Luftfahrt:Schwere Zeiten für Boeing

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Der Flugzeugbauer muss den ersten Umsatzrückgang seit sieben Quartalen verkraften. Insbesondere der jüngste Zwischenfall mit einer Boeingmaschine belastet die Geschäftszahlen des Konzerns.

Der Zwischenfall mit einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska Airlines Anfang des Jahres schlägt sich massiv in den Geschäftszahlen des US-Flugzeugbauers nieder. Zum ersten Mal seit sieben Quartalen musste Boeing von Januar bis März einen Umsatzrückgang hinnehmen: um acht Prozent auf 16,6 Milliarden Dollar. Boeing musste auf Geheiß der US-Luftfahrtbehörde FAA nach der schlagzeilenträchtigen Panne die Produktion seines Verkaufsschlagers 737 MAX drosseln. Insgesamt wurden im ersten Quartal nur 83 Flugzeuge ausgeliefert, darunter 67 Boeing 737 MAX - 36 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Mittelabfluss aus dem operativen Geschäft schnellte auf 3,9 Milliarden Dollar und war damit etwa fünfmal so hoch wie ein Jahr zuvor, wie Boeing mitteilte. Gerechnet hatte der Konzern mit einem Mittelabfluss von bis zu 4,5 Milliarden. Der bereinigte Verlust sank auf 388 (Vorjahreszeitraum: 440) Millionen Dollar.

Das Rüstungsgeschäft, das zuletzt rote Zahlen geschrieben hatte, sorgte diesmal für etwas Erleichterung. Die Boeing-Aktie legte vorbörslich um 3,6 Prozent zu, weil der Verlust geringer ausfiel als gedacht. "Es hätte schlimmer kommen können", schrieb Analyst Robert Stallard von Vertical Research Partners. Aber Boeing habe noch ernsthafte Probleme zu lösen.

Der scheidende Vorstandschef Dave Calhoun sprach in einem Brief an die Belegschaft von einem "schweren Augenblick". Die Drosselung der Produktion sei für die Kunden ebenso ein Problem wie für die Finanzen von Boeing selbst. "Aber Sicherheit und Qualität müssen und werden absoluten Vorrang haben. Wir drehen jeden Stein um und machen deutliche Fortschritte." Calhoun hatte seinen Abschied für Ende des Jahres angekündigt. Im Januar war bei einer Boeing 737 MAX von Alaska Airlines kurz nach dem Start in Portland in fünf Kilometern Höhe ein Teil der Kabinenwand herausgefallen, hinter der sich der Notausgang befindet. Dabei kämpft der Flugzeugbauer seit Jahren mit Vorwürfen, bei der Konstruktion und Produktion der Maschinen geschlampt zu haben.

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