Lufthansa:"Ein Durchbruch"

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Ein neuer Tarifvertrag soll bis 2022 gelten und die Kosten um insgesamt 15 Prozent senken. Der Konzern sichert den Piloten eine Mindest-Flottengröße zu.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) haben sich auf die Grundzüge eines Kompromisses geeinigt, der ihren langjährigen Tarifkonflikt beenden soll. Bis Ende des Jahres sollen alle umstrittenen Punkte geklärt werden. Die vorläufige Einigung sieht vor, dass die Piloten insgesamt für eine Kostenentlastung im Cockpit von rund 15 Prozent aufkommen. Im Gegenzug garantiert die Fluggesellschaft den Besatzungen bis zum Jahr 2022 eine Mindest-Flottengröße von 325 Flugzeugen, für welche die Bedingungen des Konzerntarifvertrages gelten.

Lufthansa und VC befanden sich seit fünf Jahren in einer tief greifenden Auseinandersetzung, in deren Verlauf die Piloten an 29 Tagen gestreikt hatten. Durch die Ausstände waren etwa 1,8 Millionen Passagiere betroffen, knapp 15 000 Flüge fielen aus. Die strittigen Themen reichten von der Alters- und Übergangsversorgung bis zu den Gehältern und Arbeitsbedingungen. Der eigentliche Grund für die Härte des Konfliktes war aber die Entscheidung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr, mit Eurowings eine Billigmarke aufzubauen, die die Lufthansa-Piloten als Bedrohung für die bestehenden hohen Gehälter und die komfortablen Arbeitsbedingungen verstehen mussten. Anfangs forderte die VC daher, Eurowings müsse in den Konzerntarifvertrag integriert werden. Damit konnte sich die VC aber nicht durchsetzen.

Mit der Vereinbarung ist nach Ansicht von Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens "ein Durchbruch" gelungen. "Jetzt ist der Weg frei für eine umfassende Einigung mit der Vereinigung Cockpit zu allen offenen Tarifthemen." Es sei damit auch ein "nachhaltiger Tariffrieden" bis 2022 gesichert. "Die Absichtserklärung zu einer Gesamtlösung stellt eine große Chance zur Befriedung des seit Jahren andauernden Tarifkonfliktes dar", so VC-Vorstandsmitglied Jörg Handwerg. Die VC-Mitglieder müssen die Einigung noch in einer Urabstimmung billigen.

Der Kompromiss besteht aus einer Fülle von Einzelkomponenten. Unter anderem haben die Piloten zugestimmt, die Altersversorgung umzustellen. Künftig garantiert die Lufthansa nur noch die Höhe der Beiträge und nicht mehr die Auszahlungssumme. Dadurch kann Lufthansa voraussichtlich noch im laufenden Geschäftsjahr einen hohen dreistelligen Millionenbetrag an Rückstellungen auflösen. Das Rentenalter wird in Schritten auf 60 Jahre angehoben, die Gewerkschaft hat zudem eine höhere Produktivität zugesichert. Im Gegenzug bekommen die Piloten in einem neuen Gehaltstarifvertrag über zehn Jahre 11,4 Prozent mehr Geld sowie eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern. Lufthansa verpflichtet sich, die Flotte (ohne Eurowings, Partner und Regionaljets) nicht auf weniger als 325 Maschinen zu reduzieren. Sie will 600 Stellen für Kapitäne schaffen sowie 700 neue Co-Piloten einstellen.

Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings - die Gesellschaften, für die der Konzerntarifvertrag gilt - betreiben derzeit insgesamt rund 330 Flugzeuge. Damit garantiert der Konzern seinen Piloten, dass er in den nächsten fünf Jahren im Kerngeschäft nicht weiter schrumpft. Allerdings hat Lufthansa auch bei einer Absenkung um 15 Prozent immer noch mit die höchsten Cockpit-Kosten in der Branche. In Europa liegt nur Air France noch einmal deutlich darüber. Die Einigung schränkt andererseits das Wachstum der Billigsparte Eurowings nicht ein. Die Piloten der verschiedenen Eurowings-Ableger verdienen erheblich weniger als ihre Lufthansa-Kollegen. Eurowings eröffnet im März eine Basis in München, nächstes Jahr soll das Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt folgen.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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