Missbrauch von Werkverträgen:Gesetzliche Regelungen reichen nicht aus

Andere Umfragen deuten ebenfalls darauf hin, dass Werkverträge zunehmen. Die IG Metall erkundigte sich bei knapp 5000 Betriebsräten. Jeder dritte gab an, dass in seinem Unternehmen Werkverträge üblich sind. Davon erklärten wiederum 36 Prozent, das Einschalten solcher Subfirmen gehe zulasten der Stammbelegschaft. Sommer sagt dazu: "Inzwischen sind auch Unternehmen in der Industrie, wie zum Beispiel Stahlbetriebe oder Automobilwerke, betroffen."

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fand bei einer Umfrage heraus, dass Werkverträge verstärkt Leiharbeit ersetzen, nachdem die Bundesregierung die Rechte von Leiharbeitern verbessert hat und für sie seit 1. Januar Mindestlöhne gelten. Arbeitgebernahe Arbeitsrechtler propagieren auf Seminaren Werkverträge "als Alternative zur regulierten Zeitarbeit".

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) lässt deshalb die Situation analysieren. DGB-Chef Sommer reicht das jedoch nicht aus: "Frau von der Leyen darf das Problem nicht auf die lange Bank schieben", sagt er. Die wenigen gesetzlichen Regelungen reichten nicht aus "und werden in der Praxis nie oder nur selten tatsächlich überprüft".

Die Gewerkschaften lehnen Werkverträge nicht generell ab, wenn sie für Arbeiten vergeben werden, die einmalig oder nur ab und zu anfallen, sodass sich eigenes Personal nicht lohnt. Wenn aber Werkvertragsbeschäftigte "gemeinsam mit der Stammbelegschaft arbeiten, dieselben Arbeitsmittel benutzen oder Anweisungen vom selben Vorarbeiter entgegennehmen, dann ist der Verdacht begründet, dass es sich um verschleierte Leiharbeit handelt", sagt Sommer. Nötig seien daher mehr wirksame Kontrollen und mehr Rechte für die Betriebsräte, "um diesen Missbrauch auch unterbinden zu können". Ein gesetzlicher Mindestlohn könne "die schlimmsten Dumpingauswüchse eindämmen, das Problem allein aber nicht lösen".

Der DGB-Chef denkt dabei an andere EU-Länder wie Österreich, die bereits wirksamer gegen Werkverträge vorgegangen seien. "Nichtstun ist keine Option", sagt Sommer.

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