Nahaufnahme:Freund der Wall Street

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US-Präsident Donald Trump hat Randal Quarles zum Vizechef der Notenbank Fed gemacht. Der Finanzmanager soll von diesem Posten aus die Banken von ihren Fesseln befreien.

Von Nikolaus Piper

Es war im vergangenen Mai, da kokettierte Donald Trump mit der Idee, die großen Banken der Wall Street zu zerschlagen. Er prüfe entsprechende Maßnahmen, sagte er damals der Agentur Bloomberg. Inzwischen ist klar, dass es dazu nicht kommen wird. Das zeigt besonders eine Personalentscheidung, die das Weiße Haus am späten Montagabend verkündete: Der Finanzmanager Randal Quarles, 59, soll Vizechef der Notenbank Federal Reserve (Fed) für die Bankenaufsicht werden. Von ihm wird erwartet, dass er etliche der strengen Regeln lockert, die nach der Finanzkrise in Kraft traten. Quarles will die Banken stärken, nicht zerschlagen. Die Entscheidung muss noch vom Senat bestätigt werden, woran aber angesichts der republikanischen Mehrheit kaum ein Zweifel besteht.

Die Ironie bei der Personalie liegt darin, dass Quarles einen Posten besetzt, der unter Barack Obama geschaffen wurde, um die Großbanken strenger beaufsichtigen zu können. Bisher war die Position vakant, die Aufgabe der Bankenaufsicht lag bei dem Fed-Verwaltungsrat Daniel Tarullo, einem Verfechter strenger Regulierung. Er war im Frühjahr zurückgetreten.

Der eingeschriebene Republikaner Quarles hat Erfahrung mit Bankregeln. Er diente bereits 1990 unter Präsident George H. W. Bush (Vater) im Finanzministerium, als es darum ging, die damalige Bankenkrise ( Savings and Loan Crisis) zu entschärfen. Später wurde er Exekutivdirektor der Vereinigten Staaten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und hatte unter anderem mit der Lösung der argentinischen Finanzkrise zu tun. Von 2002 bis 2006 war er unter George W. Bush (Sohn) Staatssekretär im Finanzministerium und dabei unter anderem für internationale Fragen zuständig. Nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst heuerte er bei der großen Finanzfirma Carlyle Group in Washington an. Schließlich gründete er in Salt Lake City die Cynosure Group, eine Finanzfirma, die das Vermögen mehrerer reicher Familien in den USA verwaltet.

Quarles will sicher der Wall Street helfen. Aber er gehört nach Einschätzung amerikanischer Medien auch nicht zu den Ideologen, die das nach der Finanzkrise beschlossene Dodd-Frank-Gesetz komplett abschaffen wollen. Aus Sicht der internationalen Finanzstabilität ist das eine gute Nachricht. Dodd-Frank wolle auf der einen Seite zu viel auf einmal erreichen, auf der anderen Seite hätten die Gesetzesmacher an falscher Stelle Zugeständnisse gemacht, sagte Quarles bereits 2015 in einem Interview - eine eher moderate Kritik.

Für Fed-Chefin Janet Yellen werden jedenfalls rauere Zeiten beginnen, wenn Quarles seinen Job antritt. Er denkt nicht nur in Fragen der Bankenaufsicht anders, sondern auch in der Zinspolitik. "Die jahrelange Politik des Fast-Null-Zinses hat zum Anstieg spekulativer Positionen bei einer langen Reihe von Vermögenswerten geführt, weil alle Finanzinstitute unter starkem Druck stehen, angemessene Erträge zu erzielen", kritisierte er 2016 im Wall Street Journal. Außerdem gehört er zu jenen Republikanern, die Zinsentscheidungen der Fed an eine mathematische Formel binden wollen - für Yellen eine inakzeptable Einschränkung der Geldpolitik. Yellens Amtszeit läuft im Januar aus, es gilt als unwahrscheinlich, dass Trump die Demokratin noch einmal nominiert.

In seiner Firma Cynosure verwaltet Quarles auch das Vermögen der im Bundesstaat Utah sehr einflussreichen Familie seiner Frau Hope Eccles. Einer ihrer Vorfahren war Marriner Eccles, der die Fed von 1934 bis 1948 leitete. Hope Eccles betreibt heute ein Luxushotel, das den schönen Namen "Goldener Hirsch Inn" trägt. Es liegt in einem Skigebiet Utahs und ist im Inneren dem Hotel gleichen Namens in Salzburg nachempfunden.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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