Die Ferienfluggesellschaft Condor hat einen neuen Eigentümer gefunden. Der Vermögensverwalter Attestor übernimmt 51 Prozent der Anteile und plant, so schnell wie möglich auch den Rest des Unternehmens zu kaufen. Die Bundesregierung und das Land Hessen unterstützen die Transaktion, indem beide Änderungen an einem staatlichen Rettungsdarlehen zustimmen. Diese muss die Europäische Kommission noch genehmigen.
Condor hat dramatische Jahre hinter sich. Nach der Insolvenz des ehemaligen Eigentümers Thomas Cook musste die Fluggesellschaft selbst ein Schutzschirmverfahren durchlaufen, Bund und Land halfen mit einem Überbrückungskredit. Der bereits fest vereinbarte Verkauf an die polnische Luftverkehrsholding PGL scheiterte im Frühjahr 2020 nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Auch dieses Mal sprangen Bund und Land dem Unternehmen mit 550 Millionen Euro bei. Die Airline konnte im November das Schutzschirmverfahren verlassen, die Anteile waren bei einem Treuhänder geparkt. Doch weil sich die Erholung des Luftverkehrs durch weitere Lockdowns verzögerte, verschlechterte sich die Lage schnell, und Condor musste sich auf die Suche nach einem neuen Eigentümer machen.
Attestor bringt nun Eigenkapital in Höhe von 200 Millionen Euro ein und stellt darüber hinaus 250 Millionen Euro zur Verfügung, die das Unternehmen für die Erneuerung der veralteten Boeing 767-Langstreckenflotte verwenden soll. Laut Condor-Chef Ralf Teckentrup bleiben alle rund 4000 Arbeitsplätze erhalten. Friedrich Andreae, operativer Chef von Attestor, betonte, der Investor plane, langfristig Eigentümer von Condor zu bleiben. "Unser Engagement ist auf viele Jahre ausgelegt", so Andreae. "Wir glauben an die Marke und das Geschäftsmodell." Ins operative Geschäft wolle sich der neue Eigentümer aber nicht einmischen, er sehe sich eher als "Sparringspartner für das Management." Laut Teckentrup sei an der Führungsspitze von Condor "Kontinuität" geplant.
Für Condor steht nun das Sommergeschäft im Vordergrund. "Die Erholung der Nachfrage ist nicht mehr aufzuhalten", so Teckentrup. "Wir sehen das jeden Tag an den Buchungszahlen." Trotzdem sei klar gewesen, dass der Kredit der Bundesregierung des Landes Hessen endlich sei. Daher habe man sich schon ab Februar mit möglichen Investoren getroffen. Laut Finanzchef Christoph Debus haben Condor und die Bundesregierung mit neun möglichen Investoren verhandelt, drei von ihnen haben verbindliche Angebote abgegeben. "Attestor hatte das beste Angebot, auch kulturell passen sie gut zur Condor", so Debus.
Nach dem ersten Hochlauf soll die Entscheidung über eine neue Langstreckenflotte fallen. Condor könne, so Andreae, von den derzeit niedrigen Preisen für Flugzeuge profitieren. Dies sei ein Glücksfall.
Attestor wurde 2012 vom Investor Jan-Christoph Peters gegründet. und verwaltet rund 5,5 Milliarden Euro. Das Kapital stammt vor allem von Universitätsstiftungen und aus Familienvermögen. Der Finanzinvestor ist unter anderem am Autovermieter Europcar beteiligt.