Machtkampf bei Porsche und Volkswagen:Vorteil Wolfsburg

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Wer hat künftig das Sagen beim fusionierten Autokonzern? Porsche-Chef Wiedeking gibt nun offenbar klein bei: Der Firmensitz könnte in den Norden gehen - und Niedersachsen soll sein Vetorecht behalten.

Die Fusion der beiden Autokonzerne Volkswagen und Porsche haben die Eigentümerfamilien Piëch und Porsche bereits beschlossen - unklar ist jedoch, welche Struktur das neue Unternehmen haben wird. Ebenso muss noch geklärt werden, wer künftig auf dem Chefsessel sitzen wird - und in welcher Stadt dieser Chefsessel überhaupt stehen soll.

Das Vetorecht Niedersachsens soll bleiben - und die Konzernzentrale des fusionierten Porsche-Volkswagen-Konzerns nach Wolfsburg oder Hannover gehen. (Foto: Foto: ddp)

In drei Wochen sollen diese Knackpunkte feststehen, und wie es aussieht, könnte die Frage nach dem Hauptsitz des neuen Unternehmens bereits geklärt sein. Medienberichten zufolge stehen die Chancen für Wolfsburg oder Hannover sehr gut. Ein Konzept, das Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Familien Porsche und Piëch vorgestellt habe, sehe eine der niedersächsischen Städte als Sitz der Konzernführung vor, berichtete das Nachrichtenmagazin Spiegel. Einer Meldung des Magazins Focus zufolge haben die Familien dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) bereits zugesagt, die neue Firmenzentrale nach Wolfsburg oder Hannover zu verlegen. Bisheriger Sitz der Porsche-Holding ist Stuttgart.

Das Konzept sieht dem Spiegel-Bericht zufolge vor, dass die Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch an dem geplanten Konzern je nach Bewertung zwischen 45 und 55 Prozent der Aktien halten könnten. Das Land Niedersachsen käme demnach auf einen Anteil zwischen 21 und 25 Prozent. Der Focus meldete dagegen, dass Niedersachsen als Großaktionär von VW zusammen mit einem Investor rund die Hälfte der Anteile des neuen Unternehmens übernähmen. Für die Familien Porsche und Piëch, die bisher das Sagen beim Stuttgarter Sportwagenbauer hätten, blieben die restlichen Anteile.

Vetorecht für Niedersachsen soll bleiben

An dem VW-Gesetz, das dem Land Niedersachsen ein Vetorecht zugesteht, wollen die Arbeitnehmervertreter jedoch auf jeden Fall festhalten. Bei der Verschmelzung der Autokonzerne dürfe am VW-Gesetz nicht gerüttelt werden, sagte der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh in der Welt am Sonntag. Dabei sei er sich mit Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück einig. Die Schutzrechte der Arbeitnehmer, die das VW-Gesetz biete, müssten unverändert Bestand haben. Wer das ändern wolle, "der darf schon jetzt mit dem Widerstand der Belegschaften rechnen".

Wie es aussieht, kann sich auch Porsche-Chef Wendelin Wiedeking damit anfreunden. In seinem Konzept, von dem im Spiegel die Rede ist, steht offenbar, dass Niedersachsen seine Sperrminorität behalten dürfe. Damit könnte die Staatskanzlei bei allen wichtigen Entscheidungen ihr Veto einlegen.

Offen ist auch die Frage, wer den Vorstandsvorsitz des neuen Konzerns übernimmt. Osterloh stärkte dem VW-Chef Martin Winterkorn den Rücken. Volkswagen schlage sich in der Finanzkrise deutlich besser als andere. "Das zeigt unsere Stärke. Und deshalb müssen wir den Erfolgsweg unseres Chefs Martin Winterkorn gemeinsam mit aller Kraft weitergehen". Er sei ein "herausragender Vorstandsvorsitzender". Osterloh sprach sich auch dafür aus, dass VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Aufsichtsratsvorsitz einer neuen VW-Porsche-Gesellschaft übernehmen solle, falls es eine geben werde. Die Beschäftigten hätten mit Piëch gute Erfahrungen gemacht. "Mit unseren Stimmen kann er rechnen."

Am Mittwoch hatten sich die Porsche-Eigentümerfamilien auf einen Zusammenschluss des hoch verschuldeten Sportwagenherstellers Porsche mit dem VW-Konzern geeinigt. Innerhalb von vier Wochen soll ein Plan für einen integrierten Konzern ausgearbeitet werden.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/tob/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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