so aufregend, dass Netflix sogar eine Serie daraus machte.

Von Max Muth

Waffen, Flucht, Verschwörungstheorien, Mordverdacht: John McAfees Leben ist so aufregend, dass Netflix daraus eine Serie machte. Der exzentrische IT-Unternehmer ist so etwas wie das Maskottchen des Internets. Er hat Millionen mit Software verdient, Millionen verloren. Auf Fotos hat er meist eine Kippe, einen Drink oder eine Pumpgun in der Hand. Mit seinen Eskapaden unterhält er auf Twitter mehr als eine Million Follower. In den vergangenen Tagen ist ein weiteres Kapitel in der McAfee-Saga dazugekommen.

Nach einer Irrfahrt durch die Karibik wurden McAfee, seine Frau Janice und vier andere Personen, darunter ein deutscher Staatsbürger, in einem Hafen der Dominikanischen Republik festgenommen. Seit Mittwochnacht ist er wieder auf freiem Fuß, wie er auf Twitter verkündete, garniert mit Fotos, auf denen er grinsend dominikanische Polizisten umarmt. Außerdem gibt es ein Video, das die Polizei bei der Durchsuchung der Yacht und bei der Präsentation ihrer Fundstücke zeigt: großkalibrige Waffen, Munition und bündelweise Bargeld.

Reich wurde McAfee zunächst mit der nach ihm benannten Virenscanner-Software. Er verließ das Unternehmen schon 1994, seinen Namen trägt es bis heute. Einen Großteil seines Vermögens soll er in der US-Immobilienkrise 2007 wieder verloren haben. Arm dürfte McAfee aber nicht sein. Er setzte früh auf den Erfolg von Kryptowährungen, in der Bitcoin-Szene gilt er als Influencer. Als CEO des McAfee-Cryptoteams berät er Unternehmen, die mit Kryptowährungen Erfolg haben wollen.

Im Januar hatte er noch angekündigt, nach einem erfolglosen Versuch 2016 im kommenden Jahr US-Präsident werden zu wollen. Seine Kampagne müsse er jedoch von seinem Boot aus führen, da er aktuell wegen seit acht Jahren nicht bezahlter Steuern von der US-Steuerbehörde IRS gesucht werde. Weltweit bekannt wurde McAfee, als er 2012 nach dem Mord an seinem Nachbarn in seinem damaligen Wohnort in Belize von der Polizei befragt werden sollte. McAfee wurde nie als Verdächtiger gesucht, dennoch floh er unter abenteuerlichen Umständen nach Guatemala. In Haft täuschte er nach eigener Aussage mehrere Herzattacken vor, um nicht ausgeliefert zu werden.

In Guatemala war er festgenommen worden, weil ein Reporter ein Foto von McAfee im Netz gepostet hatte, ohne die Geodaten des Bildes zu löschen. Etwas Ähnliches könnte McAfee auch diesmal zum Verhängnis geworden sein. Die vergangenen Monate verbrachte er auf seiner Yacht und in verschiedenen Häfen der Karibik. Von dort aus meldete er sich immer wieder zu aktuellen Themen der US-Politik. Vor wenigen Tagen ging dann ein Tweet des 73-Jährigen durchs Internet, der seine Fans ebenso elektrisierte wie jene, die ihn für einen Spinner halten.

In der viel geteilten Fotonachricht schrieb McAfee: "Die CIA hat versucht, uns einzusammeln. Wir sind jetzt auf dem Meer, bald mehr dazu. Werde die nächsten Tage auf Tauchstation bleiben." Das zugehörige Bild zeigte McAfee und seine Frau Janice, mit schweren Gewehren bewaffnet, auf ihrer Yacht.

Einige Tage nach Veröffentlichung des Waffen-Fotos schrieb McAfee, dass er hoffe, bald wieder an Land gehen zu können. Wasser und Klimaanlage an Bord seien ausgefallen. Einer der Tweets, die er an diesem Tag absetzte, war jedoch, ob absichtlich oder nicht, mit einer Ortsangabe versehen: Puerto Plata, Dominikanische Republik. Mit dem Waffenbild könnte McAfee den dortigen Behörden einen guten Grund geliefert haben, seine Yacht zu durchsuchen, mit dem Tweet ein paar Tage später einen Hinweis, wo sie ihn finden könnten.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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