Nahaufnahme:Mann mit Laser

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"Wir können ein Material nehmen und ihm verschiedene Eigenschaften geben." Hans J. Langer (Foto: Tobias Hase/EOS)

3D-Druck-Technik kann Industriedesign revolutionieren, sagt der Unternehmer Hans Langer.

Von Helmut Martin-Jung

Was haben Einspritzdüsen für Flugzeugmotoren, künstliche Hüftgelenke und Goldschmuck gemeinsam? "Dazu", sagt Hans Langer auf solche Fragen gerne, "erzähl ich Ihnen mal eine Geschichte." Und natürlich ist es eine, die mit einer der faszinierendsten unter den neuen Technologien zu tun hat, mit dem sogenannten 3D-Druck. Langer, Chef der Firma Eos aus dem oberbayerischen Krailling, erzählt dann, wie er Anrufe bekommt von den Chefs von Dax-Konzernen. Wie ihn der visionäre Tesla-Chef und Raketenbauer Elon Musk in die Staaten bittet.

Und Langer schildert, wie er einmal einen Anruf eines Herstellers von Formel-1-Wagen erhielt. Das aus einem massiven Block gefräste Stück einer Antriebswelle war dem Fahrer um die Ohren geflogen. Der Hersteller hatte daraufhin mit einer Maschine von Eos experimentiert, und: Das 3D-gefertigte Bauteil hielt um ein Vielfaches mehr aus.

Von den Maschinen, um die es hier geht, hat man landläufig ein eher vages Bild. Eos, das macht Langer bei den "Münchner Seminaren" von Süddeutscher Zeitung und Ifo-Institut klar, verkauft nicht etwa 3D-Drucker, mit denen man bloß kleine Plastikfigürchen herstellen kann. Es geht vielmehr um industrielle Produktion.

Schon die verwendete Technik unterscheidet sich in etwa so von Billiggeräten wie ein Chemiekasten von einem professionellen Labor. Die Eos-Maschinen kosten etwa eine halbe Million Euro pro Stück. Sie arbeiten mit hochpräzisen und leistungsstarken Lasern, die pulverförmige Rohstoffe schichtweise sintern, also schmelzen und zusammenbacken lassen. Weil immer wieder neue Schichten von Pulver aufgetragen werden, spricht man auch von additiver Fertigung.

Ein bisschen Software, Material rein, Knopf drücken - so einfach geht es aber nicht. "Die Produktion ist extrem komplex", sagt Hans Langer, "wir können zum Beispiel ein Material nehmen und ihm verschiedene Eigenschaften geben." Was etwa mit Titan oder Stahl passiere, "ist dann nur noch ein Software-Problem". Der Schlüssel, sagt Langer, "ist die Positionierung des Lasers". Die Software steuert, wie die Laser arbeiten - und hierin stecken eine Menge Know-how und natürlich auch Patente. Eos wäre wohl aber nicht so weit gekommen - die Firma ist mit ihren Maschinen Weltmarktführer - wäre nicht Langer jemand, der sowohl Kreativität besitzt als auch technisches Verständnis und unternehmerisches Denken.

Das alles verleiht dem Industriepionier eine starke Aura. Die Begeisterung, die er mitbringt, überträgt sich auf seine Gesprächspartner. Schon Ende der 1980er-Jahre hatte Langer, promovierter Physiker, begonnen, mit der damals brandneuen Technologie zu experimentieren. Der Durchbruch gelang ihm schließlich mit einem Projekt beim Autobauer BMW. Der damalige Entwicklungsvorstand Wolfgang Reitzle (später Linde-Chef) traute dem charismatischen Langer zu, dass der ihm wie versprochen eine Maschine liefern können, die besser war als die der amerikanischen Konkurrenz. Die nämlich gefiel den Ingenieuren zwar, konnte aber die hohen Qualitätsanforderungen nicht erfüllen.

Heute stehen Eos-Maschinen nicht nur bei den meisten Autoherstellern und es werden nicht bloß Prototypen damit hergestellt. Die Autobauer rechnen vielmehr damit, dass sie schon ziemlich bald etwa 20 Prozent aller Bauteile additiv fertigen werden. Und auch in anderen Industrien, allen voran im Flugzeugbau, werden sie mehr und mehr eingesetzt. Weil mit 3D-Fertigung Teile hergestellt werden können, die sich konventionell gar nicht fertigen lassen, ändere sich allmählich auch das Denken bei großen Herstellern und der Design-Prozess.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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