Lufthansa expandiert:Im Höhenflug

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Lufthansa will die Nummer eins werden. Nach Austrian Airlines will Deutschlands größte Fluglinie auch noch Brussels Airlines kaufen. Ist dies der Auftakt für eine Reihe von Übernahmen?

Jens Flottau

Der deutsche Flugkonzern teilte am Dienstag mit, es gebe zu Brussels Airlines "konstruktive Verhandlungen", die in den nächsten Wochen abgeschlossen werden sollen. Lufthansa würde demnach zunächst für 65 Millionen Euro einen Anteil von 45 Prozent an der Fluggesellschaft kaufen. Innerhalb von zwei Jahren könnte sie nach dem gegenwärtigen Verhandlungsstand auch die restlichen 55 Prozent übernehmen.

Vielleicht die erste von einer Reihe von Übernahmen: Luftshansa möchte Brussels Airlines übernehmen. (Foto: Foto: dpa)

Auf dem Weg zur Nummer eins in Europa

Brussels Airlines könnte damit die erste in einer ganzen Reihe von Übernahmen werden, die die Lufthansa derzeit plant und die den Konzern zum europäischen Marktführer vor Air France-KLM machen würden. Erst am Montag hatte die Lufthansa ihr Interesse an Allianzpartner Austrian Airlines bestätigt, der bis zum Jahresende verkauft werden soll. Darüber hinaus wird der Konzern nach eigenen Angaben spätestens im nächsten Jahr die Mehrheit an der britischen Fluggesellschaft BMI übernehmen. Lufthansa gilt auch als Kandidat für eine Beteiligung an einer sanierten Alitalia.

Mit Tui und Thomas Cook verhandelt Lufthansa außerdem darüber, ihre Regional- Tochter Eurowings und deren Billigflieger Germanwings mit den Ferienfluggesellschaften Tuifly und Condor zu fusionieren. Zudem kursieren in der Branche Gerüchte über einen baldigen Einstieg der Lufthansa bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS. Diese war durch den Absturz einer Maschine ihrer spanischen Tochter Spanair in der vergangenen Woche weiter unter Druck geraten.

Brussels Airlines ist die Nachfolgerin der ehemaligen belgischen Staatsfluggesellschaft Sabena. Während diese jedoch über Jahrzehnte defizitär war und mit einem überdimensionierten Streckennetz schließlich Pleite ging, konzentrierte sich Brussels Airlines darauf, vor allem den belgischen Markt zu bedienen.

Weil Brussels Airlines nur ein kleines Langstreckennetz vor allem in ehemalige belgische Kolonien in Afrika aufrechterhalten hat, ist sie besonders dem Wettbewerb durch Billigfluggesellschaften ausgesetzt. Anders als die meisten Konkurrenten gehört sie keiner Allianz an.

Der Einstieg bei Brussels Airlines folgt der gleichen Logik, die Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber auch bei der Übernahme von Swiss International Air Lines angewandt hat. Lufthansa will sich Zugang zu lukrativen Märkten verschaffen, in denen sie noch nicht stark vertreten ist.

Neue Verhandlungen

Sie hat deswegen bislang immer Fluggesellschaften vorgezogen, mit denen sie noch nicht in einer Allianz verbündet ist. Ausnahme dabei ist der Fall Austrian: Würde Lufthansa den Partner in der Star Alliance nicht übernehmen, würde sie den derzeit hervorragenden Zugang zu ihrem zweitwichtigsten Auslandsmarkt Österreich verlieren.

Bei einem Einstieg bei Brussels müssten die Luftverkehrsabkommen zwischen Belgien und nichteuropäischen Ländern neu verhandelt werden, damit die Airline als mehrheitlich in ausländischem Besitz befindliche Fluggesellschaft nicht wichtige Verkehrsrechte verliert. Auch im Falle der Schweiz haben diese Verhandlungen rund zwei Jahre gedauert.

Dem Vernehmen nach wird Brussels Airlines zumindest bis auf weiteres als Marke erhalten bleiben. Das Unternehmen würde dann auch aus Brüssel von einem eigenen Management gesteuert. Brussels Airlines hatte bereits seit längerem durchblicken lassen, dass man nicht unabhängig bleiben will, sondern auf der Suche nach einem strategischen Partner ist.

© SZ vom 29.8.2008/kim/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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