London:Moskaus Gold

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Die City of London: Spötter nennen die Metropole Londongrad. (Foto: Jeff Moore/AP)

Der russische Staat und Oligarchen verstecken dubioses Geld in der britischen Hauptstadt, klagt das Parlament in Westminster. Die Abgeordneten wollen das nicht länger hinnehmen.

Von Björn Finke, London

Es passt nicht so recht zusammen: Nach dem Giftanschlag auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal in Salisbury kritisierte Premierministerin Theresa May Russland scharf. Mitte März gab die britische Regierung bekannt, 23 Diplomaten auszuweisen. Gerade mal einen Tag später platzierte der Kreml-nahe Energiekonzern Gazprom Firmenanleihen für 750 Millionen Euro am Finanzplatz London. Einen weiteren Tag darauf schlug Moskau Staatsanleihen für vier Milliarden Dollar in London los - mithilfe der russischen Bank VTB, die mit Sanktionen belegt ist, aber ein legales Schlupfloch nutzte. "Business as usual", die Geschäfte gehen ungestört weiter, kommentierte Russlands Botschaft in London auf Twitter.

Putin nutzt das Geld seiner Getreuen im Ausland für schmutzige Kampagnen

Einflussreiche Parlamentarier in Westminster wollen das ändern. "Business as usual können wir nicht länger erlauben", sagt der konservative Abgeordnete Tom Tugendhat. Der Politiker gilt als ein kommender Star der Tories und sitzt dem außenpolitischen Ausschuss vor. Das Gremium veröffentlichte am Montag einen Bericht über die Bedeutung Londons für den russischen Staat und seine Oligarchen - und über die Frage, wie die Regierung Finanzgeschäfte des Kreml erschweren kann. Der Report trägt den blumigen Titel "Moskaus Gold".

Die Abgeordneten betonen in dem Papier, die meisten Russen in Großbritannien seien rechtschaffen und hätten keine Verbindung zu Präsident Wladimir Putin oder korrupten Deals. London ist beliebt als Zweitwohnsitz reicher Russen; Spötter nennen die Metropole Londongrad.

Der Ausschuss klagt jedoch, die Stadt und ihre Finanzdienstleister seien auch bei Oligarchen populär, die ihre Schätze dem Kreml verdanken und nun Putin unterstützen. Diese Milliardäre von Putins Gnaden versteckten Vermögen in London - etwa durch den Kauf teurer Immobilien - und betrieben Geldwäsche. Briefkastenfirmen in verschwiegenen Überseegebieten wie den Britischen Jungferninseln hülfen dabei. Braucht der Präsident schnell und diskret Geld, zum Beispiel für die sinistre Beeinflussung von Wahlen im Ausland, stellten es diese Getreuen zur Verfügung.

Mehr Ermittler und besserer Austausch

Damit finanziere Geld, das durch London fließt, Putins Kampagne, die internationale Ordnung zu untergraben, und schade "unseren Alliierten", schlussfolgert der Ausschuss. Das Gremium hält die Gesetze gegen Geldwäsche für ausreichend, fordert aber mehr Ermittler und einen besseren Austausch mit Behörden im Ausland. Außerdem sollten mehr Personen, die dem Kreml nahestehen, mit Sanktionen bedacht werden. Russland müsse es auch erschwert werden, Anleihen zu platzieren. Daneben kritisierten die Politiker, dass Putin-Freund Oleg Deripaska im November seinen Konzern En+ in London an die Börse bringen konnte. Im April verhängten die USA Sanktionen gegen den Milliardär.

Ein anderer Vertrauter des Präsidenten ist Roman Abramowitsch. Dem Oligarchen gehört der Londoner Fußballklub FC Chelsea, doch beim Pokalfinale am Samstag war er nicht dabei: Sein Visum ist abgelaufen, seit März wurde er nicht mehr im Königreich gesehen. Die Ausstellung eines neuen Visums dauere unerwartet lange, heißt es. Die britische Regierung will den Fall nicht kommentieren.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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