Saudi Aramco:Aramco - der bald vielleicht wertvollste Konzern der Welt

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Archivaufnahme einer Ölanlage von Aramco in der saudischen Wüste (Foto: AFP)
  • Der saudische Ölkonzern Saudi Aramco gilt als wertvollster Konzern der Welt - jetzt erwägt Saudi-Arabien einen Börsengang.
  • Ölminister Ali bin Ibrahim al-Naimi ist Chef der saudischen Öl-Diplomatie und somit die wichtigste Figur des Opec-Kartells.

Von Jan Willmroth

Als Ali bin Ibrahim al-Naimi geboren wird, ist der unglaubliche Reichtum unter der Erde seines Landes noch eine vage Vermutung. Und niemand ahnt, dass dieser Junge später einmal zu den mächtigsten Männern der Welt gehören wird. Im Jahr 1935, die ersten Probebohrungen in der Wüste sind zwei Jahre her und blieben erfolglos, kommt al-Naimi als Sohn eines Hirten zur Welt. Auch er soll Hirte werden, zu Hause hütet er Schafe - bis er als Zwölfjähriger Botenjunge wird und amerikanischen Managern Kaffee serviert. Aramco hieß das Unternehmen damals noch, Arabian American Oil Company, die Amerikaner haben das Sagen und verdienen am Öl.

Heute ist al-Naimi der mächtigste Ölminister weltweit, er ist mit seinem Mitarbeiterstab Herr über die Öl-Diplomatie Saudi-Arabiens und eine der wichtigsten Figuren in der Geschichte von Saudi Aramco, das zu den wertvollsten Unternehmen der Welt zählt.

Bald könnte Saudi Aramco auch das wertvollste börsennotierte Unternehmen weltweit sein, berichtet der britische Economist. Saudi-Arabien erwägt demnach einen Teil-Börsengang des Öl-Konzerns. Es sei die Rede davon, zunächst einen Anteil von womöglich fünf Prozent an die Börse in Riad zu bringen. Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman sagte dem Magazin, er persönlich wäre von einem Börsen-Listing begeistert: "Ich denke, das wäre im Interesse des saudischen Marktes und im Interesse von Aramco." Eine Entscheidung darüber solle in den kommenden Monaten fallen.

Ob Börsengang oder nicht: Wenn das Opec-Kartell sich im halbjährlichen Turnus zu Gesprächen trifft, gilt Ölminister Ali bin Ibrahim al-Naimi als wichtigste Figur. Als tonangebend, obwohl er wenig spricht, aber wenn, dann kurz und deutlich. Dass der Ölpreis so niedrig ist, hat auch damit zu tun, dass die Opec ihre selbst gesetzte Förderquote erst im November 2014 nicht gekürzt und sich nun Anfang Dezember faktisch von ihr verabschiedet hat. In beiden Fällen soll sich al-Naimi dabei gegen alle Widerstände aus Ländern wie Iran, Algerien oder Venezuela durchgesetzt haben.

Bei seinen eher seltenen öffentlichen Auftritten ist er nie allein - der nur 1,58 Meter große al-Naimi ist umgeben von zahlreichen Personenschützern und Assistenten. Stets äußerst gepflegt, ein Freund des Frühsports im Park, scheint der 79- oder 80-Jährige nicht zu altern - sein genaues Alter ist unbekannt. Er ist einer, der immer absolut kontrolliert und diplomatisch bleibt. Nach dessen Worten der Ölpreis binnen Sekunden steigt oder fällt. Dem beim Joggen Journalisten nachlaufen, um Zitate zu bekommen. al-Naimi, ein studierter Geologe, der aus seiner Strategie ein Geheimnis macht und sich Preisprognosen verwehrt: Nur Allah wisse, wie sich der Ölpreis entwickelt, sagte er im Sommer.

Ausgerechnet die Amerikaner fördern den jungen al-Naimi

Bekannt wurde er zunächst von 1983 an als erster saudischer Chef von Saudi Aramco und 1995 als Ölminister, der nicht dem Königshaus entstammt und sogar zur schiitischen Minderheit gehört.

Als den Amerikanern sein Talent auffällt, schicken sie al-Naimi zur Schule. Aramco bezahlt ihm ein Studium, erst in Libanon, dann in Pennsylvania. Später macht er den Master an der Stanford-Universität in Kalifornien und kehrt als Geologe und Ölexperte nach Saudi-Arabien zurück. Als der Konzern 1980 endgültig ganz den Saudis gehört, wird al-Naimi in den erweiterten Vorstand berufen und wurde drei Jahre danach Chef. Als Minister verändert er von 1995 an die Opec und macht ihre zähen politischen Treffen Ende der Neunzigerjahre zu kurzen Meetings von Geschäftsleuten, die mit ihrem Öl möglichst viel Geld verdienen wollen. Die Zeit der Ölwaffe, wird er schon 2001 erklären, sei vorbei. Nie wieder Ölkrisen-Diplomatie wie in den Siebzigern.

Stets pflegte er Saudi-Arabiens Rolle als Öl-Zentralbank, die bei Bedarf die Fördermenge erhöht, wenn die Kapazitäten zu eng und die Preise zu hoch sind, oder weniger fördert, wenn Öl zu billig wird.

Nun, da das Ende seiner Amtszeit naht, musste er diese Rolle aufgeben. Die USA förderten zwischenzeitlich so viel, wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Russlands Ölförderung ist auf Rekordhoch. Die Welt hat sich verändert. Und al-Naimi: macht den Erhalt des saudischen Anteils am Weltmarkt zur Hauptsache seiner Strategie. Wenn er bald abtritt, sagen Beobachter, gebe es keinen, der so klug ist und die Rolle so ausfüllt, wie er.

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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