Mittelstand:IT-Qualität aus München

Lesezeit: 2 Min.

Das Center for Code Excellence soll bayerischen Firmen helfen, ihre Software zu verbessern.

Von Mirjam Hauck

Was kann man tun, damit kleinere Unternehmen den Anschluss bei der Digitalisierung nicht verlieren? Zusammen mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium hat das Software-Forschungsinstitut des Freistaates "Fortiss" das " Center for Code Excellence" (CCE) ins Leben gerufen. Das CCE soll künftig die Kontaktstelle für alle bayerischen Mittelständler in Sachen Softwareentwicklung und Softwarequalität werden. Damit das gelingt, hatte das CCE zu seiner Eröffnungsveranstaltung am Montag in München Geschäftsführer aus mittelständischen Unternehmen sowie Mitarbeiter aus der Software-Praxis eingeladen.

"In vielen Unternehmen, gerade auf Führungsebene, fehlt teilweise die Kompetenz sowie das Verständnis und das Bewusstsein dafür, wie wichtig Software ist", beschreibt Professor Manfred Broy, Gründer von Fortiss und Geschäftsführer des Zentrum Digitalisierung Bayern, das Problem. Viele Verantwortlichen versäumten, Codes von hoher Qualität zu entwickeln - und bei bestehenden Software-Systemen auch weiter zu entwickeln. Auch würden viele Manager noch nicht daran denken, dass Software auch gewartet werden müsse oder die Dokumentation des Codes wesentlich sei. In vielen Unternehmen hierzulande fehle einfach oft das Wissen, was Technik überhaupt koste.

Hier will das CCE Hilfestellung geben. Es soll eine Austauschplattform sein und Expertenwissen und Ausbildungskonzepte vermitteln. Zudem soll es Führungskräften helfen, wichtige Softwaretrends zu erkennen. Rund zehn Firmen, bislang hauptsächlich aus München, arbeiten bereits mit dem Center zusammen, es sollen aber noch deutlich mehr aus dem gesamten bayerischen Raum werden.

Weiterbildung ist ein großes Thema

Um nicht am Bedarf der Mittelständler vorbei zu arbeiten, hat das CCE mittels einer Online-Umfrage erhoben, wo die angepeilte Zielgruppe tatsächlich die größten Schwierigkeiten sieht, um exzellenten Code zu entwickeln. 260 Software-Entwickler und Führungskräfte haben teilgenommen. Sie sehen es als großes Problem an, dass es oftmals keine oder nur mangelhafte Testverfahren gebe, mit denen die Software überprüft werden könne.

Ein weiterer Faktor sei schlechtes Zeitmanagement. "Man hat keine Zeit, es richtig zu machen, aber scheinbar Zeit, es zweimal zu machen", zitierte CCE-Mitarbeiter Johannes Kroß einen Entwickler aus der Studie. Auch Weiterbildung sei ein großes Thema, oftmals werde im Unternehmen gar keine angeboten. "Hier muss es einen Wandel geben", sagte Kroß. Eine weitere Schwierigkeit sei die Komplexität moderner virtueller Infrastrukturen. Vielfach seien Mittelständler noch zu sehr in der Hardwarewelt zu Hause und vernachlässigten dabei die Software.

Wie ein internationaler Großkonzern, dessen Geschäftsmodell aus einer riesigen Menge von Daten und aus einer riesigen Menge von Code besteht, versucht, die Qualität seiner Software zu sichern, erklärte Google-Manager Phillip Reinhart. So werde schon bei Einstellungen darauf geachtet, dass auch Manager grundlegende Informatikkenntnisse haben. Und neben regelmäßigen Hackathons und ähnlichen Maßnahmen, in denen Programmcode systematisch überprüft werde, mache man auch gute Erfahrung mit eher informellen Methoden. So hängen bei Google an allen Toilettentüren unter dem Namen "Testing on the Toilet" Tipps für Softwaretests. Das werde von den Mitarbeitern sehr gut angenommen und sei ein gern genutzter Gesprächsaufhänger im Büro.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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