Nahaufnahme:Der 39-Dollar-Mann

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Robin Hayes: „Wir legen jetzt das Fundament für das nächste Jahrzehnt.“ (Foto: Pablo Martinez Monsivais/AP)

Jetblue-Chef Robin Hayes bietet in den USA Superbilligflüge an - obwohl er sich eigentlich dem Umweltschutz verschreiben wollte.

Von Jürgen Schmieder

Es wird ja derzeit heftig und kontrovers über Flugreisen debattiert, und deshalb sprechen die Leute auch über die These von Tesla-Chef Elon Musk, der zufolge die Menschheit die Welt mitnichten deshalb retten würde, weil sie unbedingt die Welt retten wolle - die Weltenretter-Alternative müsse vielmehr günstiger sein als die schädlichere Variante. Bahnfahrten und andere umweltfreundliche Formen des Personentransports müssen derart kostengünstig sein, dass es sich schlicht nicht mehr lohnt, für eine Reise von Hamburg nach München ins Flugzeug zu steigen. So einfach ist das.

Es hängen immer ein paar Dinge zusammen auf diesem Planeten, deshalb lohnt es sich zu wissen, dass Robin Hayes, 52, Geschäftsführer der US-Billigfluggesellschaft Jetblue, als Kind Lokführer werden wollte und seine erste Flugreise erst als Erwachsener antrat: "So schwer das zu glauben sein mag: Ich war 18 Jahre alt." Er erzählt gerne solche Geschichten, auch diese, wie er als Jugendlicher, der in London aufgewachsen ist, häufig gescheitert sei und wie ihn diese Erfahrungen fürs Leben geprägt haben: "Ich wollte ein Mädchen zu einer Verabredung einladen - hat nicht geklappt. Ich wollte ins Fußballteam der Schule aufgenommen werden - hat auch nicht geklappt. Ich wollte in die Bahnindustrie - nicht mal das hat geklappt."

Nach dem Studium arbeitete Hayes 19 Jahre lang bei British Airways, im Jahr 2008 wechselte er zu Jetblue. Seit vier Jahren ist er Geschäftsführer der nach Passieren sechstgrößten Fluggesellschaft in den USA. Hayes fliegt selbst Holzklasse, und im April, da verteilte er nicht nur Gratis-Flugtickets an Passagiere - auf dem Rückweg zu seinem Sitzplatz sammelte er im Vorbeigehen noch schnell den Müll der anderen Leute ein.

Nun hat Jetblue mal wieder einen sogenannten "Flash Sale" angeboten: 24 Stunden lang konnten die Kunden Sommerflüge bis zum 20. September buchen. Ein Flug von Orlando nach Atlanta kostete 39 Dollar, Reisen zwischen Ost- und Westküste, etwa von New York nach Sacramento, waren für 129 Dollar zu haben, ein Flug in die Dominikanische Republik für 90 Dollar.

Solche Angebote hat es schon in den vergangenen Jahren gegeben, nun werden diese Schnäppchen kritischer betrachtet als früher - zumal Hayes im Februar seine langfristigen Pläne für die Zukunft von Jetblue dargelegt hat. Einer von drei bedeutsamen Punkten: Umweltschutz. "Wir legen jetzt das Fundament für das nächste Jahrzehnt", sagte Hayes in einem Statement. Nun bietet sein Unternehmen Tickets an, die nicht viel teurer sind als Busfahrten.

Es hängen aber immer ein paar Dinge zusammen auf diesem Planeten, und deshalb lohnt es sich auch zu wissen, dass die Geschäftsführer der größten US-Fluglinien gerade bei einem Geheimtreffen mit Präsident Donald Trump im Weißen Haus waren, um sich über Billigflüge von Konkurrenten wie Emirates, Etihad Airways und Qatar Airways zu beklagen. Diese seien nur möglich, weil diese Gesellschaften staatliche Unterstützung bekommen würden, zudem würden Vereinbarungen zum fairen Wettbewerb verletzt.

Die Chefs hatten Anzeigen beim rechtspopulistischen Nachrichtensender Fox News geschaltet, in der Zeitung USA Today schrieben sie: "Diese Unternehmen können auf Flügen Geld verlieren, wie es sich keine vernünftige Airline leisten könnte, weil diese Fluglinien von den Staaten unterstützt werden." Es soll heftig und kontrovers debattiert worden sein, weil Trump die Geschäftsführer ans Transportministerium verwiesen habe - was nichts anderes ist als ein Abwimmeln. Mit dabei, um sich über die billigen Flüge der Konkurrenz zu beschweren: Robin Hayes.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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