Nach Dammbruch in Brasilien:Zwei Ingenieure des TÜV Süd festgenommen

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Eine Luftaufnahme zeigt die Schlammlawine nach dem Dammbruch im Süden Brasiliens. (Foto: Bruno Correia/dpa)
  • Die brasilianische Polizei hat zwei Mitarbeiter des TÜV Süd festgenommen.
  • Die Firma hatte den gebrochenen Damm in Brasilien erst 2018 geprüft - und damals keine Mängel feststellen können.
  • Durch die Schlammlawine kamen bislang mindestens 65 Menschen ums Leben.

Im Zusammenhang mit dem gebrochenen Staudamm in Brasilien hat die Polizei am Dienstag zwei für den deutschen TÜV Süd tätige Ingenieure festgenommen. Das bestätigte das Unternehmen und teilte mit: "Aufgrund der laufenden Ermittlungen können wir zurzeit keine weiteren Auskünfte geben. Wir unterstützen die Ermittlungen vollumfänglich."

Brasilianischen Medienberichten zufolge soll die Polizei am Dienstagmorgen auch das Büro des TÜV Süd in São Paulo durchsucht und Computer und Unterlagen beschlagnahmt haben. Der TÜV Süd hatte erst am 26. September 2018 die Dämme an der Mine geprüft. Und, wie ein Sprecher sagt, "nach unserem momentanen Kenntnisstand keine Mängel festgestellt".

Derzeit sind fast 500 Mitarbeiter in drei Büros und einem Labor von TÜV Süd do Brasil angestellt, allesamt mit Sitz in São Paulo. Die Firma bietet ihren Service auch in anderen südamerikanischen Ländern an. Es geht um die Qualitätskontrolle von Lebensmitteln, Getränken, Schönheits- und Gesundheitsprodukten, um die Überwachung und Zertifizierung von Infrastruktur, Umweltprojekten und sogar stillgelegten Industriegebieten. Und eben um die Kontrolle von Minen im Bergbau.

"Vale wird die Ermittlungen weiterhin unterstützen"

Die Polizei nahm zudem drei Mitarbeiter der Betreiberfirma Vale fest, die für die Kontrolle des Damms verantwortlich gewesen sein sollen. Auch der Bergbaukonzern teilte mit, das Unternehmen arbeite mit den Behörden zusammen. "Vale wird die Ermittlungen weiterhin unterstützen, um die Fakten zu klären", hieß es in einer Stellungnahme.

Der Damm an der Eisenerzmine "Córrego do Feijão" war am Freitag gebrochen. Eine Schlammlawine war daraufhin über Teile der Anlage und benachbarte Siedlungen hinweggerollt und hatte dabei eine Schneise der Zerstörung geschlagen. Unter anderem barst das Abraumbecken des Bergbauunternehmens Vale. Bislang wurden 65 Leichen aus dem Schlamm geborgen, 279 Menschen werden weiter vermisst. Die Zahl der Todesopfer dürfte noch steigen. "Leider ist es sehr unwahrscheinlich, noch Überlebende zu finden", sagte ein Feuerwehrsprecher dem brasilianischen Fernsehsender Globo News.

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Dammbruch in Brasilien
:"Keine Mängel festgestellt"

Erst im Herbst hatte der TÜV Süd dem Minenkonzern attestiert, dass der Staudamm sicher sei. Am Freitag brach er, mindestens 65 Menschen starben. Nun gibt es viele Fragen an die Prüfer.

Von Thomas Fromm, Boris Herrmann, Frederik Obermaier und Uwe Ritzer

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