Managergehälter:Geld stinkt doch

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Manche Gehälter stinken zum Himmel, doch die Politik tut zu wenig. Anstatt nur die Nase zu rümpfen, sollten die gewählten Volksvertreter die Geruchsquellen beseitigen.

A. Hagelüken

Verdienen Manager, was sie verdienen? In den vergangenen eineinhalb Jahren haben die Deutschen darüber viel diskutiert. In dieser Zeit wurde klar, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in guten Jahren 14 Millionen Euro kassierte und Georg Funke von Hypo Real Estate (HRE) drei Millionen. Es wurde klar, dass Fehler von Bankern und Gier von Investoren die größte Finanzkrise seit 1929 verursachten - und Millionen Menschen auf dem Globus das mit dem Verlust ihres Jobs bezahlen könnten.

Der Koalitionsausschuss hat beim Streitthema Managergehälter nur einen Minimalkompromiss erzielt. (Foto: Foto: dpa)

In diesen eineinhalb Jahren hat die Große Koalition in unzähligen Sitzungen um die Managergehälter gerungen. Nun gibt es einen Kompromiss und das Verdikt ist eindeutig: Die Regierung hat zuwenig erreicht - sechs Monate vor der Wahl ein peinliches Resultat.

Die Einkommen von Managern und den übrigen Arbeitnehmern entwickeln sich seit Jahren stark auseinander. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Deutschland. Ein durchschnittlicher Vorstand kassierte 2007 im Schnitt 900.000 Euro. Das hat bei vielen Deutschen das Gefühl erzeugt, dass die Globalisierung zwar allen Akteuren mehr Wettbewerb, mehr Stress und mehr Unsicherheit beschert und dass die Früchte der Internationalisierung aber vor allem der Elite in den Schoß plumpsen. Außerdem sahen die Deutschen, mit welchen grotesken Fehlern Topmanager wie HRE-Chef Funke Milliardenverluste zu Lasten der Steuerzahler produzieren und wie gering häufig deren Bereitschaft ist, für ihre Fehler einzustehen, und sei es nur durch Gehaltsverzicht. Übermäßig kassieren und unterdurchschnittlich haften: Ein solches Verhalten frustriert die Bürger und läßt den Rückhalt für die Marktwirtschaft schwinden, die noch immer das beste System ist.

Deshalb wäre es die Aufgabe der Bundesregierung, Mindestlöhne einzuführen und die Gehaltsexzesse zu begrenzen, soweit dies in einer Marktwirtschaft möglich ist. Das heißt: Eine gesetzliche Gehaltsgrenze verbietet sich, weil es ja immerhin um privatrechtliche Arbeitsverträge geht und Deutschland sich international nicht isolieren, sondern für Spitzenkräfte attraktiv bleiben will. Doch vor diesem letzten Mittel gibt es eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten. Die Regierung lässt sie wegen des Zwists zwischen Union und SPD verstreichen.

Natürlich, ein paar kleine Erfolge gibt es schon. Manager sollen Aktienoptionen erst nach vier statt nach zwei Jahren in Aktien umwandeln können, was sie etwas langfristiger agieren lassen mag als bisher. Studien zeigen allerdings, dass Optionen schon bisher im Schnitt zweieinhalb Jahre gehalten werden - und dass sie weniger als zehn Prozent der Gesamtgehälter ausmachen, also keine so große Rolle spielen. Ähnlich moderat ist die Wirkung der Vereinbarung, dass künftig der gesamte Aufsichtsrat und nicht nur ein Ausschuss über die Gehälter entscheiden soll. Das dürfte den Druck auf Gewerkschafter und andere Aufsichtsräte erhöhen, exzessive Bezahlung zu verhindern. Weit genug aber geht es nicht.

Notwendig wären noch mindestens zwei Dinge. Wenn Firmen Gehälter inclusive Boni nur bis eine Million Euro von der Steuer abziehen könnte, wie es die SPD fordert, würde dies Exzesse wirksam bremsen. Und wenn Manager für Fehler stärker hafteten, bekämen die Bürger das Gefühl, dass sie für ihre überdurchschnittliche Bezahlung auch Verantwortung übernehmen.

Studien zeigen, dass Arbeitnehmer höchstens das Zehn- bis Fünfzehnfache eines normalen Lohns als Managergehalt angemessen finden. Das wären 600.000 Euro im Jahr und damit weniger, als derzeit gezahlt wird. Wie wenig Teile der Elite begriffen hat, was ihr zusteht, zeigen die Investmentbanker der Dresdner Bank. Trotz eines Rekordverlusts wollen sie ihre Boni erklagen. "Non olet", behauptete vor 2000 Jahren Kaiser Vespasian, Geld stinke nicht. Der Kaiser irrt: Manche Gehälter stinken zum Himmel - und die Politiker sollte nicht nur die Nase rümpfen, sondern die Geruchsquellen beseitigen.

© SZ vom 06.03.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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