Nahaufnahme:Hallo, Computer

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Gummi Hafsteinsson beschäftigt sich damit, wie man Computer mit Sprache steuern kann. Er entwickelt Googles virtuellen Assistenten.

Von Helmut Martin-Jung

"Ja, ich weiß, was das auf Deutsch heißt, und übrigens auch auf Schwedisch", wehrt Gudmundur Hafsteinsson leicht genervt ab. Aber wenn man Gudmundur mit Vornamen heißt und im Silicon Valley lebt, tut man sich mit einem Namen leichter, den jeder aussprechen kann. Also lässt er sich einfach Gummi rufen - "zu Hause in Island ist das eine verbreitete Abkürzung für Gudmundur". Über die Unterschiede verschiedener Sprachen weiß Gummi Hafsteinsson schon von Berufs wegen eine Menge. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich damit, wie man Computer mit Sprache steuern kann. Zurzeit leitet er beim Internetkonzern Google die Entwicklung des virtuellen sprachgesteuerten Assistenten.

"Früher mussten die Menschen lernen, wie man mit Computern kommuniziert", sagt Hafsteinsson, "jetzt ist es umgekehrt." Nun müssten Computer lernen zu verstehen, was die Menschen eigentlich von ihnen wollten. Das Schöne daran, Computer mit Sprache zu steuern, ist für ihn: "Dieselbe Schnittstelle funktioniert für viele Geräte und wir müssen es nicht erlernen - wir können es ja schon, man macht es einfach."

Um die virtuellen Assistenten herrscht gerade ein großer Hype. Trotzdem ist die Sache keineswegs so super simpel. Computer müssen sich noch ganz schön anstrengen, wenn sie wirklich zu nützlichen Begleitern im Alltag werden wollen. "Wir sind noch am Anfang", gibt Hafsteinsson denn auch ohne Umschweife zu, dabei habe Google bereits eine Menge Energie in das Projekt hineingesteckt.

Vor Kurzem erst hat der Konzern angekündigt, dass der Assistant bald in weiteren Sprachen vorliege, bis zum Ende dieses Jahres sollen es insgesamt 30 werden. Und die Software kann nun auch multilingual verwendet werden. Das heißt, man kann ihn in verschiedenen Sprachen nutzen, ohne dass er dafür umgestellt werden muss. Die Assistenzsoftware beherrscht zudem nun auch sogenannte Routines, kann also mehrere Schritte auf einen einzigen Befehl hin ausführen. In einem vernetzten Heim könnte das etwa sein, dass die Heizung heruntergefahren wird, wenn man geht, und die Türen verriegelt werden.

Hafsteinsson, 42, Wikinger-Vollbart, ist aber klar, dass das alles noch lange nicht reicht. Die verschiedenen Dialekte in manchen Sprachen sind dabei noch ein vergleichsweise einfaches Problem: "Man braucht viele Sprachdaten, dann wird das schon mit der Zeit", sagt der Experte. Was ihn mehr beschäftigt, sind Dinge wie Bedeutung und Kontext. Menschen sind es gewohnt, in einer Unterhaltung einfach Anschlussfragen zu stellen. Auf die Frage zum Beispiel, wie kalt es heute sei, meldet der Google Assistant den korrekten Wert. Doch bei der Frage "und wie wird es morgen?" muss er passen - noch.

Gummi Hafsteinsson aber ist sicher, dass Sprachsteuerung eine immer größere Bedeutung erhalten wird: "Sie erlaubt es mehr Menschen, Technologie zu nutzen", argumentiert er, "und man kann sie nebenher benutzen. Ich bekomme Hilfe, aber die Technik ist mir nicht im Weg." Seine Zukunftsvision: dass man mit Computern eine Konversation führen kann.

Doch was hat Google davon, wenn Nutzer sich zum Beispiel ein Kuchenrezept aufsagen lassen? Für den Verbraucher ist das ja nett, weil es sich mit teigverklebten Fingern nicht so gut tippt. Aber Google kann keine Anzeigen verkaufen - und das ist ja das Geschäft, von dem der Konzern noch immer fast ausschließlich lebt. Hafsteinsson ist da ganz entspannt. "Wir entwickeln immer erst etwas, das Menschen nutzt und schauen dann, wie wir damit Geld verdienen können." Die vielen Sprachdaten, die Google mit dem Dienst sammelt, sind allerdings schon jetzt ein wertvoller Schatz. Und mit jedem gesprochenen Befehl wird er größer.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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