Nahaufnahme:Marktmann für das Öl

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Yasir bin Othman al-Rumayyan: „Manchmal muss man in den unkonventionellem Teil der Wirtschaft investieren; konventionelle Investitionen entwickeln sich manchmal nicht, wie wir wollen.“ (Foto: Josh Edelson/AFP)

Der saudische Kronprinz holt sich einen Finanzexperten: Yasir bin Othman al-Rumayyan wird Aufsichtsratschef bei Saudi Aramco. Der größte Ölkonzern soll wohl an die Börse.

Von Paul-Anton Krüger

Kronprinz Mohammed bin Salman hat kühne Pläne für den Umbau Saudi-Arabiens. Einer der wichtigsten Männer, die er betraut hat, seine in der "Vision 2030" dargelegten Vorstellungen umzusetzen, ist der frühere Investmentbanker Yasir bin Othman al-Rumayyan. Bislang ist er der Chef des saudischen Staatsfonds PIF, der Fonds ist einer der größten institutionellen Investoren der Welt. Nun wurde dem 49-Jährige per königlichem Dekret ein weiterer Job übertragen, der für die Zukunft des Königreichs nicht minder bedeutend ist: Er ist nun auch Aufsichtsratschef des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco und löst in dieser Funktion Energieminister Khalid al-Falih ab.

Die Firma ist der größte Ölproduzent der Welt und gilt als profitabelstes Unternehmen; gerade hat sie dem saudischen Staat für das erste Halbjahr 2019 eine Dividende von 20 Milliarden Dollar gezahlt. Die Bestellung al-Rumayyans gilt als weiteres Zeichen, dass der Kronprinz den aufgeschobenen Teilbörsengang des Konzerns vorantreiben will. Fünf Prozent der Anteile sollen verkauft werden. Der oft nur bei seinen Initialen MbS genannte Thronfolger hat davon gesprochen, dass er eine Bewertung des Unternehmens mit zwei Billionen Dollar für angemessen hielte. Der Aktienverkauf würde dann 100 Milliarden bringen - die an den Staatsfonds gehen sollen.

Es gilt als notwendig, das frühere Ölministerium und Saudi-Aramco zu entflechten, um Interessenkonflikte beim Börsengang zu vermeiden. Der Schritt wird aber auch als Zeichen der Unzufriedenheit des Königshauses mit al-Falih gewertet. Al-Rumayyan dagegen gilt als Vertrauter des Kronprinzen und fungierte als Berater des Hofs, bevor er 2017 an die Spitze des Staatsfonds PIF aufstieg. Den hat er seither nach den Vorstellungen seines Chefs vom schläfrigen, auf Saudi-Arabien konzentrierten Vermögensverwalter umgebaut in einen weltweit tätigen, schlagkräftigen Investor. Er hat Beteiligungen an Tesla gekauft, der Auto- und Energiefirma von Elon Musk, und an Uber, dem Technologieunternehmen und Transportdienstleister, al-Rumayyan sitzt dort auch im Vorstand.

Er hat den Staatsfonds PIF überdies mit einem Volumen von mehr als zehn Milliarden Dollar zum größten Start-up-Investor in Amerika überhaupt gemacht. Auf mittlere Sicht soll der Fonds 600 Milliarden Dollar verwalten. Das alles steht im Dienste des Umbaus der saudischen Wirtschaft, deren Abhängigkeit vom Öl das Königshaus bis 2030 lösen will - natürlich finanziert mit Petrodollars, die unter anderem der Verkauf von Anteilen an Saudi-Aramco bringen soll, das bislang wenig transparente Kronjuwel Saudi-Arabiens. Der neue Aufsichtsrat ist nach dem Studium an der King-Faisal-Universität in Riad und einer Management-Ausbildung in Harvard mit allen Aspekten in Berührung gekommen, die beim angestrebt größten Börsengang der Welt eine Rolle spielen: Er arbeitete als Investmentbanker und war Chef des Finanzdienstleisters Saudi Fransi Capital. In Riad war er sowohl für die Börse Tawadul tätig, die einen erheblichen Teil der Aramco-Aktien aufnehmen soll, als auch für deren Regulierungs- und Aufsichtsbehörde. Und bei Saudi-Aramco gehört er bereits seit Mitte 2016 dem Aufsichtsrat an.

Saudi-Arabien soll nach Brancheninformationen schon Berater für den Börsengang angeheuert haben. Allerdings ist das Umfeld weiter schwierig: Der Ölpreis stagniert bei 60 Dollar, Riad benötigt 80 Dollar, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen - und die angestrebte Bewertung von Saudi-Aramco. Diese Differenz zu verringern, ist dem für die Ölpolitik zuständigen Minister und bisherigen Aramco-Chef-Aufseher al-Falih nicht gelungen. Und darin liegt auch al-Rumayyans größte Herausforderung.

© SZ vom 04.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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