Medien:Ende einer Fernseh-Ära: Abschied von "Wetten, dass..?"

Nürnberg (dpa) - Ein Fernsehklassiker wird abgeschaltet: Nach mehr als 33 Jahren geht "Wetten, dass..?" an diesem Samstagabend von 20.15 Uhr an zum letzten Mal über die Bühne.

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Nürnberg (dpa) - Ein Fernsehklassiker wird abgeschaltet: Nach mehr als 33 Jahren geht "Wetten, dass..?" an diesem Samstagabend von 20.15 Uhr an zum letzten Mal über die Bühne.

Grund für die Absetzung sind unter anderem stark sinkende Einschaltquoten. Die letzte Ausgabe der einst erfolgreichsten europäischen TV-Show kommt aus Nürnberg. Nicht dabei sind die Ex-Moderatoren Frank Elstner, Thomas Gottschalk und Wolfgang Lippert. Das ZDF plant nach eigenen Angaben kein direktes Nachfolgeformat, sondern verschiedene Shows.

"Wetten, dass..?" gab es seit 1981. Zum Höhepunkt 1985 schauten allein in Westdeutschland weit mehr als 20 Millionen zu. Im Oktober des laufenden Jahres schalteten aber nur noch 5,5 Millionen ein. Im April hatte Moderator Markus Lanz das Ende der Show angekündigt.

In Nürnberg erwartet wurden die ARD-"Tatort"-Kommissare Til Schweiger, Wotan Wilke Möhring und Jan Josef Liefers sowie die Komiker Michael ("Bully") Herbig und Otto Waalkes sowie Hollywood-Schauspieler Ben Stiller. Auf der Gästeliste stehen außerdem Schlagerstar Helene Fischer und die Hip-Hop-Gruppe Die Fantastischen Vier.

"Wir haben uns früher als junge Menschen gern zum "Wetten, dass..?"-Gucken und Kiffen getroffen. Das war immer lustig, so viele Stunden mit einer Sendung zu verbringen", sagte Fanta-Vier-Mitglied Smudo zu "Focus Online". Aber Fernsehen werde heutzutage anders konsumiert, damit sei "Wetten, dass...?" vermutlich nicht mehr kompatibel.

Zugesagt hat auch der einstige Wettkandidat Samuel Koch, der 2010 in der Live-Show verunglückt war. Nach dem Unfall hatte Gottschalk sein Aus angekündigt. ZDF-Intendant Thomas Bellut zeigte sich kurz vor der letzten Show betrübt über das Ende von "Wetten, dass..?". Es sei "kein erfreulicher Tag". Aber die Entscheidung sei wohlüberlegt und richtig. "Nur wenn man etwas abschafft, hat man die Kraft und die Chance, etwas Neues zu schaffen", sagte Bellut.

Der Sender plant bereits für die Zeit danach. "Es wird nicht das eine Nachfolgeformat geben", sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden im Frühjahr die ersten neuen Shows auf den Schirm bringen."

Unter anderem gehören dazu die neue Gameshow "Tausend", eine gemeinschaftliche Entwicklung mit dem britischen Sender BBC, und die neue Familienshow "Das Spiel beginnt!" mit Johannes B. Kerner. Dass "Wetten, dass..?" so viel an Aufmerksamkeit verloren habe, begründete Himmler mit dem Verlust an "Alleinstellungsmerkmalen". Hollywood-Stars seien mittlerweile überall in Deutschland präsent.

"Die große Samstagabendshow für die ganze Familie kann es im Grunde genommen schon seit 10, 15 Jahren nicht mehr geben", sagte Medienforscher Gerd Hallenberger am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Der Samstagabend sei längst nicht mehr "wie in der Frühzeit der Paradetag für das deutsche Fernsehen".

Größere Gruppen versammelten sich heute noch am ehesten gemeinsam vor dem Fernsehgerät, "wenn es um den "Tatort" oder Fußball geht", sagte Hallenberger.

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