Medien:«Ein Herz für Kinder»: Prominente sammeln Spenden

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Fast 19 Millionen Euro sind am Ende für Kinder an Spenden zusammengekommen. (Foto: Clemens Bilan)

Berlin (dpa) - Während sich die Stars auf dem roten Teppich präsentieren, warten nebenan mehr als 2000 Flüchtlinge auf engem Raum auf eine bessere Zukunft: Im ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin sind sich am Samstagabend zwei gegensätzliche Welten ganz nahe gekommen.

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Berlin (dpa) - Während sich die Stars auf dem roten Teppich präsentieren, warten nebenan mehr als 2000 Flüchtlinge auf engem Raum auf eine bessere Zukunft: Im ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin sind sich am Samstagabend zwei gegensätzliche Welten ganz nahe gekommen.

Der Axel-Springer-Verlag veranstaltete in einem der Hangars die Benefizgala „Ein Herz für Kinder“. Neben glatter Showroutine bot der Abend auch authentische Momente.

Moderator Johannes B. Kerner ließ gar nicht erst den Verdacht aufkommen, er sei sich über die pikante Ortswahl der Gala nicht im Klaren. 700 Flüchtlingskinder lebten in unmittelbarer Nähe, sagte er zu Beginn der Sendung, die live im ZDF übertragen wurde. „Wir müssen mithelfen, diesen Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.“

Im Publikum und an den Spendentelefonen saß eine große Riege an Stars und Politikern - viele in Begleitung ihrer Kinder. Moderatorin Sylvie Meis und Schauspielerin Sophia Thomalla fielen vor allem durch ihre gewagten Outfits auf: Beide trugen extrem tief ausgeschnittene Kleider. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig zeigte in enger roter Robe ihren Babybauch und betonte am Spendentelefon: „Ich finde es toll, dass gerade auch Leute mitmachen, die einen kleinen Geldbeutel haben.“

Die anwesenden Stars wurden von Komiker Ralf Schmitz zur Kasse gebeten. Dreist versuchte er Promis in den Sitzreihen zu Spontanspenden breitzuschlagen. Der soziale Druck wirkte: Schauspielerin Ursula Karven sagte 1000 Euro zu und erntete matten Applaus. Nachrichtensprecherin Judith Rakers ließ sich zu 10 000 Euro überreden - da bekam sogar Schmitz kurz weiche Knie.

Besonders im Gedächtnis blieb der Auftritt von Sarah Connor. Die Sängerin hat bei sich zu Hause neun Flüchtlinge aufgenommen. „Ich habe mich immer gefragt: Tu ich eigentlich genug?“, berichtete sie. Im Holzfällerhemd sang sie auf der Gala-Bühne: „Krieg deinen Arsch endlich hoch. Zeit, aufzustehen.“

Ähnlich deutliche Worte fand der Vierfach-Vater Til Schweiger, der für sein Engagement für Flüchtlinge ausgezeichnet wurde. Den Kindern zu helfen, sei eine „gottverdammte Pflicht“, sagte er in seiner Dankesrede. Was am kommenden Tag über ihn im Internet zu lesen sei, sei ihm „scheißegal“. An seine Kritiker gewandt sagte Schweiger: „Guckt in den Spiegel und fragt euch, was ihr tut, außer eure Häme zu vergießen.“

Zahmer gab sich Helene Fischer, die in wechselnden Outfits Weihnachtslieder sang. Peter Maffay legte einen Song der Tabaluga-Saga neu auf: „Ich wollte nie erwachsen sein“. Mario Adorf streute Sprechgesang im Märchenenrzähler-Stil ein. Und Howard Carpendale gab eine etwas verschlafen wirkende Version von John Lennons „Imagine“ zum Besten.

Für Abwechslung im durchgeplanten Showablauf sorgte ganz zum Ende Karoline Mayer. Die 72-jährige Ordensschwester wurde für ihren jahrzehntelangen Einsatz für arme Menschen in Lateinamerika mit dem „Goldenen Herzen“ ausgezeichnet. Bei ihrem Bühnenauftritt lief sie erst fast an ihrem Laudator, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), vorbei. Ihre Dankesrede stockte manchmal etwas. Aber so manch einem Gast im Publikum standen die Tränen in den Augen, als Mayer von ihrer Liebe zu den Menschen sprach.

Bei den Fernsehzuschauern kam die Gala besser an als noch im Vorjahr. Mehr als vier Millionen Menschen verfolgten die Show am Bildschirm, sie erreichte damit einen Marktanteil von 14,4 Prozent. Im vergangenen Jahr sahen nur 3,86 Millionen zu.

Am Ende des Abends präsentierte Kerner auf einem großen Pappherz die Spendensumme: rund 18,9 Millionen Euro waren eingegangen. Einiges davon soll auch Flüchtlingskindern zu Gute kommen - möglicherweise auch denen nebenan im Hangar.

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