Nahaufnahme:Nah-Versorger

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Sven Forgber: "Wir sind eine Plattform für coole, innovative Produkte, kein Supermarkt fürs Büro." (Foto: N/A)

Gründer aus Brandenburg wollen die Ernährung im Büro verbessern - mit einem schlauen Kühlschrank, der rund um die Uhr und bargeldlos zugänglich ist.

Von Katharina Kutsche

Glaubt man Umfragen, ist die Currywurst seit 27 Jahren unangefochten auf Platz eins der beliebtesten Essen in der Betriebskantine. Wer da die Arbeitnehmer in Deutschland zu einer gesünderen Ernährung erziehen will, hat es wohl schwer. Doch es gibt auch andere Erfahrungen, und auf die beruft sich ein Start-up aus Brandenburg namens "How I like", zu Deutsch: Wie ich es mag. Dahinter verbirgt sich ein intelligenter Kühlschrank, den das Unternehmen nach den Wünschen seiner Kunden befüllt - mit regionalen Produkten, möglichst frisch und gesund.

Die Gründer Sven Forgber, 32, und Martin Michenfelder, 31, waren Führungskräfte im Handel, verantwortlich für 150 Mitarbeiter, die exakt 30 Minuten Pausenzeit hatten und dann wieder auf der Verkaufsfläche sein mussten. Für ein warmes Essen in der Kantine, so es denn eine gibt, oder in der Umgebung, ist die Zeit knapp. Forgber erzählt, dass sein damaliger Arbeitgeber zwar in der Nähe eines Einkaufszentrums mit eigener Fressmeile gewesen sei, doch selbst das sei in einer halben Stunde nicht zu machen. Also entschieden sich die beiden, selbst zu gründen.

2017 entstand How I like, unterstützt mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des Landes Brandenburg. Sitz des Start-ups ist Oranienburg, ein paar Kilometer nördlich der Gründer- und Bundeshauptstadt Berlin. Ihr Produkt ist weniger der Kühlschrank als Tech-Gadget, sondern eine Plattform für die Lebensmittel, mit denen der Kühlschrank gefüllt wird.

Das sind etwa Salate, Sandwiches und Getränke, aber auch Gerichte, die man sich in der Mikrowelle warm machen kann. Die jeweiligen Kunden können das mitbestimmen, How I like hat einen Manager an jedem Standort. Mittlerweile hat das Start-up 150 Produkte im Portfolio, etwa selbstgemachte Nudeln aus einer italienischen Pastamanufaktur in recycelbarer Verpackung. "Wir sind eine Plattform für coole, innovative Produkte, kein Supermarkt fürs Büro", sagt Forgber. Noch unbekannte Hersteller können sich bei den Oranienburgern bewerben, um ins Sortiment aufgenommen zu werden.

War früher die Brotdose mit zwei Klappscheiben und einem Apfel ausreichend, muss das Essen im Büro heute etwas mehr hergeben. Das liegt auch an einer veränderten Berufswelt. "Heute arbeiten die Leute nicht mehr von neun bis fünf, sondern haben flexible Arbeitszeiten", sagt Forgber. Auch für die Arbeitgeber sei es wichtig, sich darauf einzustellen, um für Mitarbeiter attraktiv zu sein. "Da geht es nicht mehr um die paar Euro, die ich mehr zahle als andere Unternehmen."

Der schlaue Kühlschrank ist daher rund um die Uhr und bargeldlos zugänglich. Nutzer erstellen ein Konto, hinterlegen eine Zahlungsart und öffnen den Schrank mit einer Karte oder per Smartphone über einen QR-Code. Die Sensoren des Kühlschranks erkennen, was und ob der hungrige Büroarbeiter etwas entnimmt oder nur ansieht und zurückstellt. Zudem gibt es ein Kreditkartenterminal für Gäste oder wechselnde Kunden in Coworking-Spaces.

Das Gerät steht bereits in 30 Unternehmen in Berlin-Brandenburg, etwa bei der Deutschen Bahn, Amazon, Paypal und Siemens. Für das kommende Jahr wollen die Gründer in weiteren deutschen Städten verfügbar sein. Der Markt des Snackverkaufs, in der Fachsprache Vending, ist mit rund drei Milliarden Euro eine Herausforderung für How I like. Immerhin hat das Start-up dafür einen starken Partner gewonnen: Convini, in Schweden Marktführer mit einem ähnlichen Konzept, übernahm 75 Prozent der Anteile von How I like für einen siebenstelligen Betrag. "Wir erobern die Welt von Oranienburg aus", scherzt Forgber.

© SZ vom 30.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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