Lufthansa: Pilotenstreik:Mal richtig Tempo machen

Die Vereinigung Cockpit kündigt den Streik der Piloten mit großem Vorlauf an. Das ist ungewöhnlich - und es steckt eine Botschaft dahinter.

Detlef Esslinger

Die Lufthansa-Piloten und ihre Gewerkschaft Cockpit haben dazugelernt. Als sie im Februar die Arbeit niederlegten, war die allgemeine Reaktion desaströs für sie. Eine Berufsgruppe, die zu den bestbezahlten überhaupt gehört, trat von jetzt auf gleich einen Streik los.

Ohne die Öffentlichkeit auf den Konflikt mit ihrem Arbeitgeber vorzubereiten, wollten die Piloten ihr einen flächendeckenden und vier Tage währenden Ausstand zumuten. Das konnte nicht gutgehen - und hätten sie ihn nicht nach einem Tag abgebrochen, sie hätten diesen Konflikt vermutlich verloren.

Jetzt kündigen die Piloten den nächsten Streik an, und wieder über vier Tage. Aber sie gehen anders vor als im Februar: Mit drei Wochen Vorlauf gibt ihre Gewerkschaft die Mitteilung heraus. Sie wählt nicht den für sie nächstmöglichen Zeitpunkt, sondern will zunächst das Ende der Osterferien abwarten. Die Verhandlungsführer von Cockpit haben begriffen, dass die Lufthansa-Manager als Gegner schon schwer genug sind. Da braucht man nicht auch noch die Öffentlichkeit gegen sich zu haben.

Davon abgesehen ist die Ankündigung nur zum Teil wörtlich gemeint. Eine Gewerkschaft, die am 22. März sagt, am 13. April werde gestreikt, will vor allem: Tempo machen.

Bisher ging bei den Verhandlungen nichts voran. Piloten und Manager finden keine Antwort auf die Frage, wie sie mit Besitzständen umgehen sollen, die 1992 für die Ewigkeit festgelegt wurden; ungeachtet des Umstands, dass die Zeiten nicht ewig so bleiben würden.

Wie die Piloten jetzt vorgehen, führen sie eine ganz normale, legitime Auseinandersetzung. Und es wäre nicht die erste Tarifrunde, die durch ein Ultimatum in Schwung kam.

© SZ vom 23.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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