Luftverkehr:Bangen bei Air Berlin

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Das Verkehrsministerium hält an dem Verbot von mehreren Codeshare-Flügen Air Berlins mit Etihad fest. Sollte es so bleiben, so hätte dies wohl nicht nur finanzielle Einbußen für die deutsche Fluggesellschaft zur Folge.

Von JENS FLOTTAU, Frankfurt

Das Bundesverkehrsministerium bleibt in der Auseinandersetzung um die Gemeinschaftsflüge zwischen Air Berlin und Etihad Airways weiter hart und hält am Verbot zahlreicher sogenannter Code-sharing-Verbindungen für den Winterflugplan fest. Die Verhandlungen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) seien "bisher ohne Ergebnis verlaufen", so ein Sprecher des Ministeriums. Den Anstrengungen der Bundesregierung, eine luftverkehrsrechtlich tragfähige Lösung zu finden, hätten sich die Emirate "verweigert", man habe vergebens versucht, viele Brücken zu bauen.

Damit spitzt sich die Lage für die sowieso schon wirtschaftlich angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin noch einmal zu. Nach eigenen Angaben würde ihr ohne die Gemeinschaftsflüge ein Umsatz von 140 Millionen Euro pro Jahr entgehen. In Regierungskreisen heißt es, dieser Betrag sei zu hoch geschätzt, es handle sich nur um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Da Air Berlin die Flüge aber unter der eigenen Flugnummer ohnehin anbietet, schlägt der fehlende Umsatz praktisch vollständig ins Ergebnis durch und verschlimmert die Existenznöte der stark defizitären Airline. Außerdem stellt sich die Frage, wie lange Etihad ihrer deutschen Tochter noch finanziell unter die Arme greifen wird, wenn nur noch ein Teil der Code-sharing-Flüge erlaubt sind. Etihad ist an Air Berlin mit 29,2 Prozent beteiligt und damit größter Einzelaktionär.

Der Streit zwischen den Emiraten und Deutschland schwelt seit gut einem Jahr. Das Bundesverkehrsministerium hatte Ende 2014 die etwa 30 betroffenen Verbindungen per Ausnahmeregelung noch einmal um ein Jahr verlängert, weitere Übergangslösungen seien aber "nicht vorgesehen". In die Verhandlungen hatten sich dem Vernehmen nach auch das Wirtschafts- und Außenministerium eingeschaltet, um noch einen Kompromiss zu erreichen. Einem Sprecher des Verkehrsministeriums zufolge ist die Bundesregierung "weiter offen für Gespräche".

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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