Nach Abstimmung im Bundestag:Tsipras wirbt für Schuldenschnitt

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Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras. (Foto: dpa)
  • Griechenlands Ministerpräsident Tsipras fordert erneut einen Schuldenschnitt für sein Land.
  • Ein neues Hilfsprogramm inklusive Reformauflagen schließt er aus.
  • Kurz vor den jüngsten Äußerungen des griechischen Regierungschefs hatte der deutsche Bundestag einer Verlängerung des auslaufenden Hilsprogramms zugestimmt.

Tsipras sorgt erneut für Irritationen

Nach der Zustimmung des Bundestages zu einer Verlängerung der Griechenlandhilfe bringt Athen erneut einen Schuldenschnitt ins Spiel. Mit der viermonatigen Verlängerung des Rettungsprogramms sei die Brücke geschaffen worden, um die Forderung erneut stellen zu können, sagte Regierungschef Alexis Tsipras im Ministerrat.

"Wir haben die Ziele erreicht, die wir für diese erste Runde der Verhandlungen gesetzt hatten", erklärte der Regierungschef in der vom Staatsfernsehen übertragenen Rede. Nun werde Athen "mit Ehrlichkeit ohne Erpressungen über die Substanz des Kreditabkommens" reden können. "Wir werden unseren Antrag auf Reduzierung der griechischen Schulden auf dem Tisch legen", sagte Tsipras.

Er kündigte an, die griechische Regierung werde nun "hart" daran arbeiten, "um Griechenland in einem Europa, das die Richtung wechselt, zu verändern."

Neues Hilfsprogramm ausgeschlossen

Gleichzeitig schließt Tsipras ein weiteres Hilfsprogramm für sein Land aus. Manche würden auf ein drittes Hilfsprogramm im Juni wetten, aber die werde er enttäuschen, sagte er vor seinem Kabinett. "Sie können ein drittes Hilfsprogramm vergessen. Das griechische Volk hat die Programme abgewählt."

Andere Euro-Länder wie Portugal oder Irland hatten zuletzt erklärt, Griechenland werde nicht um ein drittes Hilfsprogramm seiner internationalen Geldgeber herumkommen. Das Bundesfinanzministerium hatte indes am Mittwoch verkündet, es sei zu früh, um über ein drittes Hilfsprogramm zu spekulieren.

Kundgebungen in Athen

Tausende Kommunisten demonstrierten indes im Zentrum Athens gegen das Abkommen Griechenlands mit der Eurogruppe. Der Generalsekretär der Partei, Dimitris Koutsoumbas, forderte den Austritt Griechenlands aus der Eurozone und der EU. Die Regierung unter dem linken Premier Tsipras sage nicht die Wahrheit. Im Juni werde es ein neues hartes Sparprogramm für Griechenland geben, hieß es. Die Demonstration verlief friedlich, wie die Polizei mitteilte.

Finanzierungslücke von 30 bis 40 Milliarden Euro

Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung beziffert die Finanzierungslücke Griechenlands für die kommenden drei Jahre auf 30 bis 40 Milliarden Euro. Das Land wird über zwei Hilfspakete schon mit 240 Milliarden Euro von seinen Geldgebern gestützt und hat dafür im Gegenzug zahlreiche Reformen-Auflagen akzeptiert, die die neue Regierung um Tsipras aber zurückdrehen will.

Am Freitag hatte der Bundestag dennoch der Verlängerung des aktuellen Hilfsprogramms um vier Monate zugestimmt.

© SZ.de/Reuters/dpa/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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