Die grüne Null:Plötzlich nachhaltig

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(Foto: Imago/SZ:Grafik)

Die derzeitige Energiekrise zeigt es: Die schnelle Wende zur Nachhaltigkeit ist für die Wirtschaft entscheidend. Wie weit sind Unternehmen und Branchen bereits, was müssen sie noch tun? Die neue SZ-Serie beschreibt das.

Von Caspar Busse

Der Appell von Robert Habeck war ernst und fast flehentlich. "Jede eingesparte Kilowattstunde Energie hilft", sagte der Wirtschafts- und Klimaminister in dieser Woche. Unternehmen und private Verbraucherinnen und Verbraucher würden Deutschland in dieser Zeit helfen, wenn sie Gas oder Energie einsparten, so der Grünen-Politiker nach der Ausrufung der Frühwarnstufe des Notfallplans Gas.

Kein Zweifel: Es sind schwierige Zeiten. Der Krieg in der Ukraine zeigt in aller Deutlichkeit, wie abhängig Deutschland und Europa von Energielieferungen vor allem aus Russland sind. Sollten die Lieferungen von Gas, Öl und Kohle eingestellt werden, wird es ernst. Mit vereinzelten Einsparungen ist es dann jedenfalls nicht getan. Vor einem "industriellen Flächenbrand" warnte bereits Christian Kullmann, Chef von Evonik und Vorsitzender des Chemie-Branchenverbands VCI.

Die Krise zeigt auch wie unter einem Brennglas, wie wichtig der Umbau der deutschen Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit ist. Eigentlich soll das Land wie geplant bis 2045 klimaneutral sein, auch wenn das heute angesichts der aktuellen Krise reichlich spät erscheint. Aber dafür müssen Unternehmen aller Branchen schnell nachhaltig werden.

Es geht um die spezielle Ausgangslage, Probleme und Schwierigkeiten

Die Süddeutsche Zeitung will von der kommenden Woche an in einer Serie im Wirtschaftsteil die Probleme und Chancen auf dem Weg zur grünen Null exemplarisch beschreiben und diskutieren. Es geht um die spezielle Ausgangslage, Probleme und Schwierigkeiten, Rahmenbedingungen, spezifische Hindernisse und Strategien. Ob Wohnungswirtschaft, Rechenzentren, die Tourismus- und die Autoindustrie, Sportartikel, Ernährung, Chemie, Baumaschinen, Energie, Luftfahrt, Einzelhandel - sie alle müssen ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit finden, für einige ist es leichter, für andere schwerer. Ein paar sind schon weit gekommen, viele noch hintendran. Wie gefährlich es ist, zu langsam zu sein oder gar den Anschluss zu verlieren, zeigt die aktuelle Krise.

"Die Unternehmen haben die Notwendigkeit erkannt, ihre Strategie und ihr Handeln auf das Megathema Nachhaltigkeit auszurichten", sagt Christine Bortenlänger, geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Zusammen mit der internationalen Anwaltsfirma Hengeler Mueller wurde eine Studie dazu erstellt. Das Ergebnis: Die Unternehmen greifen das Thema Nachhaltigkeit aktiv auf und wollen die Transformation hin zu nachhaltigerem Wirtschaften vorantreiben. Die meisten Unternehmen müssen sich dafür aber grundlegend ändern, neue Strategien, Prozesse und Produkte sind notwendig.

Reicht das? Vielen geht es zu langsam. Denn der Druck ist inzwischen immens, von allen Seiten. Nicht nur Investoren und Anleger drängen auf nachhaltige Geschäftsmodelle und drohen ansonsten mit dem Abzug ihres Kapitals. Auch die Kunden wollen nachhaltige Produkte. Beschäftigte wollen in Unternehmen arbeiten, die auf nachhaltige Kriterien setzen und Vorreiter in ihrer Branche sind. Neue Mitarbeiter fragen zuerst nach solchen Kriterien, und wenn es sie nicht gibt, gehen sie woanders hin. Und nicht zuletzt machen Politik und Gesellschaft Druck. Es ist Zeit für Veränderungen.

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