Lufthansa:Von Juni an wieder mehr Flüge

Lesezeit: 2 min

Carsten Spohr: „Auch in Berlin will niemand eine staatliche gelenkte Geschäftsführung der Lufthansa.“ (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Die Fluggesellschaft rechnet aber damit, dass sich der Flugverkehr erst in zwei Jahren normalisiert hat.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Lufthansa plant, von Juni an wieder mehr Flüge anzubieten. Das Unternehmen bereite "eine spürbare Erweiterung unseres Flugplanes" vor, so Vorstandschef Carsten Spohr bei der Hauptversammlung des Unternehmens. Der Aufbau werde aber sehr langsam durchgeführt, Lufthansa rechne nicht damit, dass sie vor 2023 das alte Verkehrsniveau von 2019 erreichen könne.

Die Hauptversammlung stand im Zeichen der Corona-Krise. Das Unternehmen sah sich gezwungen, die Veranstaltung ins Internet zu verlegen. Spohr und seine Kollegen sprachen aus einem Konferenzraum in der Zentrale am Frankfurter Flughafen, die Aktionäre mussten ihre Fragen vorher schriftlich einreichen. Spohr machte keine weiteren Angaben zu dem ab Juni vorgesehenen Flugplan, einem Sprecher zufolge wird an den Details noch gearbeitet. Derzeit transportiert die Lufthansa weniger als ein Prozent der sonst üblichen Passagierzahl, etwa 3000 Gäste pro Tag. Die Konzerntöchter Austrian, Brussels Airlines und Air Dolomiti haben den Flugbetrieb seit März ganz eingestellt. Konzernweit sind von den rund 760 Flugzeugen nur etwa 60 im Einsatz, viele davon als Frachter.

Lufthansa-Chef Spohr glaubt, dass sich Konzern und Regierung bei den Hilfsgeldern einig werden

Die Lufthansa rechnet laut Spohr damit, dass die Gespräche mit der Bundesregierung über staatliche Hilfen "zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden". Niemand im Unternehmen habe "ein Interesse daran, dass die Gespräche scheitern". Die Fluggesellschaft verhandelt derzeit mit der Bundesregierung über Hilfe von rund neun Milliarden Euro. Der Staat wird voraussichtlich mit einer Sperrminorität, also einem Anteil von mehr als 25 Prozent, als Anteilseigner einsteigen und zwei Mandate im Aufsichtsrat reklamieren. Spohr will verhindern, dass die Politik zu viel Einfluss nimmt. Daher müssten die Kredite und die Beteiligung "so schnell wie möglich" zurückgeführt werden.

Bei der Hauptversammlung gab sich Spohr versöhnlicher: "Auch in Berlin will niemand eine staatliche gelenkte Geschäftsführung der Lufthansa." Der Konzernchef ist nach eigenen Worten "zuversichtlich", Insolvenzen in der Gruppe vermeiden zu können, vor allem auf der Basis von staatlichen Hilfen in den vier Heimatländern Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien. Er machte zudem deutlich, dass Lufthansa "nur als Gruppe" wettbewerbsfähig sei gegenüber den drei großen Konkurrenten in China, den USA und dem Persischen Golf. Damit bestätigte er, dass sich der Konzern von keiner der Tochtergesellschaften trennen will, obwohl einige von ihnen wie Brussels Airlines und Austrian schon vor der Covid-19-Krise in Schwierigkeiten steckten. Auch an der Zweitmarke Eurowings will Spohr festhalten, allerdings soll der Billigableger deutlich weniger komplex organisiert werden als in der Vergangenheit.

Laut Spohr hat die Lufthansa, auch wenn sich der Luftverkehr bis 2023 einigermaßen erholt, rund 10 000 Mitarbeiter zu viel an Bord. Er will Entlassungen vor allem durch neue Teilzeitmodelle etwa bei den Piloten vermeiden.

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: