Nahaufnahme:Ein Mann räumt auf

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Helmut Schleweis: „Natürlich ist das ein großer Entwurf, aber das muss man jetzt eben sauber abarbeiten.“ (Foto: Matthias Müller/dpa)

Sparkassenpräsident Helmut Schleweis plant ein Superinstitut der verbliebenen Landesbanken.

Von Meike Schreiber

Wer Helmut Schleweis zum ersten Mal trifft, glaubt nicht, einen der mächtigsten Bankenlobbyisten Deutschlands vor sich zu haben. Im Small Talk umfassen seine Antworten oft kaum mehr als ein, zwei Sätze, erst bei den Sachthemen taut der freundliche Heidelberger auf. Im Mittelpunkt zu stehen, ist ihm spürbar unangenehm. Dabei hätte kaum jemand in der deutschen Finanzwirtschaft mehr zu sagen als Schleweis. Seit einem Jahr führt der 65-Jährige den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), gerade hat er die Nord-LB gerettet, die Privatisierung der HSH Nordbank orchestriert, jetzt schwebt ihm vor, die vier bis fünf verbliebenen Landesbanken zu einer Superlandesbank zu fusionieren. Dazu muss man wissen: Die 390 Sparkassen, deren Anführer Schleweis ist, sammeln nicht nur Spargroschen ein und vergeben Kredite, ihnen und den Bundesländern gehören auch die Landesbanken. Das sind regionale Institute, welche in der Finanzkrise teils Milliarden an Steuergeldern verbrannt haben.

Mit diesen Landesbanken aber möchte der Sparkassenpräsident aufräumen, genauso wie mit dem Gestrüpp an Beteiligungen und doppelten Zuständigkeiten. Es ist eine Aufgabe, an der sich alle seine Vorgänger die Zähne ausgebissen haben. Schleweis aber verfolgt sie unbeirrt. Besser heute als morgen will er die Großfusion umsetzen, so wie es die Volksbanken mit ihrem Zentralinstitut vorgemacht haben.

Als sein Plan vergangenen Herbst herauskam, formierte sich aber sofort Widerstand. Zu komplex sei das Vorhaben, sagten Landesbankenchefs. Von einem "nicht kalkulierbaren Abenteuer" sprach man in den betroffenen Bundesländern. Schleweis ficht das nicht an. "Natürlich ist das ein großer Entwurf, aber das muss man jetzt eben sauber abarbeiten", sagt er am Montagabend vor Journalisten in Frankfurt. Die Gespräche seien "nicht gescheitert, weil noch nichts verhandelt wurde". Die Mehrzahl der Sparkassen sei seiner Meinung. Die Nord-LB hält er auch weiter für den Nukleus der Großfusion, auch wenn sein ursprünglicher Plan gescheitert ist, die Landesbanken von Hessen oder Baden-Württemberg zu einer Übernahme der Hannoverschen Krisenbank zu überreden. Stattdessen musste Schleweis die Sparkassen-Familie überzeugen, im letzten Moment mehr als eine Milliarde Euro für die Rettung der Nord-LB hinzulegen.

Wer aber ist eigentlich verantwortlich für die Schieflage der Nord-LB? Da weicht Schleweis aus, wie es Sparkassenvertreter oft tun, wenn es ungemütlich wird. Dies sei eine Frage für die Eigentümer des Geldhauses, das Land Niedersachsen und den regionalen Sparkassenverband. Eigentlich muss aber auch der DSGV darauf achten, dass bei den Tochterbanken nichts anbrennt. "Die Rettung der Nord-LB ist ihm geräuschlos gelungen", sagt ein Sparkässler. "Aber es war ein Kraftakt. Er hat sicher unterschätzt, wie anstrengend der Job ist."

Tatsächlich hat sich Schleweis nicht beworben um das Amt, er hat sich allenfalls "nicht weggeduckt", wie er schmunzelnd sagt. Aber als vor Jahresfrist sein Vorgänger Georg Fahrenschon über eine Steueraffäre stürzte, fiel die Wahl recht schnell auf ihn. Er war damals Sprecher der Sparkassenvorstände und Chef der Sparkasse Heidelberg, wo er bis dato auch seine gesamte Karriere verbracht hatte. Andere Funktionäre lehnten den gut dotierten Job (rund eine Million Euro Jahresbrutto) ab. Schleweis aber überredete seine Frau zum Umzug von Heidelberg nach Berlin-Mitte. Mit ihm zog auch erstmals ein Präsident ohne Parteibuch an die Spitze des DSGV. Der Verband werde seither deutlich sachorientierter geführt, heißt es. Hat er den Wechsel mal bereut? "Noch keine Sekunde", sagt Schleweis. Auch auf diese Frage also eher eine kurze Antwort.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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