Lufthansa:Streit um Terrorfolgen

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Die Schließung des Flughafens Brüssel führte im März dieses Jahres zu einem Millionenschaden für die Lufthansa. Die Fluggesellschaft streitet nun mit Versicherern.

Von Herbert Fromme, Köln

Der Terrorangriff auf den Flughafen Brüssel-Zaventem und die Metrostation Maalbek am 22. März dieses Jahres kostete 32 Opfern das Leben, 300 wurden verletzt. Auch die drei Täter starben. Der Flughafen blieb bis zum 2. April geschlossen.

Die wirtschaftlichen Folgen des Anschlags waren enorm. Flugzeuge mussten am Boden bleiben, Fracht blieb liegen, Läden waren geschlossen. Jetzt streiten die Lufthansa und ein Versicherungskonsortium unter Führung des Bermuda-Anbieters Chubb über den Einnahmeausfall. Am Konsortium beteiligt ist auch die Allianz.

Nach SZ-Informationen belief sich der Schaden der Lufthansa aus dem Angriff auf 110 Millionen Euro. Sie verlangt 100 Millionen Euro aus ihrer Betriebsausfallversicherung - die volle versicherte Summe. Chubb ist offenbar der Ansicht, dass die Versicherer zumindest in dieser Höhe nicht zahlen müssen. Beide wollten keine Stellung nehmen. Die Lufthansa bestätigte nur, dass es einen Versicherungsfall gibt: "Wir sind in konstruktiven Gesprächen."

Wahrscheinlich haben sich Lufthansa und Versicherer in dem Dickicht von Deckungen, Ausschlüssen und Sonderdeckungen verheddert, das solch komplexen Verträgen zugrunde liegt.

Grund für den Streit könnte eine Zusatzversicherung sein

Norbert Noehrbass, als Geschäftsführer des bedeutenden Versicherungsmaklers Ecclesia Experte für solche großen Deckungen, will zum konkreten Fall nichts sagen. Seine Firma war an der Deckung nicht beteiligt. Noehrbass erläutert aber, wo typischerweise Probleme auftauchen können. Gegen solche Schäden versichern sich Konzerne mit Ausfallversicherungen. Dabei bestehen die Versicherer in der Regel auf Ausschlüssen. Mit einer Extrazahlung können die Unternehmen aber auch ausgeschlossene Risiken decken.

Ein typischer Ausschluss sind Terror und Kriegsereignisse. Dafür dürfte die Lufthansa auf jeden Fall eine Zusatzdeckung haben. "Bei vielen anderen deutschen Unternehmen ist das aber ein Problem", sagt Noehrbass. Weitere oft gesehene Ausschlüsse: Die Versicherer zahlen nicht für Ausfallschäden als Folge behördlicher Anweisungen und auch nicht für Schäden, die durch Zugangsbeschränkungen zustande kommen.

Die Lufthansa hat wahrscheinlich auch diese eigentlich ausgeschlossenen Risiken mitversichert. Allerdings vereinbaren viele Firmen dann, um Geld zu sparen, eine niedrigere Versicherungssumme als in der Hauptpolice, sagt Noehrbass. Sollte das bei der Lufthansa der Fall sein, könnte das der Grund für den Streit sein: Das Unternehmen will die volle Summe, die Versicherer glauben, dass eine Sonderdeckung zieht, deren Versicherungssumme niedriger ist.

Lufthansa und Chubb sind bekannt für ihre Zähigkeit. 2004 verlangte die Fluggesellschaft aus der Managerhaftpflicht 255 Millionen Euro, weil der Ex-Chef der Catering-Tochter LSG Sky Chefs Verträge abgeschlossen hatte, die zu Verlusten von rund 500 Millionen Euro geführt haben sollen. Damals war der Chubb-Vorläufer Ace führender Versicherer. Nach drei Jahren setzte er sich durch: Die Lufthansa erhielt nur 40 Millionen Euro.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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